Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian
Von den
umliegenden Gebäuden des Trajansforums aus konnte man auch deren oberen Teil (im Gegensatz zu heute) in allen Einzelheiten
betrachten, so daß sich die Ereignisfolge geradezu nachlesen ließ.
Während die Eroberung Dakiens große militärische Anstrengungen erforderte und wohl auch mit empfindlichen Verlusten für die
Römer verbunden war, hatte die Besetzung des Nabatäerreiches mehr den Charakter eines Kommandounternehmens. A. Cornelius Palma,
der Statthalter Syriens, setzte 106 den Entschluß Trajans, die Thronvakanz in Petra zum Anlaß für die Provinzialisierung des
Königreiches zu nehmen, in die Tat um. Die Gründe für den Übergang zur direkten Beherrschung des an Judäa angrenzenden Landes
zwischen dem Hauran im Norden und Aelana/Elath (am Golf von Akaba) im Süden waren sowohl militärischer als auch wirtschaftspolitischer
Art. Militärisch bot das Heranrücken der Grenze an die Wüste den Vorteil, eine wirksame Grenzverteidigung errichten zu können.
Damit begann schon der erste Statthalter (C. Claudius Severus): Er baute eine Straße (Via Nova) „von der Grenze Syriens bis
ans Rote Meer“ (Corp. Inscr. Lat. III 14149) als wesentlichen Bestandteil des arabischen Limes. An dieser Straße hatte auch
die der (prätorischen) Provinz Arabia zugewiesene Legion ihr Lager (in Bostra). Wirtschaftspolitisch bekamen die Römer mit
Bostra und Petra die Endpunkte wichtiger Karawanenstraßen in die Hand. Der Indienhandel erhielt neuen Auftrieb, wie das Erscheinen
einer indischen Gesandtschaft vor Trajan im Jahre 107 anzeigte (Cass. Dio 68, 15, 1).
Trajans soldatisches Naturell und seine Hochschätzung der imperatorischen Grundlage des Prinzipats (vgl. oben S. 117) ließen
ihn jede sich bietende Gelegenheit ergreifen, die ihm persönlich Ruhm und dem Reich Erweiterung seiner Grenzen brächte. Eine
solche |154| Gelegenheit bot sich nach den Erfolgen in Dakien und Arabien, als der Partherkönig Osroes um 109 in Armenien einen Neffen
als König einsetzte, womit er gegen die unter Nero bekräftigte römische Suprematie über Armenien verstieß (Cass. Dio 68, 17,
1). Trajan glaubte – wohl auch im Blick auf die instabile Lage im Partherreich –, die Zeit sei reif, das Armenien-Problem
durch weiträumige territoriale Veränderungen im Osten zu lösen. Das aber bedeutete Krieg. Zu Beginn des Jahres 114 traf Trajan
in Antiochia/Syrien ein und begann im Frühjahr mit der Invasion Armeniens. Der König Parthamasiris war zwar bereit, seine
Königswürde von Trajan neu zu empfangen, doch erklärte der Kaiser auf einer Zusammenkunft in Elegeia (bei Erzurum/Türkei),
„Armenien gehöre den Römern und werde einen Römer als ‘Regenten’ erhalten“ (Cass. Dio 68, 20, 3). Mysteriöse Umstände führten
dann zur Tötung des Königs (Front. princ. hist. 6). Armenien wurde im Laufe des Sommers in Besitz genommen; die Hauptstadt
Artaxata erhielt eine starke Besatzung (Année épigr. 1968, 161 + 162). Als Provinz vereinigte Trajan Armenien mit Kappadokien,
dessen Verbindung mit Galatien (oben S. 112f.) er wieder gelöst hatte. Der Senat reagierte auf die Erfolgsnachricht vom Euphrat
mit dem erneuten Beschluß, Trajan möge den Ehrennamen Optimus annehmen (vgl. oben S. 117), und diesmal hatte der Appell Erfolg.
Trajan fügte die Distinktion zwischen seinen Eigennamen und den Augustus-Titel ein: Traianus Optimus Augustus (Corp. Inscr.
Lat. XVI 61 vom 1. 9. 114).
Im Herbst 114 trug Trajan den Krieg ins Zweistromland hinein und eroberte 115 dessen nördlichen Teil mit Batnae und Nisibis
als Zentren. Von Nisibis gelangte er nach Singara, einem der südlichen Eckpunkte für die Grenze der geplanten Provinz Mesopotamia
(vgl. den in der Nähe von Singara gefundenen Meilenstein: Syria 8, 1927, 53 – 54). Dann verließ er das Kriegsgebiet, um in Antiochia/ Syrien (heute Antakya/Türkei) den Winter mit Staatsgeschäften zu verbringen.
Hier geriet er in Lebensgefahr: Am 13. Dezember 115 (Malal. chronogr. 11, S. 275 der Ausg. von Dindorf) wurde Antiochia von
einem verheerenden Erdbeben heimgesucht. Fast die ganze Stadt wurde zerstört, zahllose Menschen fanden den Tod. Trajan soll
auf wundersame Weise gerettet worden sein (Cass. Dio 68, 25, 5). Bevor er den Partherkrieg wiederaufnahm, sandte er einen
Bericht über seine Siege in Mesopotamien an den Senat, der ihm daraufhin am 21. Februar 116 den Ehrenamen Parthicus verlieh
(Fast. Ost., Inscr. It. XIII 1,
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