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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Fünfte Berufungsgericht sitzt nach wie vor auf der Klage wegen unzulänglicher Rechtsberatung. Ich hatte mit einer schnellen Entscheidung gerechnet, aber seit zwei Tagen hat sich nichts getan. Die Klage wegen geistiger Unzurechnungsfähigkeit liegt beim Bezirksgericht.«
    »Es ist alles hoffnungslos, Adam.«
    »Mag sein, aber ich gebe nicht auf. Wenn es sein muß, reiche ich noch ein Dutzend weitere Klagen ein.«
    »Ich unterschreibe nichts mehr. Du kannst nichts einreichen, was ich nicht unterschrieben habe.«
    »Doch, das kann ich. Es gibt Möglichkeiten.«
    »Dann bist du entlassen.«
    »Du kannst mich nicht entlassen, Sam. Ich bin dein Enkel.«
    »Wir haben eine Vereinbarung, in der steht, daß ich dich jederzeit entlassen kann. Wir haben es schriftlich abgemacht.«
    »Es ist ein Dokument voller Fehler, aufgesetzt von einem guten Knastanwalt, aber trotzdem ausgesprochen mangelhaft.«
    Sam schnaubte und fing wieder an, seine Fliesenreihe abzuschreiten. Er wanderte ein halbdutzendmal an Adam vorbei, seinem Anwalt heute, morgen und an den restlichen Tagen seines Lebens. Er wußte, daß er ihn nicht entlassen konnte.
    »Für Montag ist eine Anhörung wegen des Gnadengesuchs angesetzt«, sagte Adam; er schaute auf seinen Block und wartete auf die Explosion. Aber Sam nahm es gelassen hin und setzte seine Wanderung fort.
    »Welchen Zweck hat eine solche Anhörung?« fragte er.
    »Um Begnadigung zu bitten.«
    »Bei wem?«
    »Beim Gouverneur.«
    »Und du glaubst, der Gouverneur würde meine Begnadigung tatsächlich in Betracht ziehen?«
    »Was haben wir zu verlieren?«
    »Antworte auf meine Frage, du Klugscheißer. Du mit deiner Ausbildung, deiner Erfahrung und deiner juristischen Brillanz erwartest du allen Ernstes von diesem Gouverneur, daß er auch nur im Traum daran denkt, mich zu begnadigen?«
    »Vielleicht.«
    »Vielleicht, daß ich nicht lache. Du bist schön blöd, Adam.«
    »Danke, Sam.«
    »Gern geschehen.« Er blieb direkt vor Adam stehen und richtete seinen gekrümmten Finger auf ihn. »Ich habe dir von Anfang an gesagt, daß ich, als dein Mandant und damit als jemand, der auch ein Wörtchen mitzureden hat, nichts mit McAllister zu tun haben will. Ich werde diesen Affen nicht um Gnade bitten. Ich will nichts mit ihm zu schaffen haben, gar nichts. Das ist mein Wunsch, und den habe ich dir, junger Mann, vom ersten Tag an klargemacht. Du dagegen, als mein Anwalt, hast meine Wünsche ignoriert und getan, was dir gerade in den Sinn gekommen ist. Du bist der Anwalt, nicht mehr und nicht weniger, während ich der Mandant bin, und ich weiß nicht, was man dir an deiner feinen Universität beigebracht hat, aber hier treffe ich die Entscheidungen. «
    Sam ging zu einem leeren Stuhl und griff nach einem weiteren Umschlag. Er gab ihn Adam und sagte: »Das ist ein Brief an den Gouverneur mit dem Ersuchen, die für Montag angesetzte Anhörung wegen eines Gnadengesuchs ausfallen zu lassen. Wenn du dich weigerst, sie ausfallen zu lassen, dann mache ich Kopien von diesem Brief und übergebe sie der Presse. Ich werde dich, Garner Goodman und den Gouverneur bloßstellen. Hast du verstanden?«
    »Du hast dich deutlich genug ausgedrückt.«
    Sam legte den Umschlag wieder auf den Stuhl und zündete sich eine weitere Zigarette an.
    Adam kreiste einen weiteren Punkt auf seiner Liste ein. »Carmen kommt am Montag. Was mit Lee ist, weiß ich noch nicht.«
    Sam ging zu einem Stuhl und setzte sich. Er sah Adam nicht an. »Ist sie immer noch in der Klinik?«
    »Ja, und ich weiß nicht, wann sie wieder herauskommt. Möchtest du, daß sie dich besucht?«
    »Laß mich darüber nachdenken.«
    »Denk schnell, okay?«
    »Komisch, wirklich komisch. Mein Bruder Donnie war heute morgen hier. Er ist mein jüngster Bruder. Er möchte dich kennenlernen.«
    »War er im Klan?«
    »Was für eine Frage ist das?«
    »Es ist eine simple Ja- oder Nein- Frage.«
    »Ja. Er war im Klan.«
    »Dann will ich ihn nicht kennenlernen.«
    »Er ist kein schlechter Kerl.«
    »Wenn du meinst.«
    »Er ist mein Bruder, Adam. Ich möchte, daß du meinen Bruder kennenlernst.«
    »Ich habe nicht den Wunsch, neue Cayhalls kennenzulernen, Sam, vor allem nicht solche, die Kutten und Kapuzen getragen haben.«
    »Ach, tatsächlich? Vor drei Wochen wolltest du noch alles über die Familie erfahren. Du konntest einfach nicht genug davon bekommen.«
    »Ich kapituliere, okay? Ich habe genug gehört.«
    »Oh, da gibt es noch viel mehr.«
    »Genug, genug. Verschone mich.« Sam grunzte

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