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Die kalte Legende

Die kalte Legende

Titel: Die kalte Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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es also kein Zufall, dass ausgerechnet ich mich auf die Suche nach Samat Ugor-Shilow gemacht habe.«
    Stella sagte: »Ich habe dir das Souvenir mit dem Perlmuttgriff mitgebracht.« Sie öffnete ihre Umhängetasche und hielt sie schräg, sodass Martin die Tula-Tokarev ihres Vaters sehen konnte. »Sie ist sehr alt, aber sie funktioniert noch. Sie war Kastners Lieblingswaffe. Ab und zu hat er unten im Keller mit der Pistole auf einen Karton geschossen, der mit Dämmmaterial gefüllt war. Dann hat er die Kugel rausgeholt und sie unter einem Mikroskop untersucht. Ich hab auch Patronen mitgebracht.«
    Stella führte die Tasse an den Mund, aber der Kaffee war kalt geworden. »Was ist mit Samat?«
    »Ich glaube, ich weiß, wo ich ihn finde.«
    »Gib auf.«
    »Was?«
    »Gib auf. Vergiss Samat. Konzentrier dich auf mich.«
    »Was ist mit deinem Vater?«
    »Was hat Kastner denn damit zu tun, wenn du beschließt, die Suche aufzugeben?«
    » Er hat mich engagiert. Jetzt ist er tot, also kann er mir den Auftrag nicht entziehen.« Martin griff erneut nach ihrer Hand, aber sie zog sie abrupt weg. »Ich bin nicht durch die ganze Weltgeschichte gereist, um jetzt aufzugeben«, sagte er mit Nachdruck.
    »Du bist verrückt.« Sie sah den Ausdruck in seinem Gesicht. »So hab ich das nicht gemeint. Aber du musst schon zugeben, dein Verhalten ist manchmal grenzwertig. Jeder an deiner Stelle würde mit den Achseln zucken und sein Leben weiterleben.«
    »Du meinst, seine Leben.«
    Martin griff wieder nach ihrer Hand. Diesmal zog sie sie nicht zurück. Er spielte mit ihrer Uhr und zog sie geistesabwesend auf.
    »Samat ist in Amerika«, sagte er.
    »Woher weißt du das?«
    Er holte die Ansichtskarte hervor und erzählte ihr, wo er sie her hatte. Stella betrachtete das Foto auf der Postkarte – Männer und Jungen in schwarzen Hosen, schwarzen Jacketts und Strohhüten, Frauen und Mädchen in knöchellangen Baumwollkleidern, hohen Schnürschuhen und Hauben, die unter dem Kinn zusammengebunden waren. Sie drehte sie um und übersetzte den Text. »Liebste Mama, mir geht es gut im wunderschönen Amerika … In Liebe S.«
    Sie sah, dass die gedruckte Bilderklärung abgekratzt war. »Wo auf Gottes schöner Erde ist denn … fast, New York? « , fragte sie, nachdem sie mit zusammengekniffenen Augen den Poststempel entziffert hatte.
    »Ich war fleißig. Die Leute auf dem Foto sind Amish-People. Belfast im Staat New York liegt mitten im Gebiet der Amish und ist der einzige Ort da mit … fast amEnde. Das macht hundertprozentig Sinn. Alle Männer haben lange Bärte. Statt sich den Bart abzurasieren, wie das die russischen Revolutionäre gemacht haben, wenn sie untertauchen wollten, hat Samat seinen behalten, sich wie die Amish angezogen und ist mit der Masse verschmolzen.«
    »Vor wem versteckt er sich?«
    »Zunächst einmal vor den tschetschenischen Gangstern, die sich für den Mord an einem ihrer Anführer rächen wollen, der als der Osmane bekannt war. Dann vor deiner Schwester und auch vor seinem Onkel Akim, der behauptet, Samat hätte hundertdreißig Millionen Dollar von den Konten der Holdinggesellschaften abgezweigt, die er für ihn verwaltet hat. Und aus irgendeinem unerfindlichen Grund scheint auch die CIA sehr an ihm interessiert zu sein.«
    »Was kann ich für dich tun?«
    »Als du mir Samat beschrieben hast, bei deinem ersten Besuch bei mir, in der Billardhalle –«
    »Das kommt mir so lange her vor, das muss in einer früheren Inkarnation gewesen sein.«
    »Du sprichst mit einem Topexperten für frühere Inkarnationen. Als du ihn da beschrieben hast, hast du gesagt, seine Augen seien seetanggrün und unglaublich emotionslos. Du hast gesagt, wenn du seine Augen sehen könntest, würdest du ihn aus einer Menschenmenge herauspicken.« Martin senkte die Stimme. »Du musst die Frage nicht beantworten, wenn du nicht willst – aber wie kommt es, dass du seine Augen so gut kennst?«
    Stella wandte sich ab. Nach einem Augenblick sagte sie: »Du würdest die Frage nicht stellen, wenn du dir die Antwort nicht denken könntest.«
    »Du hast seine seetanggrünen Augen aus nächster Nähe gesehen, als du mit ihm geschlafen hast.«
    Stella seufzte. »In der Hochzeitsnacht ist er früh morgens in mein Zimmer gekommen. Er ist einfach in mein Bett gekrochen. Er war nackt. Er hat mich gewarnt, bloß keinen Krach zu schlagen – es würde meine Schwester bloß verletzen, wenn er ihr sagen würde, ich … ich hätte ihn eingeladen.« Stella blickte Martin in die

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