Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian
Städte des griechischen Mutterlandes, sondern auch
„Kolonien“ (Apoikoi) in Kleinasien und Cyrene an. Die Eröffnungsfeier fand 132 gleichzeitig mit der Einweihung des Tempels
für den olympischen Zeus statt, den Hadrian fertigstellen ließ, nachdem er Jahrhunderte lang unvollendet geblieben war.
Ein völliger Mißerfolg war der Versuch Hadrians, auch Judäa in seine Erneuerungspolitik einzubeziehen. Sein Entschluß, Jerusalem,
wo die
legio X Fretensis
ihr Lager hatte, als Colonia Aelia Capitolina neu zu begründen und anstelle des vor 60 Jahre zerstörten jüdischen Tempels
(oben S. 83) einen solchen für Iupiter Capitolinus zu erbauen, entfachte eine ungeheure Wut unter den Juden, die sich noch
steigerte, als bekannt wurde, daß Hadrian die Beschneidung mit Strafe bedroht habe (Hist. Aug. Hadr. 14, 2). So brach 132
ein Sturm los, der die römische Herrschaft in Judäa erschütterte. Simon Bar Kokhba, ein Mann mit messianischem Anspruch, übernahm
die Führung der Aufständischen und proklamierte die „Erlösung Israels“. Nach diesem Ereignis datierte er seine Briefe (einige
wurden 1951 in den Höhlen von Murrabba’at, 16 km südl. von Qumran, am Westufer des Toten Meeres gefunden); auch seinen Münzen
gab er diese Datierung. Der Partisanenkampf brachte große Erfolge; weite Teile des Landes gerieten unter die Kontrolle der
Rebellen. Die römischen Truppen brauchten Verstärkungen und einen erfahrenen Taktiker. Letzterer wurde 133 aus Britannien
nach Judäa beordert: Sex. Iulius Severus. Er begann einen systematischen Vernichtungskrieg gegen die Insurgenten, der bis
135 dauerte. In ihm wurden 580 000 Menschen getötet und eine riesige Masse in die Sklaverei verkauft (Cass. Dio 69, 14, 1; Hieron. ad. Jerem. 31, 15). Das
ganze Land war entvölkert und verwüstet. Hadrian verfügte, daß nicht einmal sein Name erhalten bleiben sollte; die Provinz
bekam die neue Bezeichnung Syria Palaestina.
Hadrian hat in seinem Lebensbericht am Pantheon in Athen (oben S. 123) den Krieg gegen die Juden nicht verschwiegen, jedoch
betont, daß er ihn nicht aus freiem Willen begonnen habe (Paus. 1, 5, 5). Wenn man auch geneigt ist, dies zu akzeptieren,
so kann man ihm doch den Vorwurf nicht ersparen, daß er hätte erkennen müssen, welche Folgen sein den Juden als provokativ
erscheinendes Verhalten haben könnte. So bleibt das ihm attestierte Bemühen, |161| „den Frieden in der Welt zu erhalten“ (Hist. Aug. Hadr. 5, 1), von dem schrecklichen Geschehen in Judäa überschattet.
Der Regierung des Antoninus Pius haftet ein solcher Makel nicht an. Es kam unter diesem Kaiser zwar zu einzelnen kriegerischen
Maßnahmen (Hist. Aug. Ant. Pius 5, 4), doch handelte es sich dabei um Aktionen, wie sie in einem Weltreich unausweichlich
waren. Am bekanntesten ist die Vorverlegung der Nordgrenze in Britannien von der Solway-Tyne-Linie (Hadrianswall) an die engste
Stelle der Insel zwischen Forth und Clyde, wo schon Agricola Befestigungen errichtet hatte (oben S. 107). In den Jahren 142 / 3 wurde hier der 60 km lange Antoninswall gebaut (Corp. Inscr. Lat. VII 1125), nachdem der Statthalter Q. Lollius Urbicus
die aufständischen Briganten besiegt hatte (Paus. 8, 43, 4). Eine ähnliche Vorschiebung der Grenzbefestigung fand in Obergermanien
statt, wo der sogenannte äußere Limes von Miltenberg am Main bis hinunter nach Lorch an der Rems ca. 30 km östlich der bisherigen
Streckenführung errichtet wurde. Bei Lorch traf der insgesamt 380 km lange obergermanische Limes mit dem rätischen zusammen,
der, von Osten kommend, 170 km lang war. Die Wachtürme aus Holz wurden nun überall durch solche aus Stein ersetzt.
Aelius Aristides bezeichnete 143 in seiner Romrede die Grenzbefestigungen als Charakteristikum des Römischen Reiches. In seiner
Idealvorstellung umgaben sie das Reich ringsum (or. 26, 80 – 84). Die Wirklichkeit gab ihm weithin recht. So war man zu dieser Zeit auch in Afrika dabei, eine Grenzbarriere zur Wüste
hin zu errichten: das
fossatum Africae
, einen bis zu 10 m breiten Graben, welcher schließlich eine Länge von 750 km erreichte – wie die moderne Luftbildarchäologie
nachgewiesen hat.
Die Lage an den Grenzen änderte sich fast schlagartig nach dem Tode des Antoninus Pius (161). Die Parther rückten in Armenien
ein und nahmen den Königsthron für einen ihrer Prinzen in Anspruch. An der Donau rüstete sich mehr als ein Dutzend Völkerschaften
(Hist.
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