Die kalte Nacht des Hasses
abschneiden und für ein dauerhaftes Lächeln sorgen. Wie klingt das, hm? Vergiss nicht: Niemand betrügt mich und kommt damit davon, niemand. Vor allem du nicht. Vergiss das ja nicht.«
Die Spitze seines Messers durchstach die Haut oberhalb ihres Mundes gerade genug, dass es zu bluten begann, und sie zwang ihre zitternden Lippen zu dem Lächeln, von dem er sagte, dass er es liebte, und lag widerstandslos da, während er sie vergewaltigte.
16
Wie versprochen wartete Bud am Anleger auf mich, als wir am nächsten Tag auf dem Hubschrauberlandeplatz des Cedar Point aufsetzten. Wir hatten im Flugzeug ein wenig geschlafen, aber nicht viel. Wir duschten und zogen uns saubere Sachen an, aber diesmal nicht zusammen. Keiner von uns war besonders gut gelaunt, und das war noch freundlich formuliert. Ich war froh, Bud zu sehen, froh, eine Weile Blacks kaltem, kontrollierten Ärger zu entgehen. Und Black schien es ähnlich zu gehen. Er nickte Bud steif zu, dann marschierte er zügig davon in Richtung des Privatfahrstuhls zu seiner Wohnung
»Black sieht gar nicht glücklich aus. Was zum Teufel ist passiert?«
»Frag nicht.«
»Hey, bevor du losfährst, ich hätte gern, dass du mit Brianna redest, und dann will Charlie uns beide auf der Wache sehen, pronto.«
»Was will er?«
»Hat er nicht gesagt. Er hat bloß gesagt, wir sollen uns beeilen, verdammter Scheibenkleister.«
Bud grinste und ich musste ebenfalls lächeln, trotz meiner Laune.
»Warum willst du, dass ich mit Brianna spreche?«
Bud schüttelte den Kopf. »Ich komme nicht zu ihr durch. Aber du vielleicht.«
Ich? Wohl eher nicht. »Na ja, es ist verständlich, dass sie echt durcheinander ist, Bud. Meine Güte, sie hat viel durchgemacht.«
»Tu mir einfach den Gefallen, okay? Komm rein und rede mit ihr. Sie ist im Ballsaal.«
Wir begannen in Richtung des Hotels zu gehen. »Warum ist sie hier?«
»Davon rede ich doch. Sie hat auf einmal beschlossen, dass sie Hildes Platz im Wettbewerb einnehmen will. Und die Aufseherin, diese Cardamon-Frau, ist damit einverstanden.«
»Das ist nicht wahr, oder? Was soll das denn?«
»Sie sagt, Hilde hätte es so gewollt. Ich sage dir, sie ist total durcheinander. Benimmt sich wie eine Fremde. Ich erkenne sie kaum noch.«
Als wir den Ballsaal betraten, wurde schnell klar, dass Bud mit der Einschätzung seiner Freundin verdammt recht hatte. Sie hielten gerade die Generalprobe ab und Brianna war die nächste Teilnehmerin, die auf den Laufsteig musste. Als sie durch den Vorhang kam, trug sie ein 1000-Watt-Lächeln und einen kleinen schwarzen Bikini, der wahrscheinlich problemlos in eine Espressotasse gepasst hätte. Sie winkte fröhlich, als sie Bud und mich entdeckte.
Bud sagte: »Siehst du, was ich meine? Es ist, als hätte sie komplett vergessen, dass sie vor ein paar Tagen ihre Schwester begraben hat.«
»Hm. Vielleicht sollte Black mal mit ihr reden. Er ist der Seelenklempner, nicht ich.«
»Glaubst du, das würde er tun?«
Ich nickte, war aber nicht sicher, was Black noch tun würde, vor allem für Freunde von mir. Wir standen stumm da, während Brianna von der Bühne trat und direkt auf uns zu kam. Die Hotelmitarbeiter, die Tische und Stühle aufstellten, unterbrachen ihre Arbeit und glotzten sie mit offenem Mund an, als sie an ihnen vorbeiging. Ein echtes Girl aus Ipanema. Ich wünschte mir plötzlich, ich hätte einen Bademantel, um ihn über ihr nacktes Fleisch zu decken.
»Hi, Claire. Ich freue mich, dass du zurück bist. Ich hatte gehofft, dass du den Wettbewerb nicht verpasst. Hat Bud dir erzählt, dass ich an Hildes Stelle antrete?«
Sie strahlte, die Wattzahl war immer noch tierisch hochgedreht, und ich sah mir ihre Pupillen an, um herauszukriegen, wie stark die geweitet waren. Sie wirkten unnormal, das stimmte schon, und zudem tänzelte ein kleines Licht des Wahnsinns in ihnen. Wenn sie nicht high auf Medikamenten war, dann sollte sie es sein.
Ich lächelte zurück, blieb aber reserviert. »Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist, Bri?«
»Aber natürlich. Hilde hätte es sich so gewünscht. Die Idee ist mir erst gestern gekommen, als ich versucht habe zu schlafen und mir klar wurde, was für ein angemessener Abschied das wäre, vor allem wenn ich gewinne. Ich bin so aufgeregt, ich könnte sterben.«
Ich zuckte innerlich zusammen. Bud schaute entsetzt. Briannas unsensible Bemerkung schien ihr aber offensichtlich selbst nicht einmal aufzufallen. Ich beschloss, dass Black unbedingt Zeit für eine
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