Die Kaltzeller
es schaffen?“
Spence hob die Schultern. „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Selbst wenn es ihnen gelingt, sie können nicht überall sein. Und heute werden noch mehr Wälder brennen – in Alaska und Kana da, um die Hudsonbucht und an den Großen Seen, nach allem, was ich gehört habe, sogar in Europa, in Rußland, in Sibirien.“
Der junge Offizier trat neben Spence, seine Augen waren weit aufgerissen. „Ist es nicht ein Jammer? Diese Werte, die in Schutt und Asche sinken!“
„Die einzige Methode, unsere Feinde zu vernichten“, erwiderte Spence hart. „Feuer ist ihr Tod. Selbst ihre Schutzmaßnahmen haben keinen Wert mehr, wenn die Feuer den Stützpunkten zu nahe kommen.“
„Dann werden wir sie diesmal also restlos vernichten?“
„So schnell geht es nicht. Es sind schon zu viele auf der Er de. Aber steter Tropfen höhlt den Stein. Während sie hier zu löschen versuchen, holen wir neue Bomben aus Winnipeg und spielen weiter Brandstifter.“ Während Spence sprach, umspielte ein bitteres Lächeln seine Lippen, und seine Gedanken wanderten wieder einmal zum Orinoko. Ob Darragh und Brenda auch in dieser Minute beisammen waren?
Spence vermutete richtig; Brenda und Mark waren beieinander. Sie befanden sich in ihrem ‚Hauptquartier’, einer gemütlich eingerichteten Steinhöhle, neben der sich brausend ein breiter Wasserfall in die Tiefe ergoß. In ihrer Gesellschaft weilte ein knochiger, alter Mann mit grauem Haar und grauem Bart. Sein Schädel war fast so breit wie seine schmalen Schultern, und aus seinem von Falten durchzogenen Gesicht leuchteten auffallend helle, kluge Augen. Wären Brenda und Darragh diesem Manne im Dschungel begegnet, sie hätten kaum Notiz von ihm genommen und sich besonders für ihn interessiert. Aber der Mann hatte wichtige Dinge zu sagen, und die beiden hörten ihm seit geraumer Zeit mit gespannter Aufmerksamkeit zu.
„Ich bin ein alter Mann“, sagte der Grauhaarige endlich abschließend, während seine dürren Hände mit den heuähnlichen Wurzelfasern spielten, die auf dem roh zusammengehauenen Tisch lagen, „und als Soldat dürfte ich wohl eine klägliche Rol le spielen. Um aber auch mein Teil im Kampf gegen die fremden Eroberer beizutragen, habe ich manche Nacht durchgrübelt. Was Sie hier sehen, ist das Resultat meiner Bemühungen. Diese Pflanze wächst zum größten Teil unter der Erde, oberirdisch tritt sie kaum in Erscheinung; ihre Wurzeln haben die eigenarti ge Eigenschaft, sich meilenweit in alle Richtungen zu erstrecken. Was aber das Wichtigste ist, die Wurzeln sondern eine starke, ätzende Säure ab, die, wie ich feststellen konnte, auch das härteste Gestein spaltet und zerbröckelt. Sie macht vor nichts halt, sie würde sogar die Mondgebirge zersetzen.“
Forschend musterte Darragh den alten Mann. „Und diese Züchtung ist Ihnen ganz allein gelungen? Ich dachte, Sie wären Geistlicher, eine Art Wanderprediger, wenn ich Sie recht verstanden habe.“
Der Grauhaarige nickte schmunzelnd. „Stimmt, Mr. Darragh. Ich bin Reverend Penrose Allen, und mein eigentliches Tätigkeitsfeld sind die armen Seelen der San Miguel-Gemeinde. Aber ich interessiere mich seit langem nebenberuflich für die Botanik. Neue Pflanzenzüchtungen und Kreuzungen sind meine Spezialität. Diese hier stammen von mutierten Klippenranken, wie es sie überall hier auf dem steinigen Boden gibt. Ich habe von Ihrem Ruf nach einer gewissen Pflanzensorte gehört, und darum bin ich hier. Glauben Sie, daß Ihnen meine Züchtung nutzen kann?“
„Ich weiß es nicht“, sagte Darragh zweifelnd. „Ihre Pflanze ist ein typisches Produkt der tropischen Zone. Ich dachte mehr an eine Art, die in den nördlichen Regionen gedeihen kann. Das Ziel meines Kampfes ist in erster Linie die Zerstörung und Vernichtung der im Norden gelegenen Befestigungen der Kaltzeller. Sind diese ausgeschaltet, so bricht die Macht der Eindringlinge hier im Süden von selbst zusammen.“
„Sagte ich noch nicht, daß meine Pflanze auch bei den niedrigsten Temperaturen lebensfähig ist?“ fragte der Reverend. „Dann will ich es schnell nachholen. Sie können sich auf meine Angaben verlassen, ich stehe mit meinem Leben für ihre Richtigkeit ein.“
„Mit Ihrem Leben, Reverend?“ Brenda war es, die das Wort an den grauhaarigen Mann richtete.
Das Lächeln, das Aliens Lippen umspielte, war das Lächeln eines Weisen, eines Mannes, der alle Höhen und Tiefen des Lebens kannte.
„Sie haben recht, Brenda, es ist nicht viel,
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