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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Neues von ihm erfahren.«
    »Glauben Sie, daß er allein gehandelt hat?«
    »Nein. Er hatte Hilfe. Sam trägt dunkle Geheimnisse mit sich herum, Adam. Er wird sie nie jemandem verraten. Er hat als Angehöriger des Klans einen Eid geschworen, und er hat eine ziemlich verschrobene, romantische Vorstellung von einem heiligen Gelübde, das er nie brechen darf. Sein Vater gehörte auch dem Klan an, wissen Sie das?«
    »Ja, ich weiß. Erinnern Sie mich nicht daran.«
    »Entschuldigung. Auf jeden Fall ist es jetzt zu spät, um noch auf die Suche nach neuem Beweismaterial zu gehen. Wenn er tatsächlich einen Komplizen hatte, dann hätte er schon vor langer Zeit reden sollen. Vielleicht hätte er mit dem FBI reden sollen. Vielleicht hätte er mit dem Staatsanwalt einen Handel abschließen sollen. Ich weiß es nicht, aber wenn man wegen zweifachen vorsätzlichen Mordes angeklagt wird und mit dem Tod rechnen muß, dann fängt man an zu reden. Auch Sie würden reden, Adam - um ihren Kopf zu retten; und Sie würden Ihren Komplizen selbst zusehen lassen, wie er sich in Sicherheit bringt.«
    »Und wenn es keinen Komplizen gegeben hat?«
    »Es hat einen gegeben.« Goodman ergriff seinen Stift und schrieb einen Namen auf ein Stück Papier. Er schob es Adam über den Tisch hinweg zu, der es betrachtete und sagte: »Wyn Lettner. Der Name kommt mir bekannt vor.«
    »Lettner war der leitende FBI-Agent im Fall Kramer. Er ist jetzt pensioniert und lebt an einem Forellenfluß in den Ozark Mountains. Er liebt es, Geschichten über den Krieg gegen den Klan und die Zeit der Bürgerrechtsbewegung in Mississippi zu erzählen.«
    »Und er würde mit mir reden?«
    »Bestimmt. Er ist ein großer Biertrinker, und wenn er sich halb hat vollaufen lassen, erzählt er die unglaublichsten Geschichten. Er wird nichts von sich geben, was vertraulich ist, aber er weiß mehr über das Kramer-Attentat als sonst irgend jemand. Ich habe immer geargwöhnt, daß er mehr weiß, als er ausgesagt hat.«
    Adam faltete das Papier zusammen und steckte es in die Tasche. Er sah auf die Uhr. Es war fast sechs. »Ich muß mich beeilen. Ich muß noch packen.«
    »Ich bringe die Akten morgen auf den Weg. Rufen Sie mich an, sobald Sie mit Sam gesprochen haben.«
    »Das tue ich. Darf ich noch etwas sagen?«
    »Natürlich.«
    »Im Namen meiner Familie, soweit man davon reden kann meiner Mutter, die sich weigert, über Sam zu sprechen; meiner Schwester, die seinen Namen nur flüstert; meiner Tante in Memphis, die den Namen Cayhall verleugnet - und im Namen meines toten Vaters möchte ich Ihnen und dieser Firma danken für das, was Sie bisher getan haben. Ich bewundere Sie sehr.«
    »Gern geschehen. Und ich bewundere Sie. Und nun sehen Sie zu, daß Sie nach Memphis kommen.«
6
    D ie Einzimmerwohnung lag auf dem Dachboden über dem zweiten Stock eines Lagerhauses, in einer Gegend der Innenstadt, die für ihre Verbrechensrate berüchtigt war, aber angeblich sicher, bis es dunkel wurde. Das Lagerhaus war Mitte der achtziger Jahre vom Manager einer Bausparkasse gekauft worden, der einen Haufen Geld hineingesteckt hatte. Er hatte es in sechzig Wohnungen unterteilt, einen gerissenen Makler engagiert und sie als Yuppie-Apartments angeboten. Er scheffelte das Geld nur so, denn das Haus füllte sich praktisch über Nacht mit jungen Bankiers und Börsenmaklern.
    Adam haßte die Wohnung. Von seinem Sechs-MonatsVertrag waren noch drei Wochen übrig, aber er wußte nicht, wo er sonst wohnen sollte. Er würde gezwungen sein, den Vertrag um weitere sechs Monate zu verlängern, weil Kravitz & Bane erwartete, daß man achtzehn Stunden am Tag arbeitete, und er einfach nicht die Zeit hatte, sich eine andere Wohnung zu suchen.
    Offenbar hatte er auch nicht die Zeit gehabt, irgendwelche Möbel zu kaufen. Ein schönes Ledersofa ohne Armlehnen stand einer alten Backsteinmauer gegenüber auf dem Holzfußboden. Nicht weit davon entfernt lagen zwei Sitzkissen - gelb und blau für den unwahrscheinlichen Fall, daß Besucher aufkreuzten. Links davon war eine kleine Kochnische mit einer Frühstücksbar und drei Korbstühlen, und rechts von dem Sofa lag die Schlafecke mit dem ungemachten Bett und Kleidungsstücken auf dem Fußboden. Sechzig Quadratmeter, für dreizehnhundert Dollar im Monat. Adams Gehalt, neun Monate zuvor eine grandiose Aussicht, hatte mit sechzigtausend pro Jahr angefangen und betrug jetzt zweiundsechzigtausend. Von seinem Bruttogehalt von etwas mehr als fünftausend Dollar pro Monat gingen

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