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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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sein.«
    »Ich war auch bei Tante Finnie.«
    »Ich dachte, sie wäre schon tot«, sagte Sam mit einem Lächeln.
    »Fast. Sie ist einundneunzig. Es zerreißt ihr das Herz, was mit dir passiert ist. Sie sagte, du wärest immer ihr Lieblingsneffe gewesen.«
    »Sie konnte mich nicht ausstehen, und ich konnte sie nicht ausstehen. Bevor ich hierher kam, hatte ich sie seit fünf Jahren nicht mehr gesehen.«
    »Die Sache hier nimmt sie sehr mit.«
    »Sie wird darüber hinwegkommen.«
    Auf Sams Gesicht erschien plötzlich ein breites Lächeln, und er fing an zu lachen. »Weißt du noch, wie wir sie dabei beobachtet haben, wie sie auf dem Hof hinter Großmutters Haus zur Toilette ging, und wir sie dann mit Steinen beworfen haben? Sie kam schreiend und kreischend wieder heraus.«
    Donnie erinnerte sich plötzlich und begann, sich vor Lachen zu schütteln. »Ja, sie hatte ein Wellblechdach«, sagte er, »und jeder Stein hörte sich an wie eine Bombe.«
    »Ja, das waren ich und du und Albert. Du kannst damals noch keine vier Jahre alt gewesen sein.«
    »Ich weiß es aber trotzdem noch.«
    Die Geschichte wurde weitergesponnen, und das Lachen war ansteckend. Adam ertappte sich beim Kichern über den Anblick dieser beiden alten Männer, die lachten wie die Kinder. Die Geschichte über Tante Finnie und die Toilette auf dem Hof führte zu einer über ihren Mann, Onkel Garland, der niederträchtig und verkrüppelt war, und das Gelächter ging weiter.
    Sams letzte Mahlzeit war eine bewußte Abfuhr an die erbärmlichen Gefängnisköche und den Fraß, mit dem sie ihn neuneinhalb Jahre gequält hatten. Er verlangte etwas, das leicht war, aus einem Karton kam und ohne Schwierigkeiten beschafft werden konnte. Er hatte sich oft über seine Vorgänger gewundert, die ein Essen mit sieben Gängen bestellt hatten Steak und Hummer und Käsekuchen. Buster Moac hatte zwei Dutzend rohe Austern vertilgt, dann einen griechischen Salat, dann ein großes Ribeye-Steak und noch ein paar weitere Gänge. Sam hatte nie verstehen können, wie sie nur wenige Stunden vor ihrem Tod einen solchen Appetit aufbringen konnten.
    Er war überhaupt nicht hungrig, als Nugent um halb acht anklopfte. Hinter ihm kam Packer, und hinter Packer ein Vertrauenshäftling mit einem Tablett. In der Mitte des Tabletts stand ein großer Teller mit drei Eskimo Pies und daneben eine kleine Thermoskanne mit French-Market-Kaffee, Sams Lieblingsgetränk. Das Tablett wurde auf den Schreibtisch gestellt.
    »Nicht gerade ein großartiges Essen, Sam«, sagte Nugent. »Kann ich es in Ruhe genießen, oder wollen Sie hier stehenbleiben und mich mit ihrem blöden Geschwätz nerven?«
    Nugent erstarrte und funkelte Adam an. »Wir kommen in einer Stunde wieder. Dann muß Ihr Besucher gehen, und Sie werden in die Observierungszelle zurückgebracht. Okay?«
    »Verschwinden Sie«, sagte Sam und setzte sich auf den Schreibtisch.
    Sobald sie fort waren, sagte Donnie: »Verdammt, Sam, weshalb hast du nicht etwas bestellt, was wir hätten gemeinsam genießen können? Was ist das für eine letzte Mahlzeit?«
    »Es ist meine letzte Mahlzeit. Wenn deine Zeit gekommen ist, kannst du bestellen, was du willst.« Er griff nach einer Gabel und schabte sorgfältig die Vanille-Eiskrem und den Schokoladenüberzug von dem Stiel ab. Er nahm einen großen Bissen, dann goß er langsam den Kaffee in die Tasse. Er war dunkel und stark mit einem herrlichen Aroma.
    Donnie und Adam saßen auf den Stühlen an der Wand und betrachteten Sams Rücken, während dieser langsam sein Henkersmahl verzehrte.
    Gegen fünf Uhr hatten sie einzutreffen begonnen. Sie kamen aus dem ganzen Staat, alle einzeln, alle in großen, viertürigen Wagen in unterschiedlichen Farben und mit prächtigen Siegeln und Emblemen und Beschriftungen auf Türen und Stoßstangen. Einige hatten Suchscheinwerfer auf dem Dach. Bei einigen steckten oberhalb der vorderen Sitze Schrotflinten an den Windschutzscheiben. Alle hatten hohe, im Wind schwankende Antennen.
    Es waren die Sheriffs, jeder in seinem Bezirk gewählt, um die Bürger vor Gesetzlosigkeit zu bewahren. Die meisten hatten schon eine stattliche Anzahl von Dienstjahren hinter sich, und viele von ihnen hatten schon einmal an dem inoffiziellen Ritual eines Hinrichtungsdinners teilgenommen.
    Eine Köchin, die Miß Willis hieß, bereitete das Festmahl zu, und die Speisekarte blieb sich immer gleich. Sie briet große Hähnchen in Schmalz, schmorte Schweinshaxen mit grünen Bohnen, und backte richtige

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