Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian
und
amici
Trajans wurden von Hadrian 118 ums Leben gebracht (vgl. oben S. 129f.).
Hadrians Vorstellung vom Grenzverlauf im Osten entsprach der des Augustus in der Konkretisierung Vespasians (oben S. 112).
Der Aufbau einer neuen Verteidigungslinie jenseits des Euphrats erschien ihm zu aufwendig und politisch zu gefährlich. Denn
er wollte Frieden mit den Parthern. So entließ er denn Armenien aus dem Provinzverbund mit Kappadokien und stellte den alten
Klientelstatus des Landes wieder her. Auf die Tribute aus den Provinzen Mesopotamia und Assyria leistete er ausdrücklich Verzicht.
Mit dem Partherkönig Osroes kam er überein, daß der von Trajan eingesetzte Gegenkönig Parthamaspates als Abfindung die Herrschaft
über Osrhoene erhielt. Der Euphrat trat wieder in seine alte Funktion |157| als Reichsgrenze ein (Hist. Aug. Hadr. 21, 10 – 12). Hadrian überzeugte sich selbst (wohl schon 123), daß das von den Flaviern hier errichtete Verteidigungssystem (oben S.
112) intakt war, und um 134 stellte der kappadokische Statthalter Arrian (vgl. oben S. 137) bei der Abwehr des Alaneneinfalls
diese Tatsache nachdrücklich unter Beweis (Cass. Dio 69, 15, 1).
Die Entspannung am Euphrat gab Hadrian die Möglichkeit, eine der vier syrischen Legionen der Provinz Judäa zuzuweisen, so
daß diese nun über zwei Legionen verfügte und damit konsularischen Rang erhielt. Wahrscheinlich spielten bei dieser Maßnahme
die Erfahrungen während des jüdischen Aufstands unter Trajan (oben S. 155) eine Rolle. Die neue Legion
( VI Ferrata
) errichtete ihr Lager in Galiläa (Caparcotna bei Sepphoris/Diocaesarea). Als terminus ante quem ließ sich das Jahr 130 ermitteln
(Latomus 19, 1960, 110 – 111); der wirkliche Zeitpunkt dürfte etliche Jahre früher liegen.
Hadrian hat seine Grenzpolitik dahingehend definiert, daß die Barbaren durch Flüsse oder künstliche Barrieren vom Reichsgebiet
ferngehalten werden sollten (Hist. Aug. Hadr. 12, 6). Das damit zum Prinzip der Reichsverteidigung erhobene Limessystem fand
seine deutlichste Ausprägung in Britannien, wo die in flavischer Zeit als Nordgrenze etablierte Solway-Tyne-Linie (oben S.
107f.) durch einen ca. 120 km langen steinernen Wall von 6 m Höhe und 2,50 m Dicke befestigt wurde; ihm war ein 9 m breiter
Graben nördlich vorgelagert. Der Bau des Hadrianswalles begann im Jahre 122, nachdem der Kaiser bei seinem Aufenthalt auf
der Insel die Gefährdung der Nordgrenze erkannt und zunächst durch eine militärische Aktion (Corp. Inscr. Lat. XI 5632:
expeditio Britannica
) beseitigt hatte.
In Germanien, wo Hadrian vor der Überfahrt nach Britannien seine Inspektion durchgeführt hatte, war der bei Rheinbrohl beginnende
obergermanische Limes als Postenweg entlang den bei der Eroberung des rechtsrheinischen Gebiets geschlagenen Waldschneisen
unter Domitian ins Leben getreten (oben S. 106) und seitdem durch Wachtürme und Kastelle befestigt worden. Er bildete eine
Grenzlinie, die bis zum Neckarkastell Köngen (Grinario) hinunterführte, wobei Main und Neckar streckenweise selbst die Grenze
bildeten. Hadrian hielt es für richtig, vor dem Limes, wie er damals bestand, eine Palisade als Annäherungshindernis errichten
zu lassen (Hist. Aug. Hadr. 12, 6), und zwar nicht nur in Obergermanien, sondern auch in Rätien, wo das nördlich der Donau
gewonnene Terrain gleichfalls durch eine Kastellkette, den rätischen Limes, gesichert worden war.
|158| Das Gegenstück zur Grenzpolitik Hadrians bildete seine Militärreform. Denn diese basierte auf dem Grundsatz, daß der Ausbildungsstand
der römischen Truppen so hoch sein müsse, daß er jeden Feind abschrecke (Cass. Dio 69, 9, 5). Hadrians Heeresreglement schrieb
deshalb regelmäßige „Übungen“ vor, und zwar unter Bedingungen, „als ob Krieg herrsche“ (Hist. Aug. Hadr. 10, 2). Der Kaiser
nahm gelegentlich selbst an solchen
exercitationes
teil, z. B. an einem 30-km-Marsch in voller Rüstung (ebd. 10, 4). In Lambaesis/Numidien, dem Standquartier der
legio III Augusta
, äußerte er sich 128 mit großer Sachkenntnis zu den ihm vorgeführten Manövern (Corp. Inscr. Lat. VIII 2532 + 18 042). Unter Hadrian gewann die Disziplin eine solche Hochschätzung im römischen Heer, daß sie geradezu als Schutzgöttin verehrt
wurde, der man Altäre weihte und Gelübde darbrachte (Britannia 10, 1979, 346). Andererseits ließ die Potenzierung der
disciplina militaris
ein Problem akut werden, das an
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