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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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zurück.
    Die beiden Wärter ergriffen Adam bei den Armen und führten ihn davon, bevor er die Leute weiter aufreizen konnte. Sie bewegten sich rasch auf den Haupteingang zu, wobei sie Reporter und Kameraleute aus dem Weg schoben, und rannten praktisch durch das Tor, vorbei an einer anderen Reihe von Wärtern, vorbei an einem weiteren Schwärm von Reportern, und schließlich zu Adams Wagen.
    »Bitte, kommen Sie nicht wieder hierher, okay?« bat einer der Wärter.
    Von McAllisters Büro war bekannt, daß es mehr undichte Stellen hatte als ein ausgedientes Klosett. Der heißeste Tratsch in Jackson am frühen Dienstagnachmittag besagte, daß der Gouverneur ernstlich über eine Begnadigung von Sam Cayhall nachdachte. Der Tratsch drang rasch aus dem Kapitol zu den draußen wartenden Reportern, wo er von anderen Reportern und Zuschauern aufgegriffen und weiter verbreitet wurde, jetzt nicht mehr als Tratsch, sondern als solides Gerücht. Binnen einer Stunde, nachdem es durchgesickert war, hatte das Gerücht das Niveau einer Fast-Tatsache erreicht.
    Mona Stark stellte sich in der Rotunde der Presse und versprach einen Kommentar des Gouverneurs zu einer späteren Stunde. Der Fall war noch vor den Gerichten anhängig, erklärte sie. Ja, der Gouverneur stand unter ungeheurem Druck.
48
    D as Fünfte Berufungsgericht brauchte nicht einmal drei Stunden, um Sams letzte Eingabe abzuweisen und damit den Weg zum Obersten Bundesgericht freizumachen. Um drei wurde eine kurze Telefonkonferenz abgehalten. Hez Kerry und Garner Goodman eilten aus dem Kapitol des Staates in Roxburghs Büro. Der Justizminister verfügte über ein Telefonsystem, das modern genug war, um ihn selbst, Goodman, Kerry, Adam und Lucas Mann in Parchman, Richter Robichaux in Lake Charles, Richter Judy in New Orleans und Richter McNeely in Amarillo miteinander zu verbinden. Das Gremium der drei Richter gestattete Adam und Roxburgh, ihre Argumente vorzubringen, dann wurde die Konferenz beendet. Um vier Uhr rief der Kanzlist des Gerichts alle Beteiligten an und informierte sie über die Abweisung, kurz darauf trafen die Faxe ein. Kerry und Goodman faxten rasch den Antrag auf Revision an das Oberste Bundesgericht.
    Als Adam sein kurzes Gespräch mit dem Kanzlisten beendete, wurde Sam gerade zum letztenmal untersucht. Er legte langsam den Hörer auf. Sam warf dem jungen, verängstigten Arzt, der gerade seinen Blutdruck maß, finstere Blicke zu. Packer und Tiny standen in der Nähe, auf Wunsch des Arztes. Mit fünf Leuten war das vordere Büro überfüllt.
    »Das Fünfte Berufungsgericht hat uns gerade abgewiesen«, sagte Adam ernst. »Wir sind auf dem Weg zum Obersten Bundesgericht.«
    »Nicht gerade das gelobte Land«, sagte Sam, immer noch den Arzt anstarrend.
    »Ich bin optimistisch«, sagte Adam halbherzig, Packers wegen.
    Der Arzt verstaute schnell seine Instrumente wieder in seiner Tasche. »Das war's«, sagte er, bereits auf dem Weg zur Tür.
    »Ich bin also gesund genug, um zu sterben?« fragte Sam.
    Der Arzt öffnete die Tür und verschwand, gefolgt von Packer und Tiny. Sam stand auf und streckte sich, dann begann er, langsam im Raum herumzuwandern. Seine neuen Schuhe schlappten an den Fersen und behinderten ihn beim Gehen. »Bist du nervös?« fragte er mit einem boshaften Lächeln.
    »Natürlich. Du vielleicht nicht?«
    »Das Sterben kann nicht schlimmer sein als das Warten. Ich bin bereit. Ich möchte es so schnell wie möglich hinter mich bringen.«
    Adam hätte beinahe etwas Banales über ihre Chance vor dem Obersten Bundesgericht gesagt, aber er war nicht in der Stimmung, einen Rüffel einzustecken. Sam wanderte herum und rauchte. Ihm war offensichtlich nicht nach Reden zumute. Adam griff wieder nach dem Telefon. Er rief Goodman und Kerry an, aber die Gespräche waren kurz. Es gab wenig zu sagen und keinerlei Anlaß zu Optimismus.
    Colonel Nugent stand auf der Veranda des Besucherzentrums und bat um Ruhe. Auf dem Rasen hatte sich das kleine Heer von Reportern und Journa listen versammelt, die alle auf die Lotterie warteten. Vor ihm stand ein Blecheimer auf einem Tisch. Jeder Pressevertreter trug als Legitimation einen orangefarbenen Button mit Nummer, den er von der Gefängnisverwaltung erhalten hatte. Die Horde war ungewöhlich still.
    »Den Gefängnisvorschriften zufolge stehen den Vertretern der Presse acht Plätze zu«, erklärte Nugent langsam; seine Worte trugen bis fast zum Haupteingang. Er genoß es, im Rampenlicht zu stehen. »Einen Platz bekommt

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