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Die Kameliendame

Die Kameliendame

Titel: Die Kameliendame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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ihren Gläubigern gelaufen und hatte sie gefragt, wieviel Marguerite ihnen schuldete. Da bekamen es diese mit der Angst zu tun und wollten in zwei Tagen schon versteigern lassen.' ,Ist jetzt alles bezahlt?' ,Fast alles.'
,Und wer gab das Geld?'
,Der Graf von N... Ach, mein Lieber, es gibt Männer, die dafür wie geschaffen sind. Kurz, er gab ihr zwanzigtausend
Francs. Aber damit hat er sich auch verausgabt. Er weiß genau, daß Marguerite ihn nicht liebt. Trotzdem ist er sehr nett zu ihr. Sie haben ja gesehen, er hat ihr die Pferde wieder gekauft und auch ihren Schmuck wieder eingelöst. Er gibt ihr übrigens noch mehr Geld als der Herzog. Wenn sie entsprechend lebt, wird dieser Mann lange bei ihr bleiben.' ,Und was macht sie? Wohnt sie wieder ganz in Paris?' ,Nach Bougival wollte sie nicht mehr zurück, nachdem Sie abgereist waren. Ich habe dort alle Sachen geholt, auch die Ihrigen. Ich habe ein Paket davon gemacht, das Sie mitnehmen können. Es ist alles darin bis auf eine kleine Brieftasche mit Ihrem Namenszug. Marguerite wollte sie gern behalten. Wenn Sie die kleine Mappe aber wiederhaben wollen, erbitte ich sie zurück.'
,Sie mag sie nur behalten', stammelte ich. Tränen standen in meinen Augen bei der Erinnerung an den Ort, der mich so glücklich sah, und darüber, daß Marguerite etwas von mir behalten wollte, was sie an mich erinnerte. Wäre sie in diesem Augenblick hereingekommen, ich hätte alle Rachegedanken aufgegeben und wäre ihr zu Füßen gesunken.
,Ich habe sie übrigens noch nie so gesehen, wie sie jetzt ist', fuhr Prudence fort. ,Sie schläft fast nicht mehr, sie geht auf Bälle, auf Abendgesellschaften, sie berauscht sich bewußt. Neulich mußte sie allerdings nach einer Gesellschaft acht Tage zu Bett liegen. Als der Arzt ihr das Aufstehen wieder erlaubte, begann das wilde Leben von neuem, obwohl die Gefahr besteht, daß sie daran zugrunde geht. Werden Sie Marguerite besuchen?'
,Wozu kann das gut sein? Ich bin gekommen, um Sie, liebe Frau Duvernoy, zu besuchen, denn Sie waren immer sehr gut zu mir. Ich kenne Sie auch länger als Marguerite. Ihnen verdanke ich es, daß ich ihr Geliebter war und auch, daß ich es jetzt nicht mehr bin. Nicht wahr, so ist es doch?' ,Ach Gott, ich tat alles, damit Marguerite Sie verließ. Ich glaube, Sie sind mir eines Tages noch dankbar dafür.' ,Ich bin Ihnen doppelt dankbar', fügte ich hinzu und erhob mich. Diese Frau, die meine Worte für bare Münze nahm, widerte mich an. ,Sie gehen schon?'
,Ja'
,Wann sehe ich Sie wieder?' ,Bald, adieu.' ,Adieu.'
Prudence begleitete mich bis zur Türe. Ich kehrte nach Hause zurück, Tränen der Wut in den Augen. Ich fühlte ein lebhaftes Bedürfnis, mich zu rächen.
Also war Marguerite ein Mädchen wie alle anderen. Ihre tiefe Liebe zu mir war nicht stark genug im Kampf gegen das Leben von einst, gegen das Bedürfnis, einen Wagen zu haben und Feste zu feiern.
So dachte ich in meinen schlaflosen Nächten. Hätte ich kaltblütig nachgedacht, so hätte ich erkennen müssen, daß das brausende Leben jetzt Marguerites letztes Mittel war, um über die Gedanken und Erinnerungen Herr zu werden. Aber leider war die unglückselige Leidenschaft stärker. Ich suchte also nun nach einem Mittel, das arme Wesen zu quälen.
Oh, der Mensch wird so klein und aufbegehrend, wenn man seine Gefühle verletzt.
Diese Olympia war zwar nicht die Freundin von Marguerite, aber doch das Wesen, mit dem sie seit ihrer Rückkehr nach Paris am häufigsten verkehrte. Olympia wollte einen Ball geben. Ich vermutete auch Marguerite dort und versuchte, mit Erfolg, eine Einladung zu erhalten. Als ich voll schmerzlicher Erregung auf den Ball kam, war alles schon sehr angeregt. Man tanzte, man sprach laut. In einer Quadrille entdeckte ich Marguerite mit dem Grafen N... Er schien sehr stolz auf sie zu sein. Alle seine Bewegungen sagten:
,Diese Frau gehört mir.'
Ich lehnte mich genau Marguerite gegenüber an den Kamin und sah ihrem Tanz zu. Als sie mich erblickte, wurde sie
verwirrt. Ich sah sie an und grüßte nachlässig mit der Hand und mit den Augen.
Ich stellte mir vor, daß sie nach dem Ball nicht mit mir, sondern mit diesem reichen Dummkopf, über den sie lachte, zusammen sein würde. Ich malte mir aus, was wahrscheinlich dann zu Hause vor sich gehen werde. Da stieg mir das Blut zu Kopf. Ich konnte nicht anders, ich mußte diese Liebe zerstören.
Nach dem Kontertanz begrüßte ich die Hausfrau. Sie zeigte ihren Gästen wunderschöne Schultern und ihre

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