Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian
bildeten eine Ausnahme –, erhöhte sich der Wert der vorhandenen. Das hatte u.a. zur
Folge, daß Sklaven häufiger als sonst ihre Arbeitsplätze auf den großen Gütern verließen und bei neuen Herren Unterschlupf
und Beschäftigung fanden. Der Staat reagierte auf die Zunahme der Sklavenflucht, indem er zum einen den geschädigten Herren
staatliche Hilfe bei der Suche nach flüchtigen Sklaven zur Verfügung stellte, und zum anderen die Aufnahme von
fugitivi
und den Widerstand gegen Fahndungsmaßnahmen mit hohen Geldstrafen belegte. Marcus Aurelius brachte im Zusammmenwirken mit
dem Senat diese umfassende rechtliche Festlegung, die auch für die Provinzen galt, zustande (Dig. 11, 4, 1, 1 – 4).
Italien wurde in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts mehrmals von der Pest schwer heimgesucht (vgl. oben S. 142). Von der
unter Marcus Aurelius aus dem Osten ins Reich eingeschleppten Seuche wußte man später zu berichten, daß sie weite Teile Italiens
( totam Italiam
) entvölkert habe (Oros. 7, 15, 5), und in bezug auf die Pest unter Commodus vermerkte ein dem Ereignis zeitlich nahestehender
Geschichtsschreiber, daß nicht nur Rom, sondern auch Italien unter ihr gelitten habe (Herodian. 1, 12, 1). Es gibt zudem ein
Zeugnis, das auf eine Folge der Pestjahre hinzuweisen scheint: Am Ende der Regierung des Commodus gab es in Italien viel brachliegendes
Land
( agri deserti
), so daß der Nachfolger des Commodus, Pertinax, versuchte, für dieses Okkupanten zu finden, die es wieder unter den Pflug
nähmen. Als Anreiz sollte der Erwerb des vollen Eigentums an ihm dienen (Herodian. 2, 4, 6).
166, d. h. kurz vor dem Übergreifen der Pest auf Italien, waren hier zwei Legionen ausgehoben worden: die später so genannten
II
und
III Italicae
; sie waren für den Einsatz gegen die Markomannen bestimmt. Der von Marcus Aurelius angeordnete
dilectus per Italiam
(Année épigr. 1956, 123) bildete insofern eine Besonderheit, als er den Anspruch aufrechterhielt, die Legionen des römischen
Heeres seien in Italien beheimatet, obwohl doch im 2. Jahrhundert zur Regel geworden war, Provinzialrömer in sie einzustellen.
Zuletzt hatte Trajan vor dem 2. Dakerkrieg (105 / 6) zwei Legionen in Italien ausgehoben. Insgesamt wuchs die Zahl der |149| Legionen im 2. Jahrhundert auf 30 (gegenüber 25 z. Z. des Augustus und 28 z. Z. Vespasians, oben S. 1 + 114).
Es wuchs im 2. Jahrhundert auch die Zahl der Provinzen, und zwar kamen unter Trajan gleich fünf große Landgebiete hinzu –
das Imperium Romanum erreichte seine größte Ausdehnung. Im Norden wurde 106 jenseits der Donau die Provinz Dacia eingerichtet.
Das gleiche Jahr brachte im Südosten die Annexion des Klientelstaates der Nabatäer als Provinz Arabia. Im Osten bildeten drei
Provinzen die Ausbeute des Partherkriegs Trajans: Armenia (114), Mesopotamia (115), Assyria (116). Sie lagen jenseits des
Euphrat, z. T. sogar jenseits des Tigris. Aber ihre Einbeziehung ins Reich währte nur ganz kurze Zeit; Hadrian gab sie 117
auf, weil sie, wie er behauptete, sich nicht verteidigen ließen (unten S. 156).
Anders lagen die Verhältnisse in Dakien. Hier war es offenkundig, daß die Verteidigungsverhältnisse verbessert werden könnten,
wenn statt der Donau die Gebirge, welche Dakien (Siebenbürgen) rings umgaben (Jord. Get. 12, 74), die Grenze bildeten. Eine
Bedrohung für die Donauprovinzen war Dakien ganz gewiß. Decebalus hatte nach dem Friedensschluß des Jahres 89 (oben S. 110)
sein Land auf einen neuen Waffengang mit Rom vorbereitet und in den Roxolanen (nördl. der unteren Donau) potente Bundesgenossen
gefunden. Seine Ressourcen waren bei dem Reichtum Dakiens an Edelmetallen fast unerschöpflich. Auch diese bildeten natürlich
für Rom einen Anreiz zur Eroberung. Im übrigen gab es Verletzungen des Friedens von 89 seitens der Daker, die eine Kriegserklärung
Roms formal rechtfertigten.
Trajan hatte mit der Planung des Krieges schon begonnen, als er im Winter 98 / 99 die Truppen an der Donau besuchte (oben S. 116). Aufwendige Projekte wurden in Angriff genommen, um den Nachschub zu sichern:
Am Eisernen Tor wurde die rechts der Donau verlaufende Straße durch die an den Fluß herantretenden Felsen geführt (Corp. Inscr.
Lat. III 8267) sowie ein mehr als 3 km langer und 30 m breiter Kanal gebaut, der den Schiffen der beiden römischen Donauflotten
ermöglichte, die Stromschnellen zu überwinden (Année épigr. 1973, 475). Vor
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