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Die kalte Legende

Die kalte Legende

Titel: Die kalte Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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»Sie haben es hier mit Kunden zu tun, die nicht lange fackeln.«
    Lincoln musste ein Lächeln unterdrücken. Am Ende des Briefings in Washington hatte Felix Kiick in etwa das Gleiche gesagt. »Eins rate ich Ihnen dringend, passen Sie am Dreiländereck höllisch auf«, hatte er gesagt. »Sie kriegen es da mit verdammt üblen Leuten zu tun.«
     
    Das Briefing in Washington hatte auf neutralem Boden stattgefunden, in einem nichts sagenden Konferenzraum im Stadtteil Foggy Bottom, den CIA-Leute vorher gründlich durchsucht und dann überwacht hatten, bis die Hauptakteure gegen Mittag eintrafen. Vom ersten Augenblick an war die nervöse Spannung so dicht gewesen wie der Nebel, der Lincoln die Fahrt im Auto erschwert hatte, als er sich am Morgen von Virginia, wo er in einem Safe House untergebracht worden war, auf den Weg machte. Das lag weniger an dem FBI-Mann, einem kleinen, untersetzten, erfahrenen Antiterrorexperten namens Felix Kiick. Die CIA hatte bereits mehrfach mit ihm zu tun gehabt (überwiegend in seiner Zeit als Leiter des FBI-Antiterrorteams in der amerikanischen Botschaft in Moskau) und hielt ihn für eine ehrliche Haut. Die nervöse Spannung war auf die Kulturkollision zurückzuführen, auf das Misstrauen, das J. Edgar Hoover (der das FBI bis zu seinem Tod 1972 mit eiserner Hand geleitet hatte) in den achtundvierzig Jahren unter seiner Ägide in der Behörde gesät hatte. Dass sich das FBI gemäß einer offiziellen Weisung des Präsidenten genötigt sah, seiner Erzkonkurrentin in Langley eine Operation zu überlassen, inklusive aller damit einhergehender Informanten, oder was von ihnen noch übrig war, verschlimmerte das Ganze nur noch. Kiick machte die unter den gegebenen Umständen beste Miene zum bösen Spiel, als er das Wort ergriff.
    »Im Dreiländereck von Brasilien, Paraguay und Argentinien«, sagte er zu Lincoln, während Crystal Quest und einige ihrer Kofferträger zuschauten, »tummelt sich der Abschaum aller möglichen Terrorgruppierungen – Hamas, Hisbollah, Islamische Bruderschaft Ägyptens, IRA, ETA, FARC in Kolumbien –, und sie alle operieren unter falschem Namen oder falscher Flagge. Das FBI interessiert sich seit gut zehn Jahren für das Dreiländereck. Damals haben sich in der Gegend viele Flüchtlinge aus dem Libanon niedergelassen. Die Polizei wurde teils bestochen, teils eingeschüchtert und hat nicht eingegriffen, als die Kriminalität auf einmal drastisch anstieg. Man kann da unten so gut wie alles kaufen und verkaufen – Pässe für zweitausend Dollar das Stück, gestohlene Autos, billige Elektrogeräte, Drogen und Waffen. Ein paar Terrororganisationen haben im Hinterland Guerilla-Ausbildungslager errichtet, wo Neulingen beigebracht wird, wie man Autobomben bastelt oder mit den Sowjetwaffen umgeht, die in finsteren Vierteln der Grenzstädte angeboten und mit Geld bezahlt werden, das von den Banken im Dreiländereck gewaschen wurde.«
    »Hört sich an, als hättet ihr beim FBI die Probleme im Griff«, sagte Lincoln. »Warum zieht ihr euch zurück?«
    »Sie ziehen sich zurück«, sagte Crystal Quest, »weil unser Boss das Weiße Haus überzeugen konnte, dass den amerikanischen Interessen besser gedient ist, wenn sich die CIA des Dreiländerecks annimmt.«
    Quest fischte etwas zerstoßenes Eis aus einer Schüssel und kaute darauf herum. »Drogen, geschmuggelte Autos, ein Schwarzmarkt für Computer oder illegal kopierte Kinofilme sind kleine Fische. Wir haben Grund zu der Annahme, dass das Dreiländereck ein Sammelbecken für muslimische Fundamentalistengruppen geworden ist, die auf der westlichen Halbkugel aktiv sind. Im Dreiländereck können sie nach Herzenslust Waffen kaufen und das Geld waschen, mit dem sie bezahlen. Und ihre Fedajin können dort in den Kneipen mal so richtig einen draufmachen, ohne Angst vor den Mullahs haben zu müssen, die von ihnen erwarten, dass sie keusch bleiben und fünfmal am Tag beten. Die Moscheen in Foz do Iguaçú auf der brasilianischen Seite und Ciudad del Este auf der paraguayischen Seite sind voller Sunniten und Schiiten, die sich in anderen Teilen der muslimischen Welt nicht mal guten Tag sagen. Wir haben den Verdacht, dass sie im Dreiländereck Anschläge auf die USA planen.«
    Kiick ergriff wieder das Wort. »Auch wenn die CIA keine gute Meinung von uns hat, ist es dem FBI gelungen, ein paar Informanten im Dreiländereck aufzutun. Mit ein bisschen Drängen unsererseits hat uns einer von ihnen auf die Spur eines Ägypters namens Ibrahim bin

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