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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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daß er noch viele Jahre am Leben bleiben würde.
    Die drei Nachbarn hatten ihrem kleinen Abschnitt des HST den Namen Rhodesien gegeben.
    Sam warf den Zigarettenstummel in die Toilette und streckte sich auf seinem Bett aus. Am Tag vor dem Kramer-Attentat hatte er in Eddies Haus in Clanton Station gemacht, er wußte nicht mehr, weshalb, außer daß er ihnen ein bißchen frischen Spinat aus seinem Garten bringen wollte, und er hatte ein paar Minuten mit dem kleinen Alan, jetzt Adam, im Vorgarten gespielt. Es war April gewesen und warm, erinnerte er sich, und sein Enkel war barfuß. Er erinnerte sich an die pummeligen kleinen Füße mit einem Pflaster an einem Zeh. Er hatte ihn sich an einem Stein aufgeschürft, hatte Alan ihm stolz erklärt. Der Kleine liebte Pflaster, hatte immer eines an einem Finger oder auf einem Knie. Evelyn hielt den Spinat in der Hand und schüttelte den Kopf, als er seinem Großvater stolz einen ganzen Karton voller gesammelter Pflaster zeigte.
    Das war das letztemal, daß er Alan gesehen hatte. Am nächsten Tag fand das Attentat statt, und Sam verbrachte die nächsten zehn Monate im Gefängnis. Als der zweite Prozeß vorüber und er entlassen worden war, waren Eddie und seine Familie fort. Er war zu stolz, um ihnen nachzuspüren. Es gab Gerüchte und Klatsch über ihren Aufenthaltsort. Lee sagte, sie wären in Kalifornien, aber sie könnte sie nicht finden. Jahre später telefonierte sie mit Eddie und erfuhr von der Existenz des zweiten Kindes, einer Tochter, die Carmen hieß.
    Er hörte Stimmen am Ende des Flurs. Dann das Rauschen einer Toilettenspülung, dann ein Radio. Der Trakt erwachte zum Leben. Sam kämmte sein fettiges Haar, zündete sich eine weitere Montclair an und betrachtete den Kalender an der Wand. Heute war der 12. Juli. Ihm blieben noch siebenundzwanzig Tage.
    Er setzte sich wieder auf die Bettkante und schaute wieder auf seine Füße hinunter. J. B. Guilitt schaltete den Fernseher ein, um Nachrichten zu sehen, und während Sam rauchte und sich am Knöchel kratzte, hörte er der Lokalstation von NBC in Jackson zu. Nachdem die Schießereien, Raubüberfälle und Morde abgehandelt waren, brachte der Moderator die brandheiße Meldung, daß in Parchman eine Hinrichtung bevorstand. Das Fünfte Berufungsgericht, vermeldete er eifrig, hatte den Aufschub für Sam Cayhall, Parchmans berühmtesten Insassen, aufgehoben, und die Hinrichtung war nunmehr für den 8. August festgesetzt worden. Amtliche Stellen vertraten die Ansicht, sagte die Stimme, daß Cayhalls Einspruchsmöglichkeiten erschöpft waren und die Hinrichtung somit stattfinden könnte.
    Sam schaltete seinen eigenen Fernseher ein. Wie gewöhnlich kam der Ton gut zehn Sekunden vor dem Bild, und er hörte, wie der Justizminister höchstpersönlich vorersagte, daß Mr. Cayhall jetzt, nach all diesen Jahren, seine gerechte Strafe erhalten würde. Ein flimmerndes Gesicht erschien auf dem Bildschirm, aus dem Worte hervorsprudelten, und dann war Roxburgh da, gleichzeitig lächelnd und die Stirn runzelnd, tief in Gedanken versunken, während er vor laufenden Kameras in der Vorstellung schwelgte, wie man Mr. Cayhall endlich in die Gaskammer zerren würde. Zurück zum Moderator, einem jungen Mann mit flaumigem Schnurrbart, der die Story vervollständigte, indem er Sams grauenhaftes Verbrechen kurz rekapitulierte, während über seiner Schulter im Hintergrund eine grobe Illustration von einem Klansmann mit Maske und spitzer Kapuze zu sehen war. Ein Gewehr, ein brennendes Kreuz und die Buchstaben KKK vervollständigten die Darstellung. Der junge Mann wiederholte das Datum, 8. August, als sollten seine Zuschauer es im Kalender rot anstreichen und daran denken, sich den Tag freizuhalten. Dann folgte der Wetterbericht. Er schaltete den Fernseher aus und ging zu den Gitterstäben. »Hast du das gehört, Sam?« rief Gullitt von nebenan. »Ja.«
    »Das wird ein irrer Zirkus werden, Mann.«
    »Ja.«
    »Sieh es von der guten Seite.«
    »Und welche ist das?«
    »Du brauchst nur noch vier Wochen lang durchzuhalten.« Gullitt kicherte, als er diese Pointe brachte, aber er lachte nicht lange. Sam holte einige Papiere aus seiner Akte und setzte sich auf die Bettkante. In der Zelle gab es keine Stühle. Er las Adams Vertretungsvollmacht durch, ein zweiseitiges Dokument mit einem Haufen juristischer Fachausdrücke. Auf sämtlichen Rändern hatte Sam mit Bleistift säuberliche, präzise Notizen gemacht. Und er hatte auf den Rückseiten der Blätter

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