Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian
über die Höhe der Kosten bzw. die Masse der Beschäftigten vor. Demnach wendete Claudius für
die beiden an der Porta Praenestina (Porta Maggiore) in die Stadt eintretenden Aquädukte 350 Millionen Sesterzen auf (Plin.
nat. hist. 36, 122). Die Arbeiten waren von Caligula im Jahre 38 begonnen worden; Claudius vollendete sie im Jahre 52 (Corp.
Inscr. Lat. VI 1256). Am Fuciner See im Gebiet der Marser arbeiteten elf Jahre lang (41 – 52) 30 000 Menschen (Suet. Claud. 20, 2). Für Rom |41| selbst brachte der große Brand des Jahres 64 die Inangriffnahme eines Wiederaufbauprogramms umfassenden Charakters. Da zehn
der vierzehn Regionen von der Feuersbrunst betroffen waren, konnte Nero die Stadt nach ‘modernen’ städtebaulichen Prinzipien
wiedererstehen lassen, mit breiten Straßen, regelmäßig angeordneten Häuserblocks, bestimmten Abständen zwischen den Häusern
und festgelegter Höhe. Um den Wiederaufbau zu beschleunigen, setzte der Kaiser Prämien für die Bauherren aus und übernahm
selbst die Beseitigung des Schuttes. Auch die Kosten für die vor den Häuserreihen zu errichtenden Portiken sollten auf seine
Rechnung gehen. Rom war damals eine riesige Baustelle – und erhielt urbanistisch ein neues Profil (Tac. ann. 15, 43).
Die Brandkatastrophe des Jahres 64 erforderte Sühnemaßnahmen gegenüber den Göttern. Nach Befragung der Sibyllinischen Bücher
wurden der gesamten Bürgerschaft Bittgebete an Volcanus, Ceres und Proserpina aufgetragen; die Matronen sollten sich zusätzlich
an Iuno wenden (Tac. ann. 15, 44, 1). Rom erlebte eine Manifestation des alten Götterglaubens! Es war noch nicht zwei Jahrzehnte
her, daß Claudius das achthundertjährige Bestehen der Stadt mit
ludi saeculares
(47) gefeiert und das Augurium Salutis für den fortwährenden Bestand Roms (49) erneuert hatte. Jetzt lag die Stadt in Trümmern,
und man mußte darüber nachdenken, was wohl den Zorn der Götter erregt hatte.
Nero fand auf die Frage nach der Ursache des göttlichen Zorns die Antwort, daß ein neuer „Aberglaube“ die Eintracht mit den
Göttern störe. Er gab daher den Anhängern dieser
superstitio
– Christen nannten sie sich – die Schuld an dem großen Unglück und stellte sie unter Anklage. Er konnte dies um so leichter,
als im Volk die Meinung verbreitet war, sie begingen allerlei „Schandtaten“
( flagitia )
. Zugleich trat Nero damit dem Gerücht entgegen, er selbst sei für den Brand verantwortlich, weil er Rom neu begründen wollte
(Tac. ann. 15, 44, 2; Suet. Nero 16, 2).
In bezug auf die Christen in Rom wußte man, daß ihr Name auf Christus zurückging, der unter der Regierung des Tiberius in
Judäa durch den Statthalter Pontius Pilatus (26 – 36) hingerichtet worden war. Sie selbst besaßen die Glaubensgewißheit, daß Jesus Christus der Gekreuzigte von den Toten auferstanden
war und sich dadurch als Sohn Gottes ausgewiesen hatte. In den Verhören, denen die Christen auf Geheiß Neros unterworfen wurden,
kam zutage, daß ihnen eine Haltung eigen war, welche protokollarisch als „Haß gegen das Menschengeschlecht“
( odium generis humani
) festgehalten |42| wurde (Tac. ann. 15, 44, 3 - 4). Nach ihrem eigenen Verständnis befanden sie sich im Widerstreit mit ‘dieser Welt’, deren baldiges Ende sie erwarteten.
Nero ließ die Christen in großer Zahl auf grausame Art (u. a. durch Verbrennung) zu Tode bringen. Schauplatz des Martyriums
waren die Gärten der Agrippina auf dem Vatikan, wo im Circus (des Caligula) gleichzeitig Wagenrennen stattfanden.
Die römische Christengemeinde, über die Neros Verfolgung hereingebrochen war, hatte das Ansehen einer starken Bastion des
sich ausbreitenden Christentums. „In der ganzen Welt spricht man von eurem Glauben“, schrieb der Apostel Paulus 55 in einem
für diese Gemeinde bestimmten Brief (Rom. 1, 8). Nachdem er die „Froh botschaft “ (Evangelium) von der Erlösung der Menschen durch Jesus Christus auf drei großen Missionsreisen im Osten verkündet hatte,
wollte er nach Rom kommen und weiter nach Spanien reisen. Er kam (59) – allerdings als Gefangener, um vom Kaiser den Richterspruch
zu empfangen, den er vor dem Gericht des Statthalters in Jerusalem unter Berufung auf sein römisches Bürgerrecht erbeten hatte
(vgl. oben S. 34). Paulus fand in Rom den Tod, vielleicht im Zusammenhang mit der neronischen Verfolgung. Als Beisetzungsort
gab man eine Stelle an der Via Ostiensis an, wo
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