Die Kammer
erwähnen.«
»Okay. Du hast es erwähnt.«
»Ich habe hier noch ein Formular, deine persönliche Habe betreffend. Wer soll sie bekommen?«
»Du meinst meinen Nachlaß?«
»Gewissermaßen.«
»Das ist verdammt morbide, Adam. Weshalb müssen wir darüber reden?«
»Ich bin Anwalt, Sam. Wir werden dafür bezahlt, daß wir uns um die Details kümmern. Es ist nur Papierkram.«
»Willst du mein Zeug?«
Adam dachte einen Moment darüber nach. Er wollte Sams Gefühle nicht verletzen, konnte sich aber gleichzeitig nicht vorstellen, was er mit ein paar zerlumpten Kleidungsstücken, abgegriffenen Büchern, einem tragbaren Fernseher und Duschsandalen aus Plastik anfangen sollte. »Klar«, sagte er.
»Dann gehört es dir. Nimm es und verbrenn es.«
»Unterschreib hier«, sagte Adam und schob ihm das Formular zu. Sam unterschrieb, dann sprang er auf und fing wieder mit dem Herumwandern an. »Ich möchte wirklich, daß du Donnie kennenlernst.«
»Okay. Wenn du unbedingt willst«, sagte Adam und verstaute seinen Block und die Formulare in seinem Aktenkoffer. Damit waren die bürokratischen Details erledigt. Sein Aktenkoffer fühlte sich plötzlich viel schwerer an.
»Ich komme morgen früh wieder«, sagte er zu Sam.
»Bring ein paar gute Neuigkeiten mit, okay?«
Colonel Nugent marschierte mit einem Dutzend bewaffneter Wärter hinter sich am Rande des Highways entlang. Er funkelte die Klan-Angehörigen an, sechsundzwanzig nach der letzten Zählung, und warf den Nazis in ihren Braunhemden, zehn insgesamt, finstere Blicke zu. Er stolzierte um das Ende des grasbewachsenen Proteststreifens herum und blieb einen Moment stehen, um mit zwei katholischen Nonnen zu sprechen, die unter einem großen Schirm saßen, so weit von den anderen Demonstranten entfernt wie möglich. Es herrschten achtunddreißig Grad, und die Nonnen schmorten unter ihrem Schirm. Sie tranken Eiswasser, ihre Plakate lehnten so an ihren Knien, daß sie vom Highway aus zu sehen waren.
Die Nonnen fragten ihn, wer er wäre und was er wollte. Er erklärte ihnen, er sei der amtierende Gefängnisdirektor und wolle sich lediglich vergewissern, daß die Demonstration friedlich verlief.
Sie sagten ihm, er solle verschwinden.
43
V ielleicht lag es daran, daß Sonntag war, vielleicht war es auch der Regen, aber Adam trank seinen Morgenkaffee mit unerwarteter Gelassenheit. Draußen war es noch dunkel, und das sanfte Prasseln eines warmen Sommerschauers auf die Terrasse war hypnotisierend. Er stand in der offenen Tür und lauschte dem Aufklatschen der Regentropfen. Es war noch zu früh für Verkehr auf dem Riverside Drive weiter unten. Es gab keinerlei Geräusche von den Schleppern auf dem Floß. Alles war still und friedlich.
Und an diesem Tag, Tag drei vor der Hinrichtung, hatte er auch nicht übermäßig viel zu tun. Er würde im Büro anfangen, wo eine weitere Eingabe in letzter Minute vorbereitet werden mußte. Die Begründung war so lächerlich, daß Adam sich fast genierte, die Klage einzureichen. Dann würde er nach Parchman fahren und Sam eine Weile Gesellschaft leisten.
Es war unwahrscheinlich, daß sich am Sonntag bei den Gerichten irgend etwas tat. Möglich war es aber trotzdem, da die Death Clerks und ihre Mitarbeiter ständig verfügbar sein mußten, wenn eine Hinrichtung bevorstand. Aber der Freitag und der Samstag waren vergangen, ohne daß irgendwelche Entscheidungen gefällt worden waren, und er rechnete für heute mit derselben Inaktivität. Morgen allerdings würde es seiner bisher nicht erprobten Meinung zufolge ganz anders aussehen.
Der morgige Tag würde nichts als Hektik bringen. Und der Dienstag, der Sams letzter Tag sein sollte, würde ein Alptraum an Streß werden.
Aber dieser Sonntagmorgen war bemerkenswert ruhig. Er hatte fast sieben Stunden geschlafen, ein Rekord in jüngster Zeit. Sein Kopf war klar, sein Puls normal, seine Atmung entspannt. Anders als sonst, überschlugen sich seine Gedanken heute nicht.
Er blätterte in der Sonntagszeitung, überflog die Schlagzeilen, las aber nichts. Da standen mindestens zwei Artikel über die Cayhall-Hinrichtung, einer brachte weitere Fotos von dem ständig anwachsenden Wirbel vor den Toren des Gefängnisses. Der Regen hörte auf, als die Sonne aufging, und er saß eine Stunde lang auf einem nassen Schaukelstuhl und blätterte in Lees Architektur-Zeitschriften. Nach ein paar Stunden Ruhe und Frieden war Adam gelangweilt und bereit, wieder in Aktion zu treten.
Da war eine unerledigte Sache in
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