Die Kaltzeller
beratschlagten sie, dann begab sich einer von ihnen an den Bug des Schiffes und blieb dort als Wache zurück. Die restlichen fünf setzten sich auf Brendas Haus zu in Marsch. Eine Gasse bildete sich zwischen den Siedlern, die in zwanglosen Gruppen beieinander standen und weit zurückwichen. Es dauerte lange, bis die Kaltzeller das Haus erreicht hatten. Der vorderste stieß die Tür auf, aber sie traten nicht sogleich ein, sondern schienen sich erst zu vergewissern, daß ihnen keine Gefahr drohte.
Kein Zweifel, daß sie die Lederpuppe sahen, die sie für Darragh hielten. Sie hoben die Fangarme mit den Strahlwaffen, bevor sie langsam und vorsichtig über die Schwelle traten. Der letzte war gerade im Haus verschwunden, als Orrin Lyle hinter einem anderen Haus auftauchte, verfolgt von den beiden Männern, die zu seiner Bewachung zurückgeblieben wären.
„Er ist ihnen entkommen!“ schrie Brenda auf. „Mark, er wird uns wieder verraten!“
Darragh riß das Fenster auf, und seine gewaltige Stimme dröhnte über den freien Platz: „Ziehen! Ziehen!“
Mit einem Hechtsprung war er aus dem Fenster und stürzte sich auf den am Bug des Schiffes zurückgebliebenen Kaltzeller, der ihm den Rücken zukehrte. Ein donnerndes Krachen ließ den Posten herumfahren, als das Dach von Brendas Haus herabstürzte und die fünf fremden Eindringlinge unter sich begrub. Darragh nutzte die Sekunde der Überraschung. Mit kräftigen Armen umschlang er den Gegner und versuchte, ihm die Strahlpistole zu entreißen. Der Kampf auf Leben und Tod entspann sich. Darragh umklammerte mit der Rechten den Fangarm, der die tödliche Waffe auf ihn zu richten versuchte, und reckte ihn in die Höhe, aber die anderen Arme griffen nach ihm und umschlangen ihn mit unheimlicher Gewalt. Darragh packte mit der Linken den Schutzanzug, umspannte ihn mit aller Kraft und stemmte zugleich sein rechtes Knie gegen den Körper des Gegners. Darragh nahm alle Energie zusammen und führte die Linke mit schnellem Ruck nach unten. Mit einem hellen Laut riß der Stoff, und während Darragh hintenüberfiel, sah er, wie der Kaltzeller, seines Schutzes gegen die Wärme beraubt, zusammensank, sich sekundenlang am Boden wälzte und dann reglos liegen blieb.
Darragh raffte sich keuchend auf. Schweiß stand auf seiner Stirn, sein Herz hämmerte wild. Mit einem Blick übersah er die Situation, und schon stürmte Brenda auf ihn zu und warf sich in seine Arme.
„Wir haben gewonnen, Mark, wir haben gewonnen!“ stammelte sie und bedeckte sein Gesicht mit leidenschaftlichen Küs sen. „Auch Lyle brauchen wir nicht mehr zu fürchten, er stürmte als erster in mein Haus und wurde mit den Feinden zusam men erschlagen.“
Aus den Trümmern des Hauses schälten sich zwei Gestalten. Es waren Siedler, die sich, der Gefahr nicht achtend, zu den getöteten Feinden vorgearbeitet hatten, um sich in den Besitz ihrer Waffen zu setzen. Ihre Gesichter strahlten stolz, als sie Darragh ihre Beute vorwiesen.
„Ausgezeichnet!“ nickte Darragh anerkennend. „Wir werden jede Waffe gebrauchen können. Brenda, nimm einige Proben des Schutzanzugmaterials an dich, damit wir später feststellen können, gegen welche Waffen dieser Panzer am empfindlichsten ist.“
Während das Mädchen neben dem toten Posten kniete, strömten die Siedler herbei und scharten sich aufgeregt um Darragh. Sie jubelten ihm zu, Mütter hoben ihm ihre Kinder entgegen, aber Darragh wehrte ab und bat um Stille.
„Wir starten in zwei Minuten!“ rief er mit weithin vernehmbarer Stimme. „Lauft in eure Häuser und nehmt das Wichtigste mit. Alle wissenschaftlichen Bücher, einige Werkzeuge, Lebensmittel für einen Tag. Beeilt euch! Sobald der letzte hier ist, fliegen wir.“
Sie liefen auseinander, kamen wenig später zurück, mit ihren Habseligkeiten beladen. „Frauen und Kinder zuerst!“ befahl Darragh. Brenda stand neben ihm. „Mark, du bist wundervoll“, sagte sie atemlos. „Ich möchte dir tausend Küsse geben.“
„Du kannst mich hunderttausendmal küssen, Brenda“, gab er lächelnd zurück. „Aber erst, wenn wir Zeit dazu haben. Wir sind noch nicht in Sicherheit.“
Er schloß den Einstieg hinter dem Letzten und griff nach den Steuerhebeln. Langsam hob sich das Schiff, verließ den Schacht, schwang sich in den Himmel und flog mit gesteigerter Geschwindigkeit nach Süden davon.
„Sie sind hinter uns her!“ erklang die erregte Stimme Criddles.
„Macht nichts“, wehrte Darragh ab. „Wir haben genügend
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