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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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AP, einen UPI und einen das Mississippi Network. Damit verbleiben noch fünf, die ausgelost werden. Ich ziehe jetzt fünf Nummern aus diesem Eimer, und wenn eine davon mit Ihrer Legitimationsnummer übereinstimmt, dann ist das heute Ihr Glückstag. Irgendwelche Fragen?«
    Mehrere Dutzend Reporter hatten plötzlich keine Fragen. Viele von ihnen zogen an ihren orangefarbenen Abzeichen, um nach ihrer Nummer zu sehen. Eine Welle der Erregung lief durch die Gruppe. Nugent griff mit großer Geste in den Eimer und holte einen Zettel heraus. »Nummer vierachtvierdrei«, verkündete er mit der Gewandtheit eines erfahrenen BingoSpielleiters.
    »Das bin ich«, rief ein junger Mann aufgeregt und zupfte an seinem glückbringenden Abzeichen.
    »Ihr Name?« fragte Nugent.
    »Edwin King, von der Arkansas Gazette.«
    Ein stellvertretender Direktor, der neben Nugent stand, notierte Namen und Zeitung. Edwin King wurde von seinen Kollegen bewundert.
    Nugent rief rasch die restlichen vier Nummern auf und beendete damit die Auslosung. Als er die letzte Nummer genannt hatte, lief eine spürbare Welle der Verzweiflung durch die Gruppe. Die Verlierer waren enttäuscht. »Um genau dreiundzwanzig Uhr werden zwei Transporter da drüben vorfahren.« Nugent deutete auf die Hauptzufahrt. »Die acht Zeugen müssen zur Stelle und bereit sein. Sie werden dann zum Hochsicherheitstrakt gebracht und dürfen der Hinrichtung als Zeugen beiwohnen. Kameras oder Recorder sind nicht zugelassen. Sobald Sie dort eingetroffen sind, werden Sie durchsucht. Gegen null Uhr dreißig werden Sie wieder in die Transporter einsteigen und hierher zurückkehren. Morgen früh um neun Uhr findet im Vorraum des neuen Verwaltungsgebäudes eine Pressekonferenz statt. Noch irgendwelche Fragen?«
    »Wie viele Leute werden der Hinrichtung als Zeugen beiwohnen?«
    »Es werden sich vermutlich dreizehn oder vierzehn Personen im Zeugenraum aufhalten. Und im Kammerraum werde ich selbst sein, ein Geistlicher, ein Arzt, der Vollstrecker des Staates, der Gefängnisanwalt und zwei Wärter.«
    »Wird die Familie der Opfer unter den Zeugen sein?«
    »Ja. Mr. Elliott Kramer, der Großvater, steht auf der Zeugenliste.«
    »Was ist mit dem Gouverneur?«
    »Dem Gouverneur stehen von Gesetzes wegen zwei Plätze im Zeugenraum zur Verfügung Einer dieser Plätze wird von Mr. Kramer eingenommen. Mir ist noch nicht mitgeteilt worden, ob der Gouverneur selbst zu kommen gedenkt.«
    »Was ist mit Mr. Cayhalls Angehörigen?«
    »Nein. Keiner seiner Angehörigen wird als Zeuge anwesend sein.«
    Nugent hatte einen Damm geöffnet. Die Fragen prasselten von allen Seiten auf ihn ein, und er hatte and ere Dinge zu erledigen. »Keine weiteren Fragen. Danke«, sagte er und marschierte von der Veranda herunter.
    Donnie Cayhall traf kurz vor sechs zu seinem letzten Besuch ein. Er wurde gleich ins vordere Büro geleitet, wo er seinen Bruder mit Adam Hall lachend vorfand. Sam machte die beiden miteinander bekannt.
    Adam war Sams Bruder bisher bewußt aus dem Wege gegangen. Donnie war, wie sich jetzt herausstellte, nett und anständig, gepflegt und gut gekleidet. Außerdem sah er Sam, nachdem dieser sich rasiert, sich die Haare geschnitten und den roten Overall abgelegt hatte, sehr ähnlich. Sie waren gleich groß, aber Sam war erheblich magerer, obwohl Donnie kein Übergewicht hatte.
    Donnie war ganz offensichtlich nicht der Hinterwäldler, vor dem Adam sich gefürchtet hatte. Seine Freude darüber, daß er Adam kennenlernte, war echt, und er war stolz auf die Tatsache, daß Adam Anwalt war. Er war ein liebenswürdiger Mann mit einem netten Lächeln und guten Zähnen, aber im Moment sehr traurigen Augen. »Wie sieht es aus?« fragte er nach ein paar Minuten belanglosen Geplauders. Seine Frage bezog sich auf die Berufungen.
    »Jetzt hängt alles vom Obersten Bundesgericht ab.«
    »Also besteht noch Hoffnung?«
    Sam tat diese Idee mit einem verächtlichen Schnauben ab. »Ein bißchen«, sagte Adam sehr schicksalsergeben.
    Es folgte eine lange Pause; Adam und Donnie versuchten, sich weniger heikle Gesprächsthemen einfallen zu lassen. Sam war es völlig gleichgültig. Er saß mit übereinandergeschlagenen Beinen ruhig auf einem Stuhl und rauchte. Sein Denken drehte sich um Dinge, von denen sie keine Ahnung hatten.
    »Ich war heute bei Albert«, sagte Donnie.
    Sam wendete den Blick nicht vom Fußboden ab. »Was macht seine Prostata?«
    »Ich weiß nicht. Er dachte, du wärst schon tot.«
    »Und das will mein Bruder

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