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Die Kaltzeller

Die Kaltzeller

Titel: Die Kaltzeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manly Wade Wellmann
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konnte, Mr. Darragh“, sagte er eifrig. „Der Samen meiner Pflanze ist auf Dutzende von feindlichen Befestigungen abgesprüht worden. Sie wissen, daß ich zuversichtlich war, aber trotzdem haben mich die Berichte überrascht. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, daß diese unscheinbaren Wurzeln in so kurzer Zeit eine so völlige Zerstörung hervorrufen würden. Hier, sehen Sie diese Meldung! Jemand, der schriftstellerische Phantasie besitzt, schrieb sie. ‚Die Festungen erinnern an alte Bilder von Collegegebäuden, deren Mauern dicht mit Efeu bewachsen waren’.“
    Darragh beugte sich über den Bericht und nickte. Die Meldung trug die Unterschrift Sam Criddles. „Kein Wunder“, sagte Darragh lachend. „Criddles Vorfahren waren Universitätsprofessoren. Er hätte kein besseres Beispiel wählen können.“
    Brenda kam herein. Sie trug ein Tablett mit einem Imbiß und zwei Bechern Tee. „Ihr werdet hungrig sein, ihr armen Män ner“, sagte sie scherzend. „Stärkt euch, bevor ihr euch weiter die Köpfe zerbrecht.“
    Darragh stand auf, zog das Mädchen an sich.
    „Mark!“ protestierte sie, aber man merkte ihr an, daß ihre Gegenwehr nicht aus dem Herzen kam. „Doch nicht, wenn du Besuch hast! Schon gar nicht in Gegenwart Reverend Aliens, ich bitte dich!“
    „Lassen Sie sich nicht stören“, lächelte der Reverend. „Ich habe mich allmählich an diesen Anblick gewöhnt. Der wievielte Kuß war dies eigentlich, wenn man das verliebte junge Paar fragen darf?“
    „Ich zähle nicht mehr“, sagte Brenda glücklich. „Vielleicht weiß Mark es.“
    „Nummer dreißigtausend dürfte bald fällig sein“, lachte Darragh. „Dann schuldest du mir nur noch siebzigtausend. Nach dem Hunderttausendsten werden wir von neuem zu zählen beginnen.“
    „Ich wollte nur sagen … “, begann Brenda, aber Darragh verschloß ihr den Mund mit einem Kuß, der nach seiner Rechnung der dreißigtausendunderste sein mußte. Brenda löste sich sanft aus seiner Umarmung. „Schluß, Mark! Kannst du nicht eine Minute dienstlich sein? Ich wollte dir sagen, daß ein Funkspruch von Capato eingegangen ist.“
    „Capato? Was berichtet er?“
    „Hier kommt der Melder mit der Nachricht.“
    Darragh entfaltete das Papier und hielt es so, daß Allen es mit einsehen konnte. Beide begannen zu gleicher Zeit zu lachen.
    „Capato, wie er leibt und lebt“, nickte Darragh. „Militärische Meldungen im Stil der, alten Rothäute. Immerhin, was er berichtet, klingt nicht schlecht. Es wird dich besonders interessieren, Brenda. Der Kuppelbau am Michigansee steht nicht mehr. Die Stätte deiner Jugend, wenn wir sie so nennen wollen, ist ein Trümmerhaufen. Tut es dir leid darum?“
    Das Mädchen schüttelte den Kopf und wandte sich an Pre ston Allen. „Ist Ihnen jemals der Gedanke gekommen, Reverend, ob diese Kaltzeller eine Seele haben?“ fragte sie.
    Allen strich sich nachdenklich den Bart, bevor er ausweichend antwortete. „Das ist mehr als eine theologische Frage, meine Liebe. Wir können annehmen, daß die fremden Eindringlinge Verstand haben, daß sie logisch, wenn auch anders als wir, zu denken verstehen. Eine Seele aber – nein, da müssen Sie einen anderen fragen. Ich glaube nicht, daß ich dafür zuständig bin.“
    Darragh winkte den Melder zu sich. „Capatos Schiff landet in Kürze. Sorge dafür, daß die Nachricht die Runde macht. Man soll alle Vorbereitungen zu seinem Empfang treffen. Trommeln, Freudenfeuer und vor allem der Medizinmann müssen herbei. Capato soll nicht anders empfangen werden wie in früheren Zeiten seine Stammeshäuptlinge, wenn sie vom siegreichen Kriegspfad zurückkehrten.“
    Der Melder starrte Darragh verblüfft an, dann wandte er sich kopfschüttelnd um und verließ die Höhle.
    „Was sagt Capatos Nachricht sonst?“ fragte Brenda.
    „Capato macht in Optimismus“, lächelte Darragh. „In einem Optimismus, den ich nicht ohne weiteres teilen kann. Er ist der Ansicht, daß wir bis Weihnachten den vollständigen Sieg errungen haben werden.“
    „Bis Weihnachten … “, wiederholte Reverend Allen mit funkelnden Augen.
    „Bis Weihnachten … “, sagte auch Brenda leise.
    „Gerade für Weihnachten hatte ich einen besonderen Plan“, sagte Darragh. „Ihr beide werdet mir bei seiner Durchführung helfen.“
     
16. Kapitel
     
    Weihnachten war gekommen.
    Die Antarktis lag unter der sommerlichen Sonne, die die ganze Nacht hindurch schien. Trotz der Sonne herrschte bittere, trockene Kälte, und kein

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