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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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brennen, achtzehn Stunden am Tag zu arbeiten und zwanzig in Rechnung zu stellen.«
    Goodmans Gesicht entspannte sich, und ein warmes Lächeln machte sich darauf breit. Er schüttelte den Kopf, als wäre er beeindruckt. »Sie haben all dies geplant, stimmt's? Sie haben sich für diese Firma entschieden, weil sie Sam Cayhall vertritt und weil sie ein Büro in Memphis hat.«
    Adam nickte, ohne zu lächeln. »Es hat sich so ergeben. Ich habe nicht gewußt, ob und wann dieser Moment kommen würde, aber ja, irgendwie habe ich das geplant. Fragen Sie mich nicht, wie es weitergeht.«
    »Er wird in drei Monaten tot sein, vielleicht schon früher.«
    »Aber ich muß etwas tun, Mr. Goodman. Wenn die Firma mir nicht gestattet, den Fall zu übernehmen, werde ich wahrscheinlich kündigen und es auf eigene Faust versuchen.«
    Goodman schüttelte den Kopf und rutschte vom Schreibtisch herunter. »Tun Sie das nicht, Mr. Hall. Wir werden uns etwas ausdenken. Ich muß die Sache mit Daniel Rosen besprechen, unserem geschäft sführenden Partner. Ich denke, er wird einverstanden sein.«
    »Er hat einen grauenhaften Ruf.«
    »Den er vollauf verdient hat. Aber ich kann mit ihm reden.«
    »Er wird es tun, wenn Sie und Wycoff es befürworten, oder?«
    »Ganz bestimmt. Haben Sie Hunger?« Goodman griff nach seinem Jackett.
    »Ein wenig.«
    »Dann lassen Sie uns zusammen ein Sandwich essen.«
    Die Masse der Lunchgäste im Imbiß an der Ecke war noch nicht eingetroffen. Der Partner und der Anfänger setzten sich an einen kleinen Tisch an einem der Fenster, die auf die Straße hinausgingen. Der Verkehr floß zäh, und nur wenige Schritte von ihnen entfernt eilten Hunderte von Fußgängern vorbei. Der Kellner brachte Goodman ein heißes, fettiges CornedbeefSandwich und Adam einen Teller Hühnersuppe.
    »Wie viele Leute sitzen zur Zeit in Mississippi im Todestrakt?« fragte Goodman.
    »Achtundvierzig, im vorigen Monat. Fünfundzwanzig Schwarze, dreiundzwanzig Weiße. Die letzte Hinrichtung hat vor zwei Jahren stattgefunden. William Parris. Sam Cayhall wird vermutlich der nächste sein, sofern nicht ein kleines Wunder geschieht.«
    Goodman kaute schnell an einem großen Bissen. Er wischte sich den Mund mit der Papierserviette ab. »Ein großes Wunder, würde ich sagen. Juristisch läßt sich kaum noch was unternehmen.«
    »Da ist die übliche Kollektion von Anträgen in letzter Minute.«
    »Heben wir uns die strategischen Erörterungen für später auf. Ich nehme an, Sie sind noch nie in Parchman gewesen.«
    »Nein. Seit ich die Wahrheit erfahren habe, hat es mich gedrängt, nach Mississippi zurückzukehren, aber es ist nie dazu gekommen.«
    »Es ist ein riesiges Gelände mitten im Delta des Mississippi, ironischerweise nicht weit von Greenville entfernt. An die siebzehntausend Morgen groß. Wahrscheinlich der heißeste Ort auf Erden. Es liegt am Highway 49, eine Art kleines Dorf westlich davon. Der vordere Teil besteht aus Verwaltungsgebäuden und ist nicht von Zäunen umgeben. Über das Gelände sind an die dreißig verschiedene Gebäude verstreut, alle eingezäunt und ausbruchssicher. Jeder Bau ist vollkommen von den anderen getrennt. Einige davon liegen Meilen auseinander. Sie fahren an verschiedenen dieser Bauten vorbei, alle von Maschendrahtzäunen und Stacheldraht umgeben.
    Dahinter stehen Hunderte von Gefangenen herum und tun gar nichts. Sie tragen verschiedenfarbige Kleidung, je nach ihrer Einstufung. Man hat den Eindruck, als wären sie alle junge Schwarze, die einfach herumlungern. Einige spielen Basketball, andere sitzen auf den Veranden der Gebäude. Hin und wieder ein weißes Gesicht. Sie fahren in Ihrem Wagen vorbei, allein und sehr langsam, eine Schotterstraße entlang, vorbei an den Gebäuden und dem Stacheldraht, bis Sie zu einem scheinbar harmlosen Komplex mit einem Flachdach kommen. Er ist von einem hohen Zaun umgeben, und auf den Wachtürmen sitzen Posten. Es ist ein relativ moderner Bau, der auch irgendeinen amtlichen Namen hat, aber fast jeder nennt ihn einfach den Todestrakt.«
    »Hört sich an, als wäre es ein wundervoller Ort.«
    »Ich hatte mir vorgestellt, es wäre ein Verlies, dunkel und kalt, in dem Wasser von der Decke tropft. Aber es ist nur ein kleines, flaches Gebäude, mitten in einem Baumwollfeld. Es ist nicht so schlecht wie die Todestrakte in anderen Staaten.«
    »Ich möchte den Todestrakt sehen.«
    »Das ist noch nichts für Sie. Es ist ein grauenhafter Ort, voller deprimierender Leute, die auf den Tod

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