Die Kammer
Buttermilchkekse, groß wie Untertassen. Ihre Küche lag im Hintergrund einer kleinen Cafeteria in der Nähe des Haupt-Verwaltungsgebäudes. Das Essen wurde immer um sieben serviert, einerlei, wie viele Sheriffs erschienen waren.
Die heutige Gästeschar würde die größte sein, seit Teddy Doyle Meeks 1982 zur letzten Ruhe befördert worden war. Miß Willis vermutete dies, weil sie Zeitungen las und jedermann über Sam Cayhall Bescheid wußte. Sie erwartete mindestens fünfzig Sheriffs.
Sie wurden durch den Haupteingang durchgewinkt wie Würdenträger und parkten ihre Wagen aufs Geratewohl um die Cafeteria herum. Es waren überwiegend große Männer mit starken Mägen und gewaltigem Appetit, die nach der langen Fahrt einen Bärenhunger hatten.
Die Stimmung war locker während des Essens. Sie aßen wie die Schweine, dann kehrten sie vor das Gebäude zurück, setzten sich auf die Kühlerhauben ihrer Wagen und sahen zu, wie es dunkel wurde. Sie stocherten in ihren Zähnen nach Hähnchenresten und schwärmten von Miß Willis' Kochkünsten. Sie lauschten dem Quaken ihrer Funkgeräte, als könnte die Nachricht von Cayhalls Tod jeden Moment durchgegeben werden. Sie unterhielten sich über andere Hinrichtungen und grauenhafte Verbrechen daheim und über die Männer aus ihren Bezirken, die hier im Todestrakt saßen. Die verdammte Gaskammer wurde nicht oft genug benutzt.
Sie starrten verwundert auf die Hunderte von Demonstranten vor ihnen am Highway, stocherten noch ein bißchen in ihren Zähnen herum und gingen dann wieder nach drinnen, wo die Schokoladentorte schon auf sie wartete.
Es war ein wundervoller Abend für die Hüter des Gesetzes.
49
M it der Dunkelheit legte sich eine gespenstische Stille über den Highway vor den Toren von Parchman. Die Klansmänner, von denen kein einziger auch nur daran gedacht hatte, das Gelände zu verlassen, nachdem Sam sie dazu aufgefordert hatte, saßen auf Klappsrühlen auf dem zertrampelten Gras und warteten. Die Skinheads und ihre Gesinnungsgenossen, die in der Augustsonne geschmort hatten, bildeten kleine Gruppen und tranken Eiswasser. Zu den Nonnen und den anderen Demonstranten hatte sich eine Abordnung von Amnesty International gesellt. Sie zündeten Kerzen an, beteten, sangen leise und versuchten, von den Haßgruppen Abstand zu halten. Man nehme irgendeinen anderen Tag, eine andere Hinrichtung, einen anderen Gefangenen, und die gleichen widerlichen Leute würden nach Blut schreien.
Die Stille wurde kurz unterbrochen, als ein Pickup mit der Ladefläche voller Teenager vor dem Haupteingang seine Fahrt verlangsamte. Sie begannen plötzlich laut und einstimmig zu skandieren: »Ins Gas mit ihm! Ins Gas mit ihm! Ins Gas mit ihm!« Der Pickup raste mit quietschenden Reifen davon. Ein paar der Klansmänner sprangen kampfbereit auf, aber die Kids waren bereits fort und kamen auch nicht zurück.
Die unübersehbare Präsenz der Staatspolizei hielt die Situation unter Kontrolle. Die Trooper standen in Gruppen beisammen, regelten den Verkehr und behielten die Männer vom Klan und die Skinheads ständig im Auge. Über ihnen kreiste ein Hubschrauber.
Goodman brach die Marktanalyse schließlich ab. Im Verlauf von fünf langen Tagen hatten sie mehr als zweitausend Anrufe getätigt. Er bezahlte die Studenten, sammelte ihre Mobiltelefone ein und dankte ihnen wortreich. Keiner von ihnen schien das Handtuch werfen zu wollen, also begleiteten sie ihn zum Kapitol, auf dessen Stufen ebenfalls eine kerzenbeleuchtete Mahnwache abgehalten wurde. Der Gouverneur hielt sich nach wie vor in seinem Büro im ersten Stock auf.
Einer der Studenten erbot sich, John Bryan Glass, der auf der anderen Straßenseite im Obersten Gericht von Mississippi wartete, eines der Telefone zu bringen. Goodman rief ihn an, dann Kerry und dann Joshua Caldwell, einen alten Freund, der sich bereit erklärt hatte, am Schreibtisch des Death Clerk in Washington zu warten. Goodman hatte jedermann an Ort und Stelle. Alle Telefone funktionierten. Er rief Adam an. Sam war gerade dabei, seine letzte Mahlzeit zu verzehren, sagte Adam, und wollte nicht mit Goodman sprechen. Aber er wollte sich bei ihm für alles bedanken.
Als der Kaffee und das Eis verzehrt waren, stand Sam auf und streckte seine Beine. Donnie hatte lange Zeit geschwiegen. Er litt und war bereit, zu gehen. Nugent würde bald kommen, und er wollte sich lieber jetzt von Sam verabschieden.
Auf Sams neuem Hemd war ein Fleck, wo er sich mit Eiskrem bekleckert hatte, und
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