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Die Kalte Zeit

Die Kalte Zeit

Titel: Die Kalte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
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sich herausgestellt, dass Ihr Vater einen Schlag auf den Kopf bekommen hat.« Sie zögerte. »Deshalb konnte er sich vor den Flammen nicht in Sicherheit bringen.«
    »Ah, so ist das gewesen«, sagte Gesa Hendricks fast tonlos.
    Blessing legte kurz ihre Hand auf Gesa Hendricks Arm. »Wer könnte Ihrem Vater so etwas angetan haben?«
    Gesa Hendricks antwortete nicht.
    »Wir haben vorhin mit Lars Schäffer gesprochen«, sagte Zagrosek. »Vor vier Wochen die Zerstörung der Tannenspitzen, gestern die Brandstiftung und der gewaltsame Tod Ihres Vaters . . . Besteht ein Zusammenhang zwischen diesen Taten? Hat Ihre Familie Feinde? Wer könnte das sein? Wer will Sie in den Ruin treiben? Wer geht sogar soweit, einen Menschen umzubringen?«
    Gesa Hendricks blickte starr auf einen Punkt an der Wand gegenüber.
    »Gestern Abend hat Ihr Mann gesagt, Ihr Vater habe sich von Herbert Graupner bedroht gefühlt.«
    Gesa Hendricks schüttelte den Kopf. »Mein Vater und Herbert Graupner waren mal enge Freunde.«
    Zagrosek wechselte einen Blick mit Blessing. Davon hatte Graupner nichts erwähnt.
    »Ihr Vater hatte Krebs«, sagte Blessing leise. »Haben Sie davon gewusst?«
    Gesa Hendricks atmete langsam ein. »Nein.« Sie schlang die Arme um den Oberkörper, als würde sie frieren. »Was für ein Krebs?«
    »Bauchspeicheldrüse. Die Krankheit war weit fortgeschritten.« Blessing sah Gesa Hendricks an. »Es tut mir leid, dass Sie das von uns erfahren. Aber Sie sollten darüber Bescheid wissen, denn es könnte eine Rolle für den Fall spielen. Ihr Vater hätte nicht mehr lange zu leben gehabt.«
    Gesa Hendricks stand auf und ging zur Tür. »Bitte, könnten Sie mich jetzt allein lassen? Ich . . . ich muss jetzt . . .«
    »Frau Hendricks«, Blessing trat zu ihr und fasste sie an der Schulter. »Sie wollen doch, dass wir den Tod Ihres Vaters aufklären. Dass der Täter bestraft wird. Helfen Sie uns bitte. Denken Sie nach. Gab es noch jemanden, mit dem Ihr Vater Streit hatte?«
    »Mit meinem Mann«, sagte sie zögernd.
    »Er hat uns erzählt, er habe sich mit Ihrem Vater gut verstanden«, warf Zagrosek ein. »Ihr Mann habe Ideen für den Betrieb entwickelt und Konrad habe ihn unterstützt.«
    Gesa Hendricks verzog den Mund zu einem bitteren Lächeln. »Dazu möchte ich nichts sagen.«
    »Es war also nicht so? Haben die beiden Streit gehabt?«
    »Seit die Tannen zerstört wurden, stehen wir kurz vor einer Insolvenz. Und darüber, wie man den Betrieb retten könnte, haben wir sehr unterschiedliche Vorstellungen.«
    »Ihr Mann sagte, er wolle zusätzlich Spargel anbauen«, sagte Zagrosek.
    »Ja, er glaubt nicht daran, dass die Weihnachtsbaumbranche eine Zukunft hat.«
    »Und was glauben Sie?«
    Sie zupfte nervös am Bündchen ihres Pullovers. »Fakt ist, wir haben kein Geld, um auf Spargel umzustellen. Mein Mann braucht zehntausend Euro, um Jungpflanzen zu kaufen.«
    »Was hat Ihr Vater dazu gesagt?«
    »Er war gegen den Spargelanbau.«
    »Auf welcher Seite standen Sie dabei? Das war doch sicher eine schwierige Situation?«, fragte Blessing.
    Gesa Hendricks atmete tief ein. »Na ja, auf keiner, wenn ich ehrlich bin. Ich habe eigene Ideen, wie wir den Betrieb retten können. Wir haben hochwertige Nordmannsamen zur Verfügung, geerntet in der Kultur mit den alten Nordmanntannen, die gestern Nacht zur Hälfte abgebrannt ist. Ich wollte einen Teil im März pflanzen, den anderen Teil an Baumschulen verkaufen.« Sie ließ die Arme hängen.
    »Wollte?« Blessing sah Gesa Hendricks an. »Warum machen Sie das nicht?«
    »Mein Mann ist dagegen. Und Vater war derselben Meinung.«
    »Haben Sie deshalb Streit mit den beiden gehabt?«
    Gesa zuckte die Schultern. »Nein, ich habe nachgegeben.«
    »Hat Ihr Vater ein Testament hinterlassen?«
    Gesa Hendricks sah Blessing erstaunt an. »Ich weiß es nicht. Darüber hat er nie gesprochen.«
    »Wir prüfen das beim Nachlassgericht. Aber wenn Ihr Vater es nicht ausdrücklich anders verfügt hat, erben Sie gemeinsam mit Ihrer Mutter den Betrieb. Das würde bedeuten, Sie könnten über die Zukunft des Betriebes entscheiden.«
    Gesa Hendricks lächelte verkrampft. »Ja. Da haben Sie wohl Recht.«
     
    Zurück im Präsidium schloss Zagrosek Blessings und sein gemeinsames Büro auf. Blessing setzte sich. »Ich muss sagen, Gesa Hendricks könnte ich in einem fort schütteln, damit sie mal aufwacht. Die hat sich von ihrem Vater ganz schön unterbuttern lassen.«
    »Und jetzt von ihrem Mann«, meinte Zagrosek.
    Blessing

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