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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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stecke in der Sache drin, weil ich dafür Sorge tragen muß, daß alles rechtens ist und sämtliche Vorschriften eingehalten werden. Ich werde es nicht genießen, aber es wird ziemlich verrückt und anstrengend zugehen, und alle möglichen Leute werden mich anrufen - der Direktor, seine Mitarbeiter, das Büro des Justizministers, der Gouverneur, Sie und hundert andere. Also werde ich mittendrin stecken, auch wenn ich es nicht will. Das ist das Unerfreulichste an diesem Job. Ich möchte nur, daß Sie wissen, daß ich hier bin, wenn Sie mich brauchen, okay? Ich werde Ihnen gegenüber immer fair und aufrichtig sein.«
    »Sie gehen davon aus, daß Sam mir erlauben wird, ihn zu vertreten.«
    »Ja. Davon gehe ich aus.«
    »Wie stehen die Chancen, daß die Hinrichtung in vier Wochen stattfinden wird?«
    »Fünfzig zu fünfzig. Man weiß nie, wie die Gerichte in letzter Minute entscheiden. Wir werden in ungefähr einer Woche mit den Vorbereitungen beginnen. Wir haben eine ziemlich lange Liste von Dingen, die vorher erledigt werden müssen.«
    »So eine Art Arbeitsplan für den Tod.«
    »So ungefähr. Glauben Sie nicht, daß uns das Spaß macht.«
    »Sie tun alle nur Ihren Job, richtig?«
    »Es sind die Gesetze dieses Staates. Wenn unsere Gesellschaft Kriminelle töten will, dann muß jemand es tun.«
    Adam steckte das Gerichtsurteil in seinen Aktenkoffer und trat vor Lucas. »Danke für Ihre Gastfreundschaft.«
    »Keine Ursache. Nach Ihrem Besuch bei Sam muß ich wissen, wie es gelaufen ist.«
    »Ich werde Ihnen eine Kopie unserer Vertretungsvereinbarung schicken, wenn er sie unterschreibt.«
    »Mehr brauche ich nicht.«
    Sie gaben sich die Hand, und Adam ging auf die Tür zu.
    »Noch etwas«, sagte Lucas. »Wenn sie Sam ins Besucherzimmer bringen, sagen Sie den Wärtern, sie sollen ihm die Handschellen abnehmen. Achten Sie darauf, daß sie es auch wirklich tun. Sam liegt sehr viel daran.«
    »Danke.«
    »Viel Glück.«
9
    D ie Temperatur war um mindestens fünf Grad gestiegen, als Adam das Gebäude verließ und an denselben beiden Häftlingen vorbeiging, die mit denselben trägen Bewegungen wie zuvor denselben Schmutz zusammenfegten. Er blieb auf der Vordertreppe stehen und beobachtete einen Moment lang, wie ein Trupp von Gefangenen am Rand des Highways Müll aufsammelte, bewacht von einem bewaffneten Wärter auf einem Pferd. Der Verkehr brauste vorbei, ohne die Fahrt zu verlangsamen. Adam fragte sich, was für Kriminelle das sein mochten, die außerhalb der Zäune und so nahe beim Highway arbeiten durften. Niemand außer ihm schien sich Gedanken darüber zu machen.
    Er ging die paar Meter bis zu seinem Wagen, und als er die Tür geöffnet und den Motor gestartet hatte, war er schweißgebadet. Er fuhr den Weg entlang, über den Parkplatz hinter Manns Büro, dann bog er auf der Hauptstraße des Gefängnisses links ab. Wieder kam er an hübschen weißen Häuschen mit Blumen und Bäumen in den Vorgärten vorüber. Was für eine zivilisierte kleine Gemeinde. Ein Pfeil auf einem Wegweiser zeigte nach links zu Bau 17. Er bog ab, sehr langsam, und war Sekunden später auf einer Schotterstraße, die ihn rasch zu einem massiven Zaun mit Stacheldraht brachte.
    Der Todestrakt von Parchman war 1954 gebaut worden und trug die amtliche Bezeichnung Hochsicherheitstrakt oder HST. Auf der obligatorischen Tafel an einer Mauer hinter dem Zaun standen die Jahreszahl, der Name des damaligen Gouverneurs, die Namen mehrerer längst vergessener Amtspersonen, die bei seiner Errichtung eine wichtige Rolle gespielt hatten, und natürlich die Namen des Architekten und der Baufirma. Damals war er hochmodern gewesen - ein eingeschossiger Flachbau aus rotem Backstein, von dessen Zentrum zwei lange Rechtecke ausgingen.
    Adam stellte seinen Wagen auf dem unbefestigten Parkplatz zwischen zwei anderen Wagen ab und betrachtete den Bau. Von außen waren keinerlei Gitterstäbe zu sehen. Keine Wachen patrouillierten darum herum. Wären da nicht der Zaun und der Stacheldraht gewesen, hätte man ihn für eine Grundschule in einer Vorstadt halten können. In einem eingezäunten Hof am Ende eines Flügels dribbelte ein einsamer Insasse einen Basketball über die nackte Erde und warf ihn dann gegen ein verzogenes Rückbrett.
    Der Zaun vor Adam war mindestens dreieinhalb Meter hoch und mit einem dichten Stacheldrahtverhau gekrönt. Er verlief schnurgerade zu einer Ecke, wo er mit einem Wachturm verbunden war, aus dem Wärter herunterschauten. Der Zaun umgab den Bau

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