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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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brach dann einen Streit vom Zaun, um ihr Durchhaltevermögen unter Druck zu testen.
    An dem kleinen Konferenztisch wählte er absichtlich den Adam genau gegenüberstehenden Stuhl und hielt eine dünne Akte in der Hand, als enthielte sie ein tödliches Geheimnis. E. Garner Goodman saß neben Adam, befingerte seine Fliege und kratzte sich den Bart. Als er Rosen angerufen, ihn über Adams Bitte unterrichtet und ihm die Neuigkeit über Adams Abstammung mitgeteilt hatte, hatte Rosen mit vorhersehbarer Unvernunft reagiert.
    Emmitt Wycoff stand mit einem Mobiltelefon von Streichholzschachtelgröße am Ohr an einem Ende des Raums. Er war knapp fünfzig, sah wesentlich älter aus und durchlebte jeden Tag im Zustand unablässiger Panik und ständigen Telefonierens.
    Rosen schlug vor Adams Augen sorgfältig die Akte auf und holte einen Notizblock heraus. »Weshalb haben Sie uns während des Vorstellungsgesprächs im vorigen Jahr nichts von Ihrem Großvater erzählt?« begann er mit scharfer Stimme und wütendem Blick.
    »Weil mich niemand danach gefragt hat«, erwiderte Adam. Goodman hatte ihn darauf hingewiesen, daß das Treffen hart werden könnte, aber er und Wycoff würden die Oberhand gewinnen
    »Ich will keine Klugscheißerei hören«, knurrte Rosen. »Immer mit der Ruhe, Daniel«, sagte Goodman und verdrehte Wycoff gegenüber die Augen, der den Kopf schüttelte und dann zur Decke emporschaute.
    »Meinen Sie nicht, Mr. Hall, daß Sie uns hätten mitteilen müssen, daß Sie mit einem unserer Mandanten verwandt sind? Ihnen ist doch wohl klar, daß wir ein Recht darauf haben, das zu wissen, oder etwa nicht, Mr. Hall?« Sein spöttischer Ton war normalerweise für Zeugen reserviert, die logen und in der Falle saßen.
    »Ich bin nach allen möglichen Dingen gefragt worden«, erwiderte Adam sehr beherrscht. »Erinnern Sie sich an die Sicherheitsüberprüfung? Die Fingerabdrücke? Es war sogar die Rede von einem Lügendetektor.«
    »Ja, Mr. Hall, aber Sie wußten etwas, das uns unbekannt war. Ihr Großvater war Mandant dieser Firma, als Sie sich um eine Anstellung bewarben, und Sie hätten uns davon in Kenntnis setzen müssen.« Rosens Stimme war klangvoll und bewegte sich mit dem dramatischen Nachdruck eines guten Schauspielers durch Höhen und Tiefen. Sein Blick ruhte unverwandt auf Adam.
    »Nicht gerade der typische Großvater«, sagte Adam leise.
    »Er ist trotzdem Ihr Großvater, und als Sie sich hier beworben haben, wußten Sie, daß er von uns vertreten wird.«
    »Dann bitte ich um Entschuldigung«, sagte Adam. »Diese Firma hat Tausende von Mandanten, alle gut betucht, die Unsummen für unsere Dienste bezahlen. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, daß ein unbedeutender probono-Fall irgendwelche Probleme bereiten würde.«
    »Sie sind hinterhältig, Mr. Hall. Sie haben sich ganz bewußt für diese Firma entschieden, weil sie damals Ihren Großvater vertrat. Und jetzt sind Sie auf einmal hier und betteln um die Akte. Das bringt uns in eine unangenehme Lage.«
    »Was für eine unangenehme Lage?« fragte Emmitt Wycoff, klappte sein Telefon zusammen und steckte es in die Tasche. »Schließlich reden wir über einen Mann, der in einer Todeszelle sitzt. Er braucht einen Anwalt, verdammt noch mal!«
    »Seinen eigenen Enkel?« fragte Rosen.
    »Wen kümmert es, ob es sein eigener Enkel ist? Der Mann steht mit einem Fuß im Grab, und er braucht einen Anwalt.«
    »Er hat uns entlassen, haben Sie das vergessen?« fuhr Rosen auf.
    »Ja, aber er kann uns jederzeit wieder engagieren. Es ist einen Versuch wert. Und kein Grund zur Aufregung.«
    »Hören Sie, Emmitt, es ist mein Job, für das Image dieser Firma zu sorgen, und die Idee, einen unserer jungen Mitarbeiter nach Mississippi zu schicken, nur damit er einen Tritt in den Hintern bekommt und sein Mandant hingerichtet wird, gefällt mir ganz und gar nicht. Offengestanden, ich finde, wir sollten Mr. Hall entlassen.«
    »Oh, wunderbar, Daniel«, sagte Wycoff. »Die typische Überreaktion auf ein heikles Thema. Und wer vertritt dann Sam Cayhall? Denken Sie einen Moment lang auch an ihn. Der Mann braucht einen Anwalt! Adam ist möglicherweise seine einzige Chance.«
    »Dann stehe Gott ihm bei«, murmelte Rosen.
    E. Garner Goodman entschloß sich zum Reden. Er verschränkte die Hände auf dem Tisch und funkelte Rosen an. »Das Image dieser Firma? Glauben Sie wirklich, man hält uns für einen Haufen unterbezahlter Sozialarbeiter, die sich für die Gesellschaft aufopfern?«
    »Oder wie

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