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Die Kaltzeller

Die Kaltzeller

Titel: Die Kaltzeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manly Wade Wellmann
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kann nicht schaden, wenn ich noch einmal wiederhole, worum es geht. Der Kuppelbau hat an seinem oberen Ende eine Öffnung. Von dieser Öffnung führt ein Schacht bis in die Tiefe des Baues. Wir müssen also möglichst nahe herangehen, um das verhältnismäßig kleine Ziel nicht zu verfehlen. Es ist leicht zu erkennen, denn an seinem Rand ist eine Reihe von Spiegeln und Linsen montiert, durch die die Sonnenstrahlen gesammelt in den Schacht geworfen werden. Wir werden den direkten Anflug mit Höchstgeschwindigkeit durchführen. Dann kreise ich ein– oder zweimal, verringere die Fahrt und werde mich bemühen, das Schiff kurze Zeit über der Öffnung im Stillstand zu halten. Dann ist der entscheidende Augenblick gekommen, und die Bombe muß blitzschnell fallen. Inzwischen ist nämlich unsere Annäherung bemerkt worden, und die Gegenmaßnahmen setzen ein. Ihr wißt, was wir zu erwarten haben. Grüne Strahlen, die uns herunterzuziehen versuchen, weiße, fahle Strahlen, mit denen sie uns den Garaus machen wollen. Ich werde keine Zeit haben, den Luftraum an den Seiten und hinter uns zu beobachten, da ich eine Lücke suchen muß, durch die wir schlüpfen können. Ihr übernehmt die Flanken- und rückwärtige Beobachtung. Und haltet die Augen auf! Wenn wir die Strahlenmauer durchbrochen haben, sind wir noch nicht in Sicherheit. Sie werden alles, was an Schiffen einsatzbereit ist, hinter uns her hetzen, um uns herunterzuholen. Unsere einzige Chance liegt in unserer Geschwindigkeit.“
    „Zeit, Capato!“ meldete die Stimme des rückwärtigen Beobachters. „Letztes Büchsen- und Bombenlicht. Wenn wir länger warten, macht uns die Dunkelheit zu schaffen.“
    „Der Kuppelbau ist noch gut zu erkennen“, sagte ein anderer Beobachter. „Er sieht keineswegs so riesig aus, wie Darragh ihn beschrieben hat.“
    „Optische Täuschung, weil wir noch zu weit entfernt sind“, sagte Capato. „Ich schalte auf Höchstgeschwindigkeit!“ Seine Hand bebte leicht, als er nach dem Geschwindigkeitshebel griff. Mit einem gewaltigen Satz sprang das Schiff vorwärts und raste seinem Ziel entgegen.
    „Tiefer gehen, Capato!“ mahnte der Mann am Bombenschacht. „Wir sind zu hoch!“
    Der Bug des Schiffes senkte sich, ein rhythmisches Summen erfüllte die Kabine, wurde stärker und stärker, bis es klang, als poche eine metallene Faust gegen den Rumpf.
    „Was ist das? Maschinenschaden?“ fragte die Nummer zwei.
    Capato lächelte verzerrt. „Kommt von draußen. Sie signalisieren, geben eine Nachricht, die für uns bestimmt ist. Hat keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, wir würden sie doch nicht verstehen. Wir setzen den Anflug fort, als wollten wir landen. Haltet die Augen auf!“
    Das Schiff kurvte ein, schnell kam die graubraune Masse des Kuppelbaues näher. Es sah aus, als würde das Schiff in der nächsten Sekunde daran zerschellen. Die Kurve wurde enger, der blitzende Rumpf nahm wieder normale Fluglage ein. Wie ein gewaltiger Zuckerhut lag die Befestigung unter ihnen. In der Mitte gähnte es dunkel wie ein Abgrund, flüchtig ließen sich die Silhouetten der großen Spiegel und Linsen erkennen.
    „Zu schnell, Capato!“ kam der Ruf des Bombenschützen. „Bei dieser Geschwindigkeit läßt sich das Ziel nicht auffassen!“
    „Achtung – in zwei Sekunden!“ sagte Capato mit schmalen Lippen. „Ich schalte Gegenwirkung ein.“ Seine Hände arbeiteten mechanisch,– jeder Griff war Capato in Fleisch und Blut übergegangen. Ein Zittern durchlief den Rumpf, als die gewaltige Geschwindigkeit abgebremst wurde, dann stand das Schiff mit einem Ruck, der die Männer fast von ihren Posten fegte.
    „Ziel?“
    „Erfaßt!“
    „Bombe weg!“
    Die Bombe löste sich aus dem Rumpf, ein heller, runder Ball, nicht größer als ein Kinderkopf. Sie sauste auf die dunkle Öffnung zu, wurde von ihr verschluckt.
    „Bombe im Ziel!“ Jubelnd schrie es der Bombenschütze und klammerte sich fest, als Capato das Schiff in steiler Kurve hochriß und dem nachtdunklen Himmel entgegenrasen ließ. Noch im Steigflug hörten sie das dumpfe Röhren, das aus der Tiefe des Schachtes stieg und zu einem wütenden Grollen wurde. Die Druckwelle traf das Schiff, schüttelte es, ließ es auf und ab tanzen. Capatos Knöchel traten weiß hervor, als er alle Kraft aufwandte, um es wieder in seine Gewalt zu bringen.
    Fünf Augenpaare starrten nach untan. Es sah aus, als begänne eine riesige Schildkröte, die ihren Schlaf unterbrochen hatte, sich zu bewegen. Die

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