Die Kammer
lehnte ab. Er wollte so schnell wie möglich zu Sam.
»Der Widerspruch ist vor dreißig Minuten beim Fünften Berufungsgericht eingegangen«, sagte Mann. »Ich dachte, Sie würden vielleicht gern mein Telefon benutzen, um in Jackson anzurufen.«
»Danke. Ich benutze das im HST.«
»In Ordnung. Ich rufe alle halbe Stunde beim Büro des Justizministers an. Wenn ich etwas erfahre, sage ich Ihnen Bescheid.«
»Danke.« Adam war nervös.
»Möchte Sam eine letzte Mahlzeit?«
»Ich werde ihn gleich fragen.«
»Gut. Rufen Sie mich an, oder sagen Sie es Packer. Was ist mit Zeugen?«
»Sam will keine Zeugen.«
»Was ist mit Ihnen?«
»Nein. Er ist strikt dagegen. Das haben wir schon vor langer Zeit besprochen.«
»Gut. Sonst fällt mir im Moment nichts ein. Ich habe ein Fax und ein Telefon, und vielleicht geht es hier etwas ruhiger zu. Sie können mein Büro jederzeit benutzen.«
»Danke«, sagte Adam und verließ das Büro. Er fuhr langsam zum Todestrakt und stellte seinen Wagen zum letztenmal auf dem unbefestigten Parkplatz neben dem Zaun ab. Er ging langsam auf den Wachturm zu und legte seine Schlüssel in den Eimer.
Vor vier kurzen Wochen hatte er zum erstenmal hier gestanden und zugeschaut, wie der rote Eimer heruntergelassen wurde, und gedacht, wie simpel und gleichzeitig wirksam dieses System doch war. Nur vier Wochen! Es kam ihm vor wie Jahre.
Er wartete vor dem Doppeltor und wurde von Tiny in Empfang genommen.
Sam befand sich bereits im vorderen Büro, saß auf der Schreibtischkante und bewunderte seine Schuhe. »Wie findest du meine neuen Klamotten?« fragte er stolz, als Adam hereinkam.
Adam trat dicht vor ihn und betrachtete die Sachen von den Schuhen bis zum Hemd. Sam strahlte. Sein Gesicht war glattrasiert. »Schick. Wirklich schick.«
»Der reinste Stutzer, nicht wahr?«
»Du siehst gut aus, Sam, wirklich gut. Hat Donnie dir die Sachen gebracht?«
»Ja. Er hat sie im Dollar Store gekauft. Ich wollte eigentlich Designer-Klamotten aus New York bestellen, aber was soll's? Es ist schließlich nur eine Hinrichtung. Ich habe dir ja gesagt, ich würde nicht zulassen, daß sie mich in einem dieser roten Gefängnis-Overalls töten. Ich habe meinen vor einer Weile ausgezogen und werde ihn nie wieder tragen. Ich muß zugeben, es war ein gutes Gefühl.«
»Hast du das Neueste gehört?«
»Natürlich. Die Nachrichten sind voll davon. Das mit der Verhandlung tut mir leid.«
»Es ist jetzt beim Fünften Berufungsgericht, und ich habe ein gutes Gefühl. Da haben wir noch Chancen.«
Sam lächelte und wandte den Blick ab, als erzählte der kleine Junge seinem Großvater eine harmlose Lüge. »Da war in den Mittagsnachrichten ein schwarzer Anwalt im Fernsehen, und er hat gesagt, er arbeitet für mich. Was zum Teufel geht da vor?«
»Das war vermutlich Hez Kerry.« Adam legte seinen Aktenkoffer auf den Schreibtisch und setzte sich.
»Und den bezahle ich auch?«
»Ja. Du zahlst ihm genausoviel, wie du mir zahlst.«
»Reine Neugierde. Und dieser irre Doktor, wie heißt er doch gleich? Swinn? Er muß eine hübsche Show abgezogen haben.«
»Es war herzzerreißend, Sam. Als er mit seiner Aussage fertig war, konnte sich das ganze Gericht vorstellen, wie du in deiner Zelle dahinvegetierst, mit den Zähnen knirschst und auf den Boden pinkelst.«
»Nun ja, bald werde ich von meinem Elend erlöst sein.« Sams Worte waren laut und kraftvoll, fast herausfordernd, ohne eine Spur von Angst. »Hör mal, ich muß dich um einen kleinen Gefallen bitten«, sagte er und griff nach einem weiteren Umschlag.
»Wer ist es diesmal?«
Sam gab ihm den Umschlag. »Ich möchte, daß du damit auf den Highway vor dem Haupteingang hinausgehst und den Anführer dieses Haufens von Kluxern da draußen ausfindig machst, und ich möchte, daß du ihm das hier vorliest. Sieh zu, daß Kameras dabei sind. Ich möchte, daß alle Leute erfahren, was drin steht.«
Adam hielt den Brief argwöhnisch in der Hand. »Und was steht drin?«
»Er ist kurz und bündig. Ich fordere sie auf, nach Hause zu gehen. Zu verschwinden, damit ich in Ruhe sterben kann. Von manchen dieser Gruppen habe ich noch nie etwas gehört, und sie schlagen eine Menge Kapital aus meinem Tod.«
»Du kannst sie nicht zwingen, zu verschwinden, das ist dir doch klar?«
»Ich weiß. Und ich rechne auch nicht damit, daß sie es tun werden. Aber das Fernsehen erweckt den Eindruck, als wären das alles meine Kumpel und Freunde. Ich kenne keinen einzigen dieser Leute da
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