Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
Vom Netzwerk:
hat mich mit dem Schutz des Reiches der Sterblichen beauftragt. Wir trinken von ihnen, aber wir beschützen sie auch.«
    »Beschützen – wovor? Ah, vor den Reinen«, sagte er. »Meine Schwester existiert hinter dem Schleier, aber ihre Bluthunde dringen in die Welt ein, um ihr Fleisch und ihr Blut zurückzuholen, die ihr von deinen Priestem gestohlen wurden. Aus diesem Grunde fürchtest du mich. Denn ich teile das Blut mit
meiner Schwester, und auch du trägst es in dir. Du solltest mein Feind sein, Mischling. Doch dies ist nicht das, was ich fühle. Ich bewundere deine Gefühle für die Sterblichen. Der Krieg meiner Schwester ist nicht mein Krieg.«
    »Dann können wir Freunde sein«, sagte ich, in der Hoffnung, dass er dies anerkennen würde.
    »Ja, wir sind Freunde«, antwortete er.
    Du hast sterbliche Kinder, sagte er. Hatte er dies überhaupt laut ausgesprochen? Er sprach in meinen Gedanken, als er diese Worte sprach, wenngleich sich seine Lippen nicht bewegten.
    Ja, antwortete ich stumm. Sie – und viele andere – werden vernichtet werden, wenn ich nicht die Zeremonien der Priester in das Haus meines Feindes bringe.
    »Ich hatte viele Kinder, aber das endete... vor langer Zeit. Ich verstehe, dass du deine sterblichen Kinder beschützen musst. Ich war nicht immer imstande, meine unsterblichen Kinder zu beschützen.« Er deutete zum Fluss hinüber. »Als ich geboren wurde, war dies ein Meer, das diese Kammern aushöhlte. Vor meiner Geburt war es ein großer Ozean unter dem brennenden Berg. Doch als die Lava in den Hohlraum des Berges strömte, verdampfte der Ozean zu Obsidian, und dieses Meer bildete sich. Nun ist es ein Fluss, und eines Tages wird es zu einem Bach werden. Wenn dieser aber austrocknet, werde ich nicht mehr existieren. Wir werden hier nicht ausgelöscht, Aleric. Aber so wie die riesigen Drachen und Schlangen der Welt, die existierten, als meine Mutter entstand, werden wir doch eines Tages verschwunden sein. Meine Schwester beschleunigt diese Entwicklung. Ihr ist nichts an ihrer Verwandtschaft gelegen. Alles, wonach sie trachtet, ist Vernichtung.«
    Er führte mich an den Rand des Flusses. Dieser war tief, sein
Wasser war klar. Als er auf Felsen unter der Wasseroberfläche zeigte, erblickte ich mehrere Vampyre mit Schwänzen, die wie Aale oder Schlangen aussahen. Ihr langes Haar wogte wie Seegras ihren Rücken hinab. Ihre Haut war graublau. Ich hatte solche Kreaturen schon zuvor gesehen – die Meerjungfrauen von Alkemara, die von denen unserer Art tranken.
     
    Diese vampyrischen Jungfrauen schwammen mit der Strömung, indem sie dem Flusslauf folgten, bis er unter einem Felsvorsprung am Ende der Kammer verschwand. Sie bewegten sich wellenförmig unter der Wasseroberfläche fort und machten Bewegungen... wie sich windende Schlangen. Ich konnte diejenigen, die über einen von meinen Kameraden hergefallen waren, nicht vergessen, denn sie tranken von Vampyren ebenso wie von Sterblichen.
    Nezahual zog seinen Umhang aus und ließ ihn zu Boden fallen. Er stand in seinem Lendentuch da, die Juwelen glänzten an seinem Körper wie ein Sternbild am Himmel. »Wenn wir dem Fluss einige Meilen weit folgen, unter die Felsendecke, kann ich dir eine Stadt zeigen, die älter ist als jede andere. Dabei handelt es sich um Ixtars Nest, und die Sterblichen, die es zu Gesicht bekommen haben, nennen es Miclan oder Xibal. Aber es ist der Schoß von Ixtar persönlich.«
    »Ich bin im Wasser schwach«, entgegnete ich und sah zu, wie eine der Aalvampyrinnen in der Nähe des Ufers langsamer wurde. Sie beobachtete uns, indem sie ihr Haupt über die Wasseroberfläche hob. Dann öffnete sie den Mund und zeigte uns gefurchte graue Haizähne. Ihre Augen waren gelb und grau. Sie bewegte sich auf uns zu, und ich trat vom Fluss zurück. Da kletterte sie auf die Felsen und klammerte sich an
ihnen fest. Sie beobachtete mich von dort aus und wirkte dabei, als wollte sie von dem Fluss ans Ufer klettern und mich angreifen, wie es ein wildes Tier tun würde. Doch Nezahual herrschte sie in einer Sprache an, die sie verstand. Sie ließ sich wieder ins Wasser gleiten und setzte ihren Weg fort.
    »Wie du, so sind auch sie Mischlinge«, erklärte er. »Denn einige von unserer Art haben sich mit Sterblichen vereinigt. Dies bekommt uns nicht gut. Die Schlange oder die Fledermaus werden in dem Blut zu stark, und diese Atavismen von unbekannten Vorfahren überleben den Schoß der Mutter, obwohl sie sich durch den Leib der Mutter fressen, um auf

Weitere Kostenlose Bücher