Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
Vom Netzwerk:
die Welt zu gelangen.«
    »Ich habe sie bereits zuvor gesehen«, sagte ich. »In den Gewässern von Alkemara.«
    Er trat in die Untiefen des Flusses und bot mir seine Hand. »Sie werden dir keinen Schaden zufügen, obwohl sie den Geschmack von Mischlingsblut tatsächlich mögen.«
    »Einer meiner Freunde wurde von Kreaturen wie diesen verschlungen«, erwiderte ich, indem ich zu einem jungen männlichen Vampyr hinabblickte, dessen Krokodilsschwanz auf die Wasseroberfläche klatschte, als er uns auf seinem Weg durch die Strömung ansah. »Seine Auslöschung bereitet mir noch immer Kummer.«
    »Ich werde dich beschützen«, entgegnete Nezahual. »Nimm meine Hand, Aleric. Wenn sie deine Furcht erkennen, so geraten sie möglicherweise in eine Raserei. Du musst die Ruhe bewahren, wenn du diesen Fluss betrittst. Du musst dich im Einklang mit ihnen bewegen. Nur ihre Beute fürchtet sie. Wenn du sie fürchtest, so wirst du zu ihrer Beute werden.«
    »Das Wasser raubt mir viel Kraft«, gestand ich.

    »Eher ist es deine Furcht, die dir viel Kraft raubt. Ich werde dich auf meinem Rücken tragen, wenn nötig«, sagte er.
    Ich zog mein Hemd aus, so dass ich bis zur Körpermitte unbekleidet war, indem ich Umhang und Kleidungsstücke auf die Kieselsteine am Ufer fallen ließ. Dann tat ich einen Schritt hinein. Nun spürte ich jene Abgetrenntheit nicht mehr, die ich früher in der Nähe des Wassers verspürt hatte. Dieses Wasser war klar und sauber und fühlte sich eher wie der Strom selbst an.
    Ich nahm seine Hand, als er in die Strömung stieg.
    »Ja, noch ein Schritt«, meinte er.
    Er zog mich nach unten in das brausende Wasser. Zwei der Schlangenjungfrauen glitten an uns vorbei. Ich erblickte ihre schrecklichen grauen Zähne, die wie die eines Hais aussahen, während sie das Maul eines Neunauges besaßen. Und doch sah ich auch die Schönheit dieser Frauen, denn ihre Gesichter waren hübsch und ihre Farbe grauweiß, wie die Unterseite eines Hais. Ich spürte meine Furcht vor ihnen, aber sie beachteten mich nicht, als sie an uns vorbeiglitten. Ihre Leiber bewegten sich wellenförmig im Wasser. Ihre Gestalten waren athletisch und vollendet geformt. Doch noch immer erfüllte mich die Erinnerung an meinen Freund Yarilo mit leichter Furcht: wie er von mehreren Alkemarerinnen, die von ihrem eigenen Volk tranken, in seinen Tod gezogen wurde.
    Nezahuals grinsendes Gesicht beruhigte mich. Er sagte zu mir, ich sollte meine Arme um seinen Hals schlingen, dann würde er für mich schwimmen.
    Wir schwammen unter der Felsendecke vorbei und bewegten uns durch einen schmalen Durchlass, der zu einem Tunnel wurde. Ich spürte die glitschigen Gestalten der Neunaugen,
die neben uns schwammen. Als sie an uns vorbeikamen, begann ich mich zu entspannen, da sie nicht an einem Angriff interessiert zu sein schienen. Dann tauchten wir auf, indem er mich an die Wasseroberfläche hob. Die Strömung des Flusses hatte abgenommen. Als ich die Wasseroberfläche durchbrochen hatte, blickte ich mich um und bemerkte, dass wir an einer unbewegten Stelle des Flusses angekommen waren, während der Fluss links und rechts davon eine andere Richtung einschlug und vorbeibrauste. Ein großer Wasserfall sprudelte vor uns über eine Felsklippe. Ich folgte Nezahual durch die enge Höhle, die hinter dem Wasserfall entstanden war. Als wir dort hindurch auf die andere Seite gingen, erblickte ich ein riesiges Felsendreieck, das so hoch war wie die Spitze eines Schlossturmes. Wir gingen hinein, und vor uns lag ein Gang, dessen Boden und Wände mit Gold überzogen waren. Die Form des Dreiecks blieb, während wir durch den Gang wanderten. Auf den ebenmäßigen Goldüberzug waren zahlreiche Bilder von den Vampyren aus Ixtars Nest gemalt. Sie verfügten über die bronzefarbene Haut und die Gesichtszüge von Nezahual und den anderen Vampyren, die ich hier gesehen hatte. Die Söhne und Töchter des Meeres waren hier ebenfalls mit ihren aalähnlichen Körpern und Neunaugenmäulem voller grauer Fangzähne dargestellt, geboren in einer Strömung, die von Schlangenlinien und Kurven symbolisiert wurde. Der Leib der Großen Schlange erstreckte sich über die Wand zur Linken, und darüber war die Geschichte der Erde zu sehen. Nezahual deutete auf die Drachen aus Luft und Meer. »Sie waren die Riesen des ersten Zeitalters. Von ihnen stammt auch die Große Schlange ab, die unten in dem Bergmeer lebte, während die Sonne über ihr starb und die Riesen
mit ihr. Dann, wie du hier siehst, entsteht

Weitere Kostenlose Bücher