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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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und lächelte vor sich hin. Adam schaute auf seinen Block und sagte: »Es wird dich freuen zu erfahren, daß sich zu den Kluxern draußen inzwischen ein paar Nazis und Arier und Skinheads und Angehörige ähnlich gesinnter Gruppen gesellt haben. Sie haben sich am Highway aufgereiht und schwenken Plakate vor vorbeifahrenden Autos. Auf den Plakaten fordern sie natürlich Freiheit für Sam Cayhall, ihren Helden. Es ist ein toller Zirkus.«
    »Ich habe es im Fernsehen gesehen.«
    »Außerdem sind sie in Jackson vor dem Kapitol aufmarschiert.«
    »Ist das meine Schuld?«
    »Nein. Es ist deine Hinrichtung. Du bist zu einem Symbol geworden. Im Begriff, ein Märtyrer zu werden.«
    »Und was soll ich dagegen tun?«
    »Nichts. Mach einfach weiter und stirb, dann sind sie alle glücklich.«
    »Was bist du heute nur für ein Arschloch.«
    »Entschuldige, Sam. Der Druck macht mich fertig.«
    »Wirf das Handtuch. Ich habe es auch getan. Kann es nur wärmstens empfehlen.«
    »Vergiß es, Sam. Ich habe diese Kerle ins Schwitzen gebracht. Bis jetzt habe ich noch nicht einmal angefangen zu kämpfen.«
    »Ja, du hast drei Anträge gestellt, und insgesamt sieben Gerichte haben dich abgewiesen. Null zu sieben. Ich möchte nicht erleben, was passiert, wenn du richtig loslegst.« Sam sagte das mit einem boshaften Lächeln, und der Witz traf ins Schwarze. Adam mußte lachen, und beide atmeten ein wenig leichter. »Ich habe da eine großartige Idee für eine Klage nach deinem Tode«, sagte er, Aufregung heuchelnd.
    »Nach meinem Tode?«
    »Klar. Wir verklagen sie wegen gesetzwidriger Tötung. Alle miteinander - McAllister, Nugent, Roxburgh, den Staat Mississippi.«
    »Das hat noch nie jemand getan«, sagte Sam und strich sich den Bart, als wäre er tief in Gedanken versunken.
    »Ja, ich weiß. Das habe ich mir ganz allein ausgedacht. Vielleicht holen wir keinen Cent dabei heraus, aber stell dir den Spaß vor, den ich haben werde, wenn ich diese Mistbande die nächsten fünf Jahre herumscheuche.«
    »Du hast meine Vollmacht, die Klage einzureichen. Verklag sie.«
    Das Lächeln verschwand langsam wieder, und der fröhliche Moment war vorüber. Adam fand noch etwas anderes auf seiner Checkliste. »Nur noch ein paar Dinge. Lucas Mann hat mich gebeten, dich wegen deiner Zeugen zu fragen. Du hast das Recht, zwei Leute im Zeugenraum zu benennen, für den Fall, daß es soweit kommen sollte.«
    »Donnie will nicht dabeisein. Und daß du dabei bist, lasse ich nicht zu. Sonst kann ich mir niemanden vorstellen, der zusehen möchte.«
    »Gut. Ich habe mindestens dreißig Anfragen wegen Interviews. Praktisch jede größere Zeitung und jedes Nachrichtenmagazin will mit dir reden.«
    »Nein.«
    »Gut. Erinnerst du dich an den Schriftsteller, über den wir beim letztenmal sprachen, Wendall Sherman? Den, der deine Geschichte auf Tonband aufnehmen möchte...«
    »Ja. Für fünfzigtausend Dollar.«
    »Inzwischen sind es hunderttausend. Sein Verleger schießt das Geld vor. Er will alles auf Tonband aufnehmen, der Hinrichtung beiwohnen, gründliche Recherchen anstellen und dann ein dickes Buch darüber schreiben.«
    »Nein.«
    »Gut.«
    »Ich will nicht die nächsten drei Tage damit verbringen, über mein Leben zu reden. Ich will nicht, daß ein Fremder in Ford County herumschnüffelt. Und an diesem Punkt meines Lebens habe ich keinen sonderlichen Bedarf an hunderttausend Dollar.«
    »Gut. Du hast einmal die Kleidung erwähnt, die du tragen wolltest...«
    »Darum kümmert sich Donnie.«
    »Okay. Der nächste Punkt. Wenn wir keinen Aufschub erlangen, darfst du während deiner letzten Stunden zwei Personen bei dir haben. Wie nicht anders zu erwarten, hat das Gefängnis ein Formular, auf dem diese beiden Personen benannt werden und das du unterschreiben mußt.«
    »Es sind immer der Anwalt und der Geistliche, stimmt's?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Dann sind es vermutlich du und Ralph Griffin.«
    Adam trug die Namen in ein Formular ein. »Wer ist Ralph Griffin?«
    »Der neue Geistliche hier. Er ist gegen die Todesstrafe, kannst du dir das vorstellen? Sein Vorgänger war der Ansicht, wir sollten alle vergast werden, natürlich im Namen Jesu.«
    Adam schob Sam das Formular hin. »Unterschreib hier.«
    Sam kritzelte seinen Namen und gab es zurück.
    »Du hast das Recht auf einen letzten Damenbesuch.« Sam lachte laut. »Na, hör mal, Junge. Ich bin ein alter Mann.«
    »Es steht auf der Checkliste. Lucas Mann hat mir vor ein paar Tagen zugeflüstert, ich sollte es

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