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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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seine Gesetze zu formulieren.
    Er konnte Sam vor sich sehen, wie er in seiner Zelle vor dem Fernseher saß und die Nachrichten hörte.
    Der alte Mann tat Adam in der Seele leid. Er hatte als Anwalt versagt. Sein Mandant war im Begriff, von der Regierung getötet zu werden, und es gab absolut nichts, was er dagegen tun konnte.
    Die Neuigkeit versetzte das Heer von Reportern und Kameramänner, die jetzt in dem kleinen Besucherzentrum gleich hinter dem Haupttor herumsaßen, in helle Aufregung. Sie scharten sich um tragbare Fernsehgeräte und verfolgten die Nachrichten ihrer Sender in Jackson und Memphis. Mindestens vier von ihnen machten Live-Aufnahmen von Parchman, während zahllose andere ziellos herumwimmelten. Das kleine Gelände, das man ihnen zugewiesen hatte, war mit Seilen abgesperrt und wurde von Nugents Truppe streng bewacht.
    Als die Nachricht bekannt wurde, nahm der Lärm am Highway erheblich zu. Die Klansmänner, jetzt an die hundert, begannen laut zu deklamieren. Die Skinheads, die Nazis und die Arier brüllten jedermann, der ihnen zuhören wollte, Obszönitäten zu. Die Nonnen und andere stumme Protestierer saßen unter Sonnenschirmen und versuchten, ihre lärmenden Nachbarn zu ignorieren.
    Sam hörte die Nachricht, als er gerade einen Teller mit Steckrüben in der Hand hielt, seine letzte Mahlzeit vor der allerletzten. Er starrte auf den Bildschirm und schaute zu, wie die Szene von Jackson nach Parchman und wieder zurück wechselte. Ein junger schwarzer Anwalt, von dem er noch nie etwas gehört hatte, redete mit einem Reporter und erläuterte ihm, was er und der Rest des Teams von Cayhalls Verteidigern als nächstes tun würden.
    Sein Freund Buster Moac hatte sich beschwert, daß während seiner letzten Tage so verdammt viele Anwälte mit seinem Fall befaßt waren, daß er nicht mehr wußte, wer auf seiner Seite war und wer versuchte, ihn zu töten.
    Aber Sam war sich sicher, daß Adam alles unter Kontrolle hatte.
    Er aß seine Steckrüben auf und stellte den Teller auf das Tablett am Fußende seines Bettes. Dann trat er an die Gitterstäbe und funkelte den Wärter mit dem ausdruckslosen Gesicht an, der hinter der Tür zum Abschnitt stand und ihn beobachtete. Auf dem Flur war es still. In jeder Zelle liefen die Fernseher, alle leise gedreht und mit morbidem Interesse betrachtet. Keine einzige Stimme war zu hören, und das kam äußerst selten vor.
    Er zog zum letztenmal seinen roten Overall aus, rollte ihn zusammen und warf ihn in eine Ecke. Er stieß die Duschsandalen unter sein Bett, um sie nie wiederzusehen. Dann legte er seine neue Kleidung sorgfältig auf seinem Bett aus, knöpfte langsam das kurzärmelige Hemd auf und zog es an. Es paßte ihm gut. Er schob seine Beine in die steife Arbeitshose, zog den Reißverschluß hoch und schloß den Knopf an der Taille. Die Hose war ein paar Zentimeter zu lang, deshalb setzte er sich aufs Bett und krempelte sie präzise und ordentlich um. Die Baumwollsocken waren dick und fühlten sich gut an. Die Schuhe waren ein wenig zu groß, saßen aber nicht schlecht.
    Das Gefühl, vollständig bekleidet zu sein, brachte plötzliche, schmerzliche Erinnerungen an die freie Welt mit sich. Dies war die Art Hose, die er vierzig Jahre lang getragen hatte, bis er inhaftiert worden war. Er hatte sie immer in dem alten Textilgeschäft am Markt von Clanton gekauft und ständig vier oder fünf Stück in der untersten Schublade seiner großen Kommode liegen gehabt. Seine Frau bügelte sie ohne Stärke, und wenn sie ein halbdutzendmal gewaschen waren, fühlten sie sich an wie alte Pyjamahosen. Er hatte sie zur Arbeit getragen und bei Fahrten in die Stadt, bei Angelausflügen mit Eddie und auf der Veranda, wenn er die kleine Lee schaukelte. Er hatte sie bei Kaffeebesuchen getragen und bei Klan-Versammlungen. Ja, er hatte sie sogar bei dem verhängnisvollen Ausflug nach Greenville und dem Bombenanschlag auf das Büro des radikalen Juden getragen.
    Er saß auf seinem Bett und kniff in die scharfen Falten unter seinen Knien. Es war neun Jahre und sechs Monate her, seit er diese Art Hose zuletzt getragen hatte. Es war nur angemessen, dachte er, daß er sie in der Gaskammer trug.
    Sie würde von seiner Leiche heruntergeschnitten, in einen Beutel gestopft und verbrannt werden.
    Adam machte zuerst bei Lucas Manns Büro Station. Louise am Haupteingang hatte ihm einen Zettel gegeben, auf dem stand, es wäre wichtig. Mann schloß die Tür hinter ihnen und bot Adam an, sich zu setzen. Adam

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