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Die kalte Legende

Die kalte Legende

Titel: Die kalte Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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die Augen, dass wohl nur ein Erdbeben die beiden in die Realität zurückholen könnte. Sie holte tief Luft, um sich Mut zu machen, öffnete drei weitere Knöpfe ihres Hemdes und entblößte ihre rechte Brust. Visionen drangen in Martins Kopf: Eine surrende Neonröhre über dem Eingang einer Hafenkneipe in Beirut, ein Raum im ersten Stock mit einem eingerissenen Gemälde von Napoleons Niederlage bei Akkon, der Nachtfalter, den die alawitische Prostituierte Djamillha unter der rechten Brust eintätowiert hatte. »Willst du die reine Wahrheit hören und nichts als die Wahrheit?«, flüsterte er. »Dein sibirischer Nachtfalter raubt mir den Atem.«
    Der Hauch eines Lächelns zeigte sich auf Stellas Lippen. »Das soll er auch. Der jamaikanische Tattookünstler auf dem Empire Boulevard hat gesagt, ich würde mein Geld zurückkriegen, wenn dir bei dem Anblick nicht die Spucke wegbleibt.«
    Er nahm ihre Hand, und sie legte ihre andere Hand auf seine. Dann beugten sie sich beide über den Tisch und küssten sich.
    Als er sich wieder zurücklehnte, sagte Martin: »Erst kommt die Arbeit.«
    »Dein Motto gefällt mir«, sagte Stella und knöpfte sich das Hemd wieder zu.
    Er blickte überrascht. »Wieso?«
    »Wenn ich den Rest ergänze, ist danach Vergnügen angesagt.«
    Ein Lächeln erreichte seine Augen. »Hast du den Obduktionsbericht dabei?«
    Sie nahm den Bericht und das dazugehörige Anschreiben aus ihrer Umhängetasche und faltete beides auf dem Tisch auseinander. Martin überflog zuerst den Bericht: … Myokardinfarkt … Blutgerinnsel in einer bereits durch Ablagerungen verengten Koronararterie … abrupte Unterbindung des Blutflusses … irreparable Schädigung eines Teils des Herzmuskels … Eintritt des Todes wahrscheinlich innerhalb von Sekunden.
    »Mm-hm.«
    »Mm-hm was?«
    »Der CIA-Arzt kommt offenbar zu dem Schluss, dass dein Vater eines natürlichen Todes gestorben ist.«
    »Im Gegensatz zu einem unnatürlichen Tod? Im Gegensatz zu Mord?«
    Martin las das Begleitschreiben vom FBI. Keine Anzeichen eines gewaltsamen Eindringens ins Haus durch Unbekannte … hätte Mr. Kastner sich zu wehren gewusst, da er eine geladene Tula-Tokarev in Reichweite liegen hatte … keine Anzeichen eines Kampfes … kommt nicht selten vor, dass sich bei Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, Blutgerinnsel in einem Bein bilden, die dann in die Koronararterien wandern … Ursache für den winzigen Einstich in der Haut neben dem Schulterblatt wahrscheinlich ein Insekt … Rufen Sie mich jederzeit an, wenn Sie weitere Fragen haben. Martin blickte auf. »Ist dein Vater oft ausgegangen?«
    »Kastner hat das Haus nie verlassen. Er wollte auch nie in den Garten. Er hat immer nur seine Waffensammlung gereinigt und geölt.«
    »Wenn er das Haus nie verlassen hat, wie kommt dann der Insektenstich in seinen Rücken?«
    »Der Obduktionsbericht überzeugt dich also nicht?«
    Martin schaute auf die Unterschrift unten auf dem Brief und erstarrte.
    Stella fragte: »Was ist los?«
    »Ich kannte mal einen Felix Kiick beim FBI.«
    »Als Kastner, Elena und ich 1988 hierher kamen, war für das Zeugenschutzprogramm ein anderer Agent zuständig. Wir haben ihn ein paar Mal getroffen, als die CIA uns außerhalb von Washington in Tysons Corner in einem Safe House untergebracht hatte. Der Mann ist 1995 in Pension gegangen – er ist zu uns nach Hause in die President Street gekommen, um uns seinen Nachfolger vorzustellen. So haben wir Kiick kennen gelernt.«
    »Klein? Untersetzt? Sympathisches, offenes Gesicht?«
    »Genau. Woher kennst du ihn?«
    »Unsere Wege haben sich ein paar Mal gekreuzt, als ich noch bei der CIA war. Ich kannte ihn als Antiterrorspezialist, aber wahrscheinlich haben sie ihn am Ende seiner Laufbahn befördert. Die Leute beim Zeugenschutzprogramm treten meist nur noch auf der Stelle und warten sehnlichst auf die Pensionierung.« Martin fiel etwas ein.
    »Dein Vater hat doch erwähnt, dass er meinen Namen von jemandem in Washington hat. War dieser Jemand Felix Kiick?«
    Stella sah Martin an, dass ihm die Frage wichtig war. Sie überlegte gründlich, bevor sie antwortete. »Kastner hat die Geheimnummer in Washington angerufen, die man uns für den Fall gegeben hatte, dass wir irgendwas brauchten. Ja, jetzt fällt’s mir wieder ein: Es war wirklich Mr. Kiick, der gesagt hat, er kenne einen guten Detektiv ganz in unserer Nähe. Er hat dich empfohlen, aber Kastner sollte dir nicht verraten, woher er deinen Namen hatte.«
    »Dann war

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