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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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fünfzehnhundert für Steuern ab. Weitere sechshundert gelangten nie auf sein Konto, sondern wanderten in eine Pensionskasse von Kravitz & Bane, die ihm das Leben erleichtern sollte, wenn er fünfundfünfzig war, sofern sie ihn nicht vorher umbrachten. Nach Abzug der Miete und der anderen laufenden Kosten, vierhundert Dollar im Monat für einen geleasten Saab und kleineren Ausgaben für Tiefkühlkost und anständige Kleidung blieben Adam ungefähr siebenhundert Dollar zur freien Verfügung. Einen Teil davon gab er für Frauen aus, aber diejenigen, die er kannte, kamen gleichfalls gerade von der Universität und hatten neue Jobs und neue Kreditkarten und bestanden in der Regel darauf, für sich selbst zu zahlen. Adam hatte nichts dagegen. Dank dem Glauben seines Vaters an eine Lebensversicherung hatte er sein Studium nicht über ein Darlehen finanzieren müssen. Obwohl es Dinge gab, die er gern gekauft hätte, zahlte er jeden Monat fünfhundert Dollar in einen Investmentfonds ein. Da weder Frau noch Kinder in Sicht waren, bestand sein Lebensziel darin, hart zu arbeiten, hart zu sparen und sich mit Vierzig aus dem Beruf zurückzuziehen.
    Vor der Backsteinmauer stand ein Aluminiumtisch mit einem Fernseher darauf. Adam saß auf dem Sofa, nackt bis auf Boxershorts, und hielt die Fernbedienung in der Hand. Bis auf die vom Bildschirm kommende fahle Helligkeit war das Zimmer dunkel. Es war bereits nach Mitternacht. Das Video hatte er im Laufe der Jahre zusammengestückelt - Die Abenteuer eines Klan-Terroristen nannte er es. Es begann mit der kurzen Nachrichtensendung eines Lokalsenders in Jackson, Mississippi, aufgenommen am 3. März 1967, am Morgen nach der Zerstörung der Synagoge durch eine Bombenexplosion. Es war der vierte bekannte Anschlag auf eine jüdische Institution im Laufe von zwei Monaten, erklärte die Reporterin, während hinter ihr ein Radlader mit einer Schaufel voll Trümmer vorbeidröhnte. Das FBI hatte nur wenige Anhaltspunkte, erklärte sie, und noch weniger Material für die Medien. Die Terrorkampagne des Klans geht weiter, verkündete sie ernst und beendete damit ihre Reportage.
    Der Kramer-Anschlag war der nächste, und die Story begann mit heulenden Sirenen und Polizisten, die Neugierige vom Tatort zurückdrängten. Ein Lokalreporter und sein Kameramann waren so schnell zur Stelle gewesen, daß sie das Chaos von Anfang an mitbekamen. Man sah Leute, die auf die Überreste von Marvins Büro zurannten. Über den kleinen Eichen auf dem Rasen vor dem Haus hing eine dichte Staubwolke. Die Bäume waren zerfetzt und blattlos, aber sie standen noch. Die Wolke bewegte sich nicht, und nichts deutete darauf hin, daß sie sich je wieder auflösen würde. Außerhalb des Bildes rief jemand etwas über ein Feuer, und die Kamera schwenkte herum und richtete sich auf das Gebäude nebenan, wo dichter Rauch durch eine beschädigte Wand drang. Der Reporter, atemlos und ins Mikrofon keuchend, redete zusammenhanglos über die grauenhafte Szene. Er zeigte hierhin und dorthin, und die Kamera folgte ihm mit verzögerter Reaktion. Die Polizei drängte ihn beiseite, aber er war zu aufgeregt, um sich darum zu kümmern. In der verschlafenen Stadt Greenville gab es ein grandioses Inferno, und dies war sein großer Moment.
    Eine halbe Stunde später, unter einem anderen Blickwinkel, war seine Stimme etwas gelassener, als er über die hektische Rettung von Marvin Kramer aus den Trümmern berichtete. Die Polizei errichtete ihre Absperrung und drängte die Menge weiter zurück, während die Rettungsmannschaften die Tragbahre durch die Trümmer manövrierten. Die Kamera folgte der davonjagenden Ambulanz. Dann, eine Stunde später und abermals unter einem anderen Blickwinkel, war der Reporter ziemlich gefaßt und schwermütig, als von den Rettungsleuten die beiden Tragbahren mit den zugedeckten kleinen Leichen herausgebracht wurden.
    Es folgte ein Schnitt vom Schauplatz des Bombenattentats zur Vorderfront des Gerichtsgebäudes, und zum erstenmal war Sam Cayhall zu sehen. Er trug Handschellen und wurde schnell in einen wartenden Wagen gestoßen.
    Wie immer drückte Adam auf einen Knopf und ließ die kurze Szene mit der Aufnahme von Sam noch einmal ablaufen. Es war 1967, vor dreiundzwanzig Jahren. Sam war sechsundvierzig Jahre alt. Sein Haar war dunkel und nach der damaligen Mode sehr kurz geschnitten. Unter seinem linken Auge, der Kamera abgewandt, klebte ein Wundpflaster. Er ging schnell und hielt mit den Deputies Schritt, weil Leute

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