Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian
als endgültig zu betrachten. Er erneuerte das Festungssystem, rüstete in jeder Hinsicht auf und versuchte, Bundesgenossen
zu gewinnen. Trajan reagierte durch einen Truppenaufmarsch an der Donau, der fast die Hälfte des gesamten römischen Heeres
mobilisierte: 14 Legionen waren daran beteiligt und weit mehr als die zugehörigen Auxilien. Am 4. Juni 105 brach der Kaiser
von Rom „nach Mösien“ auf (Fast. Ost., Inscr. It. XIII 1, S. 197) – dem Dakerkönig wurde erneut der Krieg erklärt. Und dieser
eröffnete ihn sofort. Er versuchte, die Römer aus ihrer Stellung bei Sarmizegetusa zu vertreiben. Als das mißlang, schickte
er römische Deserteure nach Mösien, um Trajan zu ermorden (Cass. Dio 68, 11, 3). Doch auch damit scheiterte er. Da brachte
er durch eine List den Kommandeur der römischen Truppen bei Sarmizegetusa, Cn. Pompeius Longinus, in seine Hände und verlangte
daraufhin von Trajan die Rückgabe der 102 abgetretenen dakischen Gebiete sowie eine hohe Kriegsentschädigung. Der Selbstmord
des Longinus machte dann aber den Erpressungsversuch des Decebalus zunichte (Cass. Dio 68, 12, 1 – 4).
|152| Der Krieg begann römischerseits im Frühjahr 106, und zwar mit dem Vormarsch zweier Heeresgruppen von Drobeta (Moesia superior)
aus über den Eisernen-Tor- bzw. den Vulkan-Paß in Richtung Sarmizegetusa. Das gleiche Marschziel hatten die aus Moesia inferior
über den Roten-Turm-Paß vorrückenden Truppen. Durch den konzentrischen Angriff gelang es, den Festungsgürtel um Sarmizegetusa
zu durchbrechen und die Hauptstadt des Dakerreiches zu erobern. Wichtig war auch, daß der Schatz des Decebalus gefunden wurde
(in einem Flußbett: Cass. Dio 68, 14, 4); er setzte, wie schon erwähnt (oben S. 133), Trajan in den Stand, sein großartiges
Bauprogramm zu finanzieren. Decebalus suchte sein Heil in der Flucht, wurde aber von römischer Reiterei eingeholt. Um nicht
in Gefangenschaft zu geraten, gab er sich selbst den Tod. Ein Kundschafter
( explorator
) der
ala II Pannoniorum
, Ti. Claudius Maximus, hieb ihm den Kopf ab und überbrachte diesen an Trajan (Année épigr. 1969 / 70, 583), der ihn dem versammelten Heer als Zeichen der Beendigung des Krieges vorwies. Das geschah um den 11. August 106
(Corp. Inscr. Lat. XVI 160).
Trajan blieb noch bis weit in das Jahr 107 in dem eroberten Land und leitete dessen Provinzialisierung ein. Das eigentliche
Herrschaftsgebiet des Decebalus (Siebenbürgen) wurde zur Provinz Dacia erklärt und einem konsularischen Statthalter unterstellt;
die im Südosten eroberten Gebiete wurden der Provinz Moesia inferior zugeschlagen. In Dacia erhielten zwei Legionen ihre Garnisonen,
die eine im Nordwesten (Apulum/Alba Iulia), die andere im Südwesten (Berzovia, an der von Singidunum/Belgrad ausgehenden Straße
nach Sarmizegetusa). Dort, wo die Römer schon nach dem ersten Dakerkrieg Trajans ihr Hauptlager errichtet hatten (oben S.
151), gründete der erste Statthalter der Provinz, D. Terentius Scaurianus, die Veteranenkolonie Ulpia Traiana Augusta Dacica
Sarmizegetusa (Corp. Insc. Lat. III 1443 mit den Ergänzungen von H. Wolff, Acta Musei Napocensis 14, 1976, 108). Da die einheimische
Bevölkerung durch Kriegsverluste stark zusammengeschrumpft war, ließ Trajan Einwanderer aus allen Teilen des Reiches ins Land
kommen (Eutr. 8, 6, 2). Besonderen Wert legte er auf Arbeiter für die in kaiserlichen Besitz übergegangenen Goldgruben im
Nordwesten bei Alburnus Maior/Rosia Muntana. Es wurden daher bergbaukundige Pirusten (Pirustae) aus Dalmatien hierhin umgesiedelt.
Die endgültige Eroberung Dakiens wurde in Rom nach der Rückkehr Trajans (Mai/Juni 107) mit einem Triumph und großartigen |153| Feierlichkeiten begangen. Letztere währten drei Jahre. Im Kalender wurde vermerkt, daß allein zwischen dem 4. Juni 108 und
dem 1. November 109 an 117 Tagen 4941 Gladiatorenpaare auftraten (Fast. Ost., Inscr. It. XIII 1, S. 201). Für die Tierhetzen
waren um die 11 000 Tiere aller Art herangeschafft worden (Cass. Dio 68, 15, 1). An die Plebs ließ Trajan ein
congiarium
von sage und schreibe 500 Denaren pro Person verteilen (die Normalhöhe betrug 75 Denare). Auf den Münzen erschien die Legende
DACIA CAPTA (Rom. Imp. Coin. II 250, Nr. 96). Am nachhaltigsten aber wirkte das in Arbeit befindliche ca. 200 m lange spiralförmige
Reliefband der Trajanssäule (vgl. oben S. 133), das die beiden Dakerkriege in eine bildliche Darstellung umsetzte.
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