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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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Überlieferung weiß von einer in der Colonia Augusta Treverorum/Trier gehaltenen Rede des Cerialis, in der er den Galliern
     die Vorteile ihrer Zugehörigkeit |83| zum Imperium Romanum vor Augen stellte und die Warnung aussprach, daß dieses in 800 Jahren zusammengewachsene Gebilde nicht
     zerstört werden könne, ohne daß die, welche solches versuchten, mit ins Verderben gezogen würden (Tac. hist. 4, 73   –   74).

Zu der Zeit, als im gallisch-germanischen Raum die Kampfhandlungen eingestellt wurden, fand auch der Krieg in Judäa mit der
     Eroberung Jerusalems seinen Abschluß. Entsetzliche Leiden waren über die Stadt gekommen, seit Titus sie um die Zeit des Passah-Festes
     (April 70) mit vier Legionen und zahlreichen Hilfstruppen eingeschlossen hatte. Hunger quälte die Menschen, die Pest wütete
     unter ihnen. Im Zuge der Eroberung ging – gegen Titus’ Willen – der Tempel in Flammen auf und wurde vollständig zerstört (10.
     August 70). Die Römer eroberten schließlich auch die Oberstadt (8. September 70) und betätigten sich wie schon vorher als
     Mordbrenner. Mehr als 1 Million Menschen sollen in Jerusalem ums Leben gekommen sein, wobei zu berücksichtigen ist, daß Juden
     aus aller Welt zum Passah-Fest in die Stadt gekommen waren (Jos. bell. Iud. 6, 9, 3   –   4). Von den Gefangenen wurden die über 17 Jahre alten in die Bergwerke nach Ägypten geschickt oder für den Kampf in den Arenen
     auf die Provinzen verteilt. Die noch nicht 17 Jahre alten Juden wurden in die Sklaverei verkauft. Die Stadt Jerusalem war
     entvölkert und zerstört. Ihre von den Eroberern fortgeschleppten Reichtümer bewirkten, daß in Syrien der Goldpreis um die
     Hälfte fiel (Jos. bell. Iud. 6, 6, 1).
    Nachdem Cerialis im Westen und Titus im Osten die Aufstände gegen Roms Herrschaft niedergeschlagen hatten und Mucianus Herr
     der Lage in Rom war, hielt Vespasian seinen Einzug in die Hauptstadt des Reiches (Oktober 70). Er hatte seine Ankunft wohl
     absichtlich so lange hinausgezögert. Jetzt kam er von der geheimisvollen Aura umgeben, der prophetisch verkündete Weltherrscher
     aus dem Osten zu sein (Tac. hist. 5, 13, 2). Ihm schollen die Servator-Rufe des Volkes entgegen, und man erwartete von ihm
     Sicherheit und materielles Glück (Jos. bell. Iud. 7, 4, 1); hatte er doch schon durch Getreidelieferungen von Alexandria aus
     bewiesen, daß ihm Roms Wohlergehen am Herzen lag (Tac. hist. 4, 52, 2). Vespasian förderte die ‘Heilserwartung’ des Volkes
     durch Prägung einer Münze (Denar), die auf der Vorderseite den Sol Oriens mit Strahlenkranz, auf der Rückseite Vespasian mit
     segenspendend erhobener Rechten darstellte (Rom. Imp. Coin. II 18, Nr. 28). Konnte angesichts dieser charismatischen Repräsentation
     überhaupt noch jemand daran denken, daß der neue Princeps plebejischer |84| Herkunft war und nicht aus Rom, sondern aus Reate im Sabinerland stammte?
    Vespasian wurde bei seiner Rückkehr aus dem Osten von seinem Sohn Domitian in Benevent begrüßt und nach Rom geleitet. Domitian
     hat später die Adventus-Szene (wie er sie gesehen wissen wollte) auf einem Relieffries darstellen lassen, der (zusammen mit
     einem anderen) unter der Cancelleria Apostolica auf dem Marsfeld gefunden worden ist und nun in den Vatikanischen Museen (Museo
     Gregoriano Profano) aufbewahrt wird. Im Jahre 71 (Juni) kehrte Titus nach längerem Aufenthalt in Syrien und Ägypten nach Rom
     zurück, wo Vespasian persönlich ihn offiziell begrüßte. Wenig später feierten Vespasian und Titus den für sie (einzeln) beschlossenen
     Triumph gemeinsam und ließen auch Domitian auf einem Schimmel neben dem Triumphwagen reitend daran teilnehmen: Die neue Dynastie
     präsentierte sich dem Volk und wies ihre Legitimation vor, den Sieg im Jüdischen Krieg und (unausgesprochen) den über Vitellius
     im Bürgerkrieg. Der Triumphzug (ausführliche Beschreibung: Jos. bell. Iud. 7, 5, 4   –   6) imponierte insbesondere durch die Beute aus dem Tempel in Jerusalem: die purpurnen Vorhänge des Allerheiligsten, den mehr
     als zentnerschweren goldenen Tisch für die Schaubrote, die silbernen Trompeten, den goldenen siebenarmigen Leuchter, die Torarolle.
     Insgesamt, so der zeitgenössische Bericht, vermittelte der Triumphzug eine Vorstellung von der
maiestas imperii
.
    Der Sieg im Jüdischen Krieg schuf für den Prinzipat Vespasians eine ähnliche Ausgangsposition, wie sie die Eroberung Ägyptens
     für Octavian/Augustus geschaffen hatte. Und wie

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