Die kalte Nacht des Hasses
ich nie machen. Da zu arbeiten war sowieso krank. Es war unangenehm genug, einfach zu wissen, dass lauter Leichen in diesen Särgen lagen.«
»Sie sind kein großer Fan von Stephen King, nehme ich an.«
»Ich lese bloß Geschichtsbücher.«
Bud sagte: »Das klingt mächtig langweilig.«
»Nicht so langweilig wie das hier«, sagte Costin.
Die beiden starrten einander wütend an. Aber Costin ging auch mir mittlerweile auf die Nerven.
Ich sagte: »Also, Sie sind damit einverstanden, dass wir uns bei Ihnen umsehen?«
»Überhaupt nicht, aber ich habe ja wohl keine Wahl, oder? Gehen Sie bloß nicht davon aus, dass ich auch noch einen Kuchen backe.«
»Ha ha«, sagte Bud.
Noch mehr Gestarre, aber es schien Costin tatsächlich nicht allzu sehr zu stören, wenn wir seine Bude durchsuchten. Und er hatte ja durchaus recht. Wir wollten ganz sicher nicht Shaggy verhören. Wir wollten, dass Costin gestand, dass er es gewesen war, damit Shaggy vom Haken war. Wer konnte uns einen Vorwurf daraus machen? Shaggy war ein cooler Typ, Costin war höchst unangenehm.
Bud sagte: »Warum haben Sie es für nötig gehalten, den Medien das Band zuzuspielen, Costin? Das wird bloß einen Riesensturm verursachen, der den Fall verkompliziert.«
»Für mich nicht, nicht im Geringsten. Es wird allen genau zeigen, was ich nachts tue, und mit wem, und dass ich garantiert keine Lippen an irgendwelche toten Tussen genäht habe.«
Bud sagte: »Ja, Sie haben bewiesen, was Sie in der Nacht getrieben haben, in einem feinen Amateur-Porno. Ich bin überrascht, dass die so was überhaupt im Fernsehen zeigen können.«
Ich sagte: »Tote Tusse? Wie respektvoll. Mr Lohman ist bestimmt froh über Angestellte wie Sie.«
»Ich gehe nicht dahin zurück. Hier zu wohnen gefällt mir plötzlich überhaupt nicht mehr. Scheint meiner Gesundheit nicht allzu zuträglich.«
Bud sagte: »Ja, vor allem, nachdem alle im County Sie in Ihrem eigenen Porno haben bewundern dürfen.«
Ich sagte, und ja, es lag jede Menge Sarkasmus darin: »Oh, bitte, Costin, verlassen Sie nicht die Stadt. Wir würden Sie so sehr vermissen.«
»Klar.«
Dann wurde ich deutlicher. »Nein, verlassen Sie wirklich nicht die Stadt, Costin, jedenfalls nicht, bis diese Ermittlung vorbei ist. Verstanden?«
»Klar. Aber machen Sie ein bisschen hin, ja? Ich habe eine Ausgrabung in Athen im Frühsommer.«
Bud sagte: »Wir tun unser Bestes. Wir sind ziemlich gut, müssen Sie wissen. Vielleicht kriegen wir Sie sogar dran, wenn sie schuldig sind.«
Ich sagte: »Ja, wir melden uns, Costin, glauben Sie mir. Bleiben Sie in der Nähe Ihres Telefons.«
Er grinste höhnisch, sagte aber nichts.
Als Bud und ich den Raum verließen, hatten wir beide einen sauren Geschmack im Mund und schauten frustriert. Und es würde bloß noch schlimmer werden. Wir schlurften nach nebenan zum Vernehmungsraum zwei, in dem sich Shaggy befand, und betraten den Raum wie verurteilte Gangster eine Gaskammer. Nichts ist schlimmer, als einen guten Freund auseinanderzunehmen. Selbst Costin wusste das.
Shaggy saß am Tisch und schaute besorgt und erschöpft und als wäre er noch immer nicht gesund. Er sah zu uns auf, grinste ein wenig und sagte: »Hi, Leute.«
Hi, Leute? Wir setzten uns ihm gegenüber und ich holte tief Luft. »Du sitzt tief in der Scheiße, Shaggy. Keine Frage.«
»Erzähl mir was Neues.«
»Warum hast du mich angelogen?«
»Was glaubst du wohl?«
Bud war nicht besonders geduldig. »Hör auf mit dem Scheiß, Shag. Du sitzt echt in der Tinte und wir haben dich in der Nacht, in der an Hildes Swensens Leiche rumgedoktert wurde, im Bestattungsunternehmen auf Band. Plus zwei Augenzeugen. Was zum Teufel hast du da gewollt?«
»Es war blöd. Ich hätte es nie tun sollen, aber woher hätte ich wissen sollen, dass irgendjemand den Sarg noch mal öffnen würde?«
»O Gott, Shaggy, warum bist du da aufgelaufen und hast dich in diese Sache eingemischt? Du musst uns sagen, warum du an der Leiche dieses Mädchens rumflicken wolltest. Und was du in dieser Nacht noch getan hast.« Ich wartete, aber ich war nicht einmal sicher, ob ich seine Erklärung hören wollte. Das Pornoband war verstörend genug gewesen.
Shaggy kapierte gleich, worauf ich hinauswollte, und sagte: »Quatsch, Claire, ich bin doch nicht pervers.«
»Du kannst es ja altmodisch finden, aber ich finde es durchaus pervers, Schlag Mitternacht irgendwelchen Frauen, die schon im Sarg liegen, einen geheimen Besuch abzustatten.«
»Ich habe es nur gut
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