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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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Aug. Marc. Aur. 22, 1) zum Angriff auf die Provinzen von Rätien bis Pannonien und Dakien. „Markomannen“ ist nur eine
     Pars-pro-toto-Bezeichnung für sie. Am Rhein durchbrachen die Chatten den Limes und mußten mit Heeresmacht aus Obergermanien
     vertrieben werden. Auch in Britannien kam es zu Kampfhandlungen; sie führten sogar zur Aufgabe des Antoninswalles. Marcus
     Aurelius schrieb damals an seinen Lehrer Fronto, daß „drückende Sorgen“ ihn quälten (Front. ad Ant. imp. 4, 1) – ein sicherlich
     zutreffendes Eingeständnis.

|162| Die Inbesitznahme Armeniens durch die Parther rief den Statthalter Kappadokiens, M. Sedatius Severianus, auf den Plan. Im
     Glauben, mit nur einer Legion die Parther vertreiben zu können, überschritt er den Euphrat, wurde aber schon bei Elegeia vernichtend
     geschlagen (Cass. Dio 71, 2, 1). Die Parther fielen nun in die Provinz Syrien ein und blieben gegen den Statthalter L. Attidius
     Cornelianus siegreich (Hist. Aug. Marc. Aur. 8, 6). Eile tat jetzt not; tüchtige Heerführer wurden gebraucht. Nach Kappadokien
     entsandte Marcus Aurelius den M. Statius Priscus, einen Mann mit Stentorstimme, dessen Kommandos allein schon die Feinde in
     Schrecken versetzten; den Kriegsschauplatz in Syrien aber vertraute er seinem kaiserlichen Kollegen Lucius Verus an. Letzteren
     umgab er mit einem Stab hochkarätiger Militärs, von denen vor allem der Konsular C. Avidius Cassius sich dann hervortat.
    M. Statius Priscus drang 163 erfolgreich in Armenien ein, eroberte die Hauptstadt Artaxata und vertrieb den von den Parthern
     eingesetzten König. Als neuen Herrscher inthronisierte Lucius Verus einen parthischen Prinzen, der in Rom aufgewachsen war
     und die Konsulwürde erlangt hatte: Sohaemus (Rom. Imp. Coin. III 255, Nr. 511: REX ARMENIIS DATVS). Das geschah 164. In diesem
     Jahr begann von Syrien aus der römische Angriff auf das Partherreich. Zur Flankensicherung wurde Dura-Europos an der Südostgrenze
     Syriens erobert. Dann folgten die Besetzung der Osrhoene und der Vorstoß nach Nisibis. Schließlich wandte sich die gesamte
     Streitmacht – u. a. waren zwei Legionen von der Donau und eine vom Rhein an den Euphrat kommandiert worden – gegen Seleucia
     und Ctesiphon am Tigris. Beide Städte wurden eingenommen, erstere geplündert, in letzterer der Königspalast zerstört. Das
     Kriegsziel war erreicht. Der Partherkönig Vologaeses (III.) hatte den Erfolg der Römer nicht ernsthaft gefährden können, wofür
     wahrscheinlich Vorgänge im Osten seines Reiches verantwortlich waren. Eine Expedition nach Medien beendete 166 die Kriegshandlungen.
     Das siegreiche Heer trat den Rückmarsch an, sah sich nun aber von einem neuen Feind bedroht: der Pest. Sie war 165 in Seleucia
     ausgebrochen und forderte täglich ihre Opfer, nicht nur unter den Soldaten, sondern auch unter der Zivilbevölkerung des gesamten
     Durchmarschgebietes bis hin nach Rom (oben S. 142).
    Am 12.   10.   166 feierten Lucius Verus und Marcus Aurelius einen Triumph, den ersten seit fast 50 Jahren (vgl. oben S. 156). Armeniacus,
     Parthicus maximus, Medicus lauteten die Siegerbeinamen, welche beiden zuteil wurden. Eine der mit diesem Triumph zusammenhängenden |163| Ehrungen war vielleicht das majestätische Reiterstandbild des Marcus Aurelius, das 1538 vom Caelius (bei S. Giovanni in Laterano)
     auf den Kapitolsplatz geschafft wurde, wo es heute noch den Betrachter in seinen Bann zieht. Die Eroberungen des Partherkrieges
     traten zu Rom in ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis. Das galt besonders für die Osrhoene. In Nisibis blieb eine römische
     Besatzung. Dura-Europos gehörte nunmehr zur Provinz Syrien. Auch die Verbindung zu Armenien wurde enger geknüpft: In Kainepolis,
     der neugegründeten Hauptstadt (30 km westl. von Artaxata), war eine Besatzungstruppe stationiert.
    Die am Sieg über die Parther maßgeblich beteiligten Heerführer erhielten wichtige Statthalterposten, C. Avidius Cassius: Syria,
     P. Martius Verus: Cappadocia, M. Claudius Fronto: Moesia superior. Von den drei zusätzlich herangezogenen Legionen (oben S.
     162) kehrte eine – die
V Macedonica
– nicht mehr an ihren früheren Standort (Troesmis in Moesia inferior) zurück, sondern erhielt in Potaissa im Nordwesten Dakiens
     ihre neue Garnison. Diese Verlegung machte Dakien wieder zur Zweilegionenprovinz, als die sie von Trajan eingerichtet worden
     war. Hadrian hatte eine Legion (aus Berzovia) abgezogen und Dakien in einen West- und einen

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