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Die Kalte Zeit

Die Kalte Zeit

Titel: Die Kalte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
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Herkenbroich bei Büttgen. Wir gehen von einem Tötungsdelikt aus.« Zagrosek stockte, als er sah, wie sich Schäffers Augen weiteten.
    »Konrad Verhoeven ist tot?« Für einen Moment spiegelten sich die unterschiedlichsten Gefühle in den Augen des Kaarster Kommissars: Unglauben, Entsetzen, Neugier . . . Doch dann nahm sein Gesicht wieder den offenen und freundlichen Ausdruck an.
    Zagrosek erzählte ihm, was sie bisher erfahren hatten und ließ auch die Schädelfraktur nicht aus.
    »Wussten Sie, dass Verhoeven Krebs im Endstadium hatte?«, fragte Blessing.
    »Nein.« Schäffer rieb sich die Stirn. »Seine Tochter hatte davon keine Ahnung, da bin ich sicher. Haben Sie es ihr schon gesagt?«
    »Noch nicht.« Zagrosek sah ihn aufmerksam an. »Eine Frage zu Gesa Hendricks. Mir schien sie ein bisschen . . . na ja, sagen wir, überdreht zu sein. Sie sagte was von Tassen, die zu zweit im Schrank stehen müssen. Sonst brächte es Unglück über die Familie.« Er zuckte die Schultern. »Vermutlich stand sie unter Schock. Welchen Eindruck hatten Sie von ihr?«
    Lars Schäffer schien durch die Zimmerwand hindurch auf einen weit entfernten Punkt zu blicken. »Ja, sie . . . sie ist ein wenig merkwürdig. Das ist mir auch aufgefallen.« Ein kleiner Ruck ging durch seinen Körper. »Ich muss dazu sagen: Ich kenne Gesa Hendricks von früher. Wir sind zusammen zur Schule gegangen.« Er sprach nun sehr schnell. »Früher haben wir uns mal näher gestanden. Wir haben aber den Kontakt verloren und uns die letzten dreizehn Jahre nicht gesehen. Wir haben beide geheiratet, Kinder bekommen. Na ja, wie das eben so läuft.«
    »Glauben Sie, dass sie eine glückliche Ehe führt?«, fragte Blessing.
    »Ich glaube schon. Wolf und Gesa ziehen an einem Strang. Wollen den Betrieb nach vorn bringen.«
    »Hätten Sie den Fall nicht abgeben müssen, nachdem Sie festgestellt hatten, dass eine Jugendliebe von Ihnen darin verstrickt ist?«, fragte Blessing mit einem Blick zu Zagrosek.
    Lars Schäffer schüttelte den Kopf. »Im Präsidium kriegen Sie das vielleicht nicht mit, aber wir haben hier absoluten Personalnotstand. Außerdem – und das ist der entscheidende Punkt – habe ich mit Gesa Hendricks schon ewig nichts mehr zu tun. Ich bin nicht befangen. Und es ging nur um Sachbeschädigung.«
    Zagrosek sah ihn an. »Jetzt geht es um einen Toten.«
     
    Zagrosek und Blessing betraten den Hof der Hendricks und scheuchten eine Gans auf, die mit Geschnatter zwischen den ausgestellten Weihnachtsbäumen verschwand. Zagrosek blickte sich erstaunt um. Die Atmosphäre war vollkommen anders als bei ihrem Besuch gestern Nacht. Der Hof wirkte anheimelnd, Lichterketten brannten, es roch nach Tannengrün und Glühwein, leise Weihnachtsmusik lief im Hintergrund. Was war hier los? Waren Anna Verhoeven und die Hendricks zum Tagesgeschäft übergegangen, nur einen halben Tag, nachdem Konrad Verhoeven den Tod gefunden hatte?
    Als sie ausstiegen, kam ihnen Anna Verhoeven in Kittelschürze und Gummistiefeln entgegen. »Sehen Sie sich in Ruhe um, die Auswahl ist noch sehr groß, und wenn Sie Hilfe brauchen . . .« Sie stockte, schien die Besucher erst jetzt zu erkennen. Ein Schatten fiel über ihr Gesicht. »Ach, Sie sind es . . . von der Polizei.«
    Blessing nickte und lächelte. »Die Obduktion Ihres Mannes ist abgeschlossen. Darüber möchten wir mit Ihnen sprechen.«
    Blessings letzte Worte wurden von einem klapprigen Mercedes übertönt, der in den Hof einbog. Ein Mann stieg aus und winkte Anna Verhoeven zu.
    »Ich komme gleich, Herr Meisner!«, rief sie. Sie sah Blessing an und verschränkte die Hände. »Das ist einer unserer ältesten Stammkunden. Er kommt immer ganz früh in der Saison. Seit seine Frau gestorben ist, sucht er sich das hässlichste und krummste Bäumchen aus, das er finden kann. Damit es nicht von allen verschmäht wird und am Ende übrig bleibt.« Sie zog ein Tuch aus ihrer Schürzentasche und schnäuzte sich.
    »Gehen Sie nur zu ihm«, sagte Blessing. »Vielleicht können wir zuerst mit Ihrer Tochter reden?«
    »Sie ist oben.«
    Sie traten ins Haus. Gesa Hendricks stand bereits am oberen Treppenabsatz. Ihr Gesicht war blass, die Schatten unter den Augen blaugrau. »Kommen Sie doch bitte rauf.«
    Sie saßen sich am Küchentisch gegenüber. Gesa Hendricks konnte ihre Hände nicht still halten. »Es ist alles so unwirklich. Ich denke dauernd, Papa müsste durch die Tür kommen.«
    Zagrosek nickte.
    Blessing räusperte sich. »Bei der Obduktion hat

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