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Die kalte Legende

Die kalte Legende

Titel: Die kalte Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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ist vielleicht auch nur die Spitze des Eisbergs – es ist gut möglich, dass der Saudi etwas haben will, womit sich noch tödlichere Sprengladungen herstellen lassen.«
    »Sie sprechen von einer schmutzigen Bombe«, spekulierte Lincoln.
    »Er spricht von einer Geschenkpackung aus Plutonium oder radioaktivem Abfall, der mit Uran angereichert wurde«, sagte Quest.
    »Wenn so eine Sprengladung hochgeht, wäre ein gewaltiges Gebiet mit Hunderttausenden von Menschen verseucht. Und aufgrund dieser Bedrohung hat der Präsident die CIA ins Spiel gebracht.«
    Kiick sagte: »Wohlgemerkt, Lincoln – wie Sie sich offenbar zurzeit nennen –, eine schmutzige Bombe wäre der schlimmste Fall, das ist reine Spekulation.«
    Quest ging nicht auf die Bemerkung des FBI-Vertreters ein. »Wir machen uns indirekt an den Saudi ran«, sagte sie zu Lincoln. »Wir wissen von einer Al-Kaida-Zelle auf dem Balkan, die die Muslime in Sarajewo mit Schusswaffen und Munition beliefert, weil sie glauben, dass ein Krieg zwischen den Serben und den Bosniern unvermeidlich ist. Kopf dieser Zelle ist ein Aserbaidschaner, der sich Sami Achbar nennt. Unser Plan sieht so aus: Sie treiben sich an der dalmatinischen Küste herum, Samis Tummelplatz, und warten ab, bis er auf Sie aufmerksam wird. Sobald Sie bewiesen haben, dass Sie sauber sind, und sein Appetit geweckt ist, werden Sie irgendwann zu dem Saudi vorgelassen. Im Dreiländereck heißt es, er benutzt Daoud als Türsteher. Wer zum Saudi will, muss erst an dem Ägypter vorbei.«
    Crystal Quest, die wieder ihr Markenzeichen trug, einen Hosenanzug mit breitem Revers und eine Rüschenbluse, schob ihren Stuhl nach hinten und stand auf. Die Kofferträger der DDO taten es ihr augenblicklich gleich. »Und merken Sie sich, das Dreiländereck ist nicht der Club Med«, rief Quest Lincoln in Erinnerung. »Die Gruppe, über die wir am wenigsten wissen – die uns aber am meisten interessiert –, ist diese Al-Kaida-Organisation. Wenn Sie die Sache mit dem Saudi und Al-Kaida hinkriegen, Lincoln, sorge ich persönlich dafür, dass die Company Ihnen einen Orden verleiht.« Mit einem anzüglichen Grinsen fügte sie hinzu: »Ich häng ihn Ihnen auch eigenhändig um.« Ihre Leute lachten. Als Quest zur Tür ging, streckte Kiick die Hand über den Tisch. Lincoln erhob sich von seinem Stuhl und ergriff sie. »Unsere Kontaktperson wird sich Ihnen zu erkennen geben, indem sie irgendwas über Giovanni da Verrazano und die nach ihm benannte Brücke sagt.« Dann fügte Kiick hinzu: »Eins rate ich Ihnen dringend: Passen Sie am Dreiländereck höllisch auf. Sie kriegen es da mit verdammt üblen Leuten zu tun.«
    Crystal Quest sah über die Schulter und rief mit einer Stimme, in der unüberhörbar Stolz auf den eigenen morbiden Humor mitschwang: »Was immer Sie tun, Lincoln, halten Sie sich von Swimmingpools fern.«
     
    Lincoln saß schon den zweiten Abend in Folge mit Leroy Streeter an einem Tisch im hinteren Teil des Kit-Kat-Klubs im Vergnügungsviertel von Foz do Iguaçú. Während er sein Lendensteak mit Pommes Frites aß und es mit billigem Scotch aus einem Schnapsglas und warmem Bier aus der Flasche runterspülte, schaute er zu, wie die Prostituierten Münzen in die Jukebox warfen und sich dann eng umschlungen zu Don’t Worry, Be Happy wiegten. Dass die Platte anscheinend Abend für Abend ununterbrochen gespielt wurde, ließ vermuten, dass sie entweder die brasilianische Hitparade anführte oder die einzige Single war, die in dem Apparat noch funktionierte. Leroy war gerade die schmale Treppe hinuntergekommen, die auf einen dunklen Flur mir zwei Schlafzimmern führte, nachdem er zum zweiten Mal an dem Abend eine Nummer geschoben hatte (wie er es formulierte). Das magere Mädchen, die rot gefärbten Haare zu einem Knoten auf dem Kopf gebunden, um größer und älter zu wirken, kam auf Pfennigabsätzen hinter ihm nach unten gestöckelt und strich sich auf dem Weg zur Bar die Falten ihres dünnen Kleides glatt. »Minderjährige sind mir einfach lieber«, teilte Leroy seinem neu gefundenen Freund mit und bestellte mit einer Handbewegung eine weitere Flasche Bier. »Die machen, was du verlangst, ohne groß zu reden oder den Preis hochzutreiben. Ich kapier nicht, warum du dir nicht auch mal eine gönnst, Lincoln. Ich schwör dir, die Mädchen hier sind blitzsauber.«
    »Nur so sauber wie ihr letzter Kunde«, sagte Lincoln. »Ich hab wirklich keine Lust, mir den Tripper zu holen.«
    »Verstehe«, sagte Leroy. Er schaute hinüber

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