Die kalte Nacht des Hasses

taucht nur eine Minute später auf? Der kleine Bubby persönlich, aber warten Sie, Sie nennen ihn ja Shaggy, oder? Alle drei zusammen hatten sich gegen mich verschworen. Der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt. Vor allem für Hilde.« Seine Stimme war immer kälter, härter und wütender geworden.
    Ich saß ganz still, sagte nichts und versuchte im Geiste meine Möglichkeiten durchzuspielen. Ich hatte keine Waffen, kein Telefon und war hilflos in einer ziemlich stabilen Kiste eingesperrt. Das war’s im Grunde. Diesmal gab es keine Möglichkeiten. Vielleicht könnte ich schreien und versuchen, Bud zu warnen. Aber mehr war nicht drin.
    Offenbar überlegte sich Costin in etwa dasselbe. »Verschwende deinen Atem nicht mit Schreien. Keiner wird dich hören. Sie verstecken sich im Haus, diese Clowns, sie planen eine Mordsüberraschungsparty für mich. Selbst dein Partner ist darauf angesprungen, all seine Skrupel waren plötzlich unwichtig. Das ist der Effekt, den Bri auf Männer hat. Die meisten tun alles, was sie von ihnen will. Sie werden sogar zu Mördern, wie der arme Bud. Nicht, dass ich nicht wüsste, wie es ist, in ihrem Bann zu stehen. Sie hat mich in ihr Netz gezogen, als ich bloß ein Kind war, lange bevor sie so hübsch wurde, wie sie es jetzt ist. Der Unterschied ist nur, dass ich festgestellt habe, dass es mir Spaß machte, Leute für sie umzubringen. Ich wage zu bezweifeln, dass es Bud genauso gehen wird.«
    Okay, wenn dieser Penner plaudern wollte, sollte mir das recht sein. Vielleicht würde es mir genug Zeit einbringen, um mir zu überlegen, wie ich aus diesem Schlamassel herauskam. »Erzählen Sie mir eines, Walter. Was hatten Sie gegen Carlos Vasquez? Es scheint ein bisschen unnötig, fast schon Overkill.«
    »Kommen Sie, Detective, Carlos hat mich bei Hilde zu Hause gesehen, er ist mir begegnet, er hätte mich Ihnen sogar beschreiben können. Ich wusste, Sie würden früher oder später runterfliegen und ihn als Verdächtigen überprüfen, und er würde Ihnen erzählen, dass Hilde Todesangst vor mir hatte. Ich musste ihn zum Schweigen bringen, und zwar schnell. Aber trotzdem waren Sie früher an ihm dran als ich. Ich habe ihn verstümmelt, damit Sie von dieser Sache abgelenkt waren. Ich bin davon ausgegangen, Sie würden dann eine Weile unten im Sunshine State bleiben und nach seinem Mörder suchen.«
    »Ach? Aber eines ist schief gegangen.«
    »Ach ja? Was denn?«
    »Carlos Vasquez ist nicht gestorben. Im Gegenteil, er hat uns direkt auf Ihre Spur gesetzt. Detective Ortega in Miami und Sheriff Ramsay wissen beide, dass Sie ihn verstümmelt haben. Sie suchen jetzt beide wegen Mordes nach Ihnen, ganz zu schweigen von dem Mordversuch. Glauben Sie ja nicht, dass Sie damit davonkommen, Costin. Sie sind nicht so klug, wie alle anderen zu glauben scheinen.«
    Er lachte wieder, und diesmal klang er wirklich amüsiert. Fröhlich wie der Nikolaus. »Wissen Sie was? Ich bin mit jedem einzelnen Ding, das ich in meinem Leben getan habe, davongekommen, mit allem, egal ob gut oder schlecht. Brianna und Johnny wissen das ganz genau. Deswegen sind sie hier im Haus und wollen mich abknallen. Bloß sind sie nicht so klug wie ich, und Sie sind das auch nicht, wenn man mal berücksichtigt, wo Sie grade sitzen. Sie haben mich ein paar Tage in Atem gehalten, das will ich ja zugeben. Aber glücklicherweise fanden die drei Clowns es sinnvoll, Sie einzusperren, also muss ich mir um Sie keine Sorgen machen. Und die werden bald ihr blaues Wunder erleben, denn raten Sie mal was? Ich habe das Haus schon vor Jahren verwanzt. Ich wusste, dass ich ihnen nicht mehr trauen konnte. Hilde hat lange zu mir gehalten, aber dann hat sie mich schlimmer als jeder von ihnen verraten, als sie auf ihre Seite überwechselte.«
    »Mein Rat, Costin? Hauen Sie ab, während Sie noch können. Ich habe schon Verstärkung bei der Polizei Springfield angefordert. Die werden bald hier sein.«
    »Ach ja? Haben Sie die angerufen, bevor Ihre Freunde Sie in die Kiste gesperrt haben und Ihr Handy einkassiert haben, oder danach?«
    Ich schwieg, aber ich steckte wirklich in der Tinte. Ich versuchte mir etwas einfallen zu lassen, wie ich Bud warnen konnte, aber mir blieb dafür nicht mehr viel Zeit.
    »Na also, Detective. Zeit für meine Überraschungsparty, aber sie wird einen wirklich überraschenden Dreh haben. Und Sie werden mir dabei helfen.« Er kniete sich vor die Kiste, das grelle Licht schien mir weiter ins Gesicht. Ich hörte einen Schlüssel