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Die Kameliendame

Die Kameliendame

Titel: Die Kameliendame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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,So denken Sie heute abend, weil Sie nicht mehr nüchtern sind. Aber wenn es darauf ankommt, würden Sie die Geduld verlieren.'
,Erlauben Sie mir, Ihnen zu sagen, Marguerite, daß Sie zwei Monate lang krank waren und daß ich in diesen zwei Monaten täglich nach Ihnen gefragt habe.' ,Das ist wahr. Aber warum kamen Sie nie herauf?' ,Weil ich Sie noch nicht kannte.'
,Hat man denn Hemmungen bei einem Mädchen wie mir?' ,Man sollte immer Hemmungen haben, wenn es sich um eine Frau handelt. Wenigstens ist das meine Meinung.' ,Also würden Sie mich pflegen?' Ja.'
,Sie würden jeden Tag bei mir sein?' ,Ja.'
,Und jede Nacht?'
Jederzeit, wenn ich Ihnen nicht lästig falle.' ,Wie nennen Sie das?' ,Ergebenheit.'
,Und woher kommt diese Ergebenheit?'
,Aus einer unwiderstehlichen Zuneigung.'
,Also sind Sie verliebt in mich? Sagen Sie es nur gleich, das
ist viel einfacher.' ,Das ist möglich. Aber wenn ich es Ihnen einmal sagen muß,
dann nicht heute.'
,Es ist besser, wenn Sie es mir nie sagen.'
,Warum?'
,Weil auf dieses Geständnis nur zwei Dinge folgen können.'
,Welche?'
,Entweder ich erhöre Sie nicht, dann würden Sie mir Vorwürfe machen. Oder ich erhöre Sie, dann würden Sie eine traurige Geliebte haben. Eine Frau, die nervös, krank und betrübt ist oder auch heiter, aber von einer Heiterkeit, die noch viel bedrückender ist als ihre Traurigkeit. Eine Frau, die Blut hustet und hunderttausend Francs im Jahr verschwendet. Das ist etwas für einen alten, reichen Mann wie den Herzog, aber sehr langweilig für einen jungen Mann wie Sie. Als Beweis sage ich nur, daß alle jungen Liebhaber mich sehr bald wieder verlassen haben.'
Ich antwortete nichts. Ich hörte ihr zu. Ihre Offenheit, die fast wie ein Geständnis war, ihr leidvolles Leben, das ich unter den glitzernden Äußerlichkeiten ahnte und vor dessen grausamer Wirklichkeit das arme Mädchen in diese Ausschweifungen floh, ihre Trunkenheit und ihre Schlaflosigkeit, all das beeindruckte mich so stark, daß ich keine Worte fand. ,Kommen Sie', fuhr Marguerite fort, ,wir reden da Dummheiten. Geben Sie mir Ihre Hand, und wir gehen zu den anderen zurück. Man wird sich fragen, was unsere Abwesenheit zu bedeuten hat.' ,Gehen Sie, wenn Sie wollen, aber erlauben Sie mir, bitte, hier bleiben zu dürfen.'
,Warum?'
,Weil Ihre Heiterkeit mir unangenehm ist.'
,Gut, ich werde traurig sein.'
,Hören Sie, Marguerite, lassen Sie sich noch etwas sagen. Man hat es Ihnen sicher schon oft gesagt, Sie sind gewöhnt, es zu hören und werden mir vielleicht nicht glauben. Aber es ist wahr, und ich werde es auch nie wiederholen.' ,Und das ist?...' fragte sie mit dem Lächeln einer jungen Mutter, der ihr Kind etwas Närrisches erzählt. ,Seit ich Sie sah, haben Sie, ich weiß nicht wie und ich weiß nicht warum, einen Platz in meinem Leben eingenommen. Ich gab mir alle Mühe, Ihr Bild aus meinen Gedanken zu verbannen, es kehrte immer wieder. Heute bin ich Ihnen begegnet, nachdem ich Sie zwei Jahre nicht sah. Heute haben Sie einen noch viel größeren Eindruck auf mein Herz und auf mein Gemüt gemacht. Ich bin jetzt bei Ihnen, ich kenne Sie, kenne alle Ihre Eigenarten, Sie sind mir unentbehrlich geworden. Ich würde den Verstand verlieren, nicht nur wenn Sie mich nicht lieben, sondern vor allem, wenn ich Sie nicht lieben darf.' ,Aber, Sie Unglücklicher, ich werde Ihnen sagen, was Frau D... sagte: Sie sind wohl reich, aber Sie wissen nicht, daß ich sechs- bis siebentausend Francs im Monat verbrauche, eine Ausgabe, die für mein Leben notwendig ist. Sie wissen nicht, mein armer Freund, daß ich Sie in kürzester Zeit zugrunde richten würde. Und Ihre Familie würde Ihnen verbieten, mit einem Wesen wie mir zusammenzuleben. Gut, lieben Sie mich wie ein Freund, aber mehr nicht. Kommen Sie zu mir, wir werden lachen, werden plaudern, aber ereifern Sie sich nicht über meinen Wert, denn er ist nicht groß. Sie haben ein gutes Herz, Sie müssen geliebt werden, Sie sind zu jung und zu feinfühlend, um in unserer Welt zu leben. Suchen Sie sich eine verheiratete Frau. Sie sehen, ich meine es gut mit Ihnen und spreche ganz offen.'
,Ach da! Was macht ihr denn da?' rief Prudence. Wir hatten ihr Kommen nicht gehört. Sie stand plötzlich in der Türe. Ihre Haare waren aufgelöst, ihr Kleid geöffnet. Ich erkannte in dieser Unordnung Gastons Hand.
,Wir führen ein ernstes Gespräch, lassen Sie uns', sagte Marguerite, ,wir kommen gleich.' ,Gut, gut, plaudert, meine Kinder', entgegnete Prudence und ging. Sie schloß

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