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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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versprochen, daß ich mit Büchern und Filmen nichts zu schaffen haben werde.«
    »Gut. Dann weiter.«
    »Der Paragraph über die Entlassung ist gut formuliert. Du verlangst das Recht, die Vertretung durch mich und damit durch Kravitz & Bane jederzeit und aus jedem beliebigen Grund zu beenden, ohne Widerspruch von unserer Seite.«
    »Das letztemal hat es mich eine Menge Zeit gekostet, diese jüdischen Bastarde loszuwerden. Das will ich nicht noch einmal durchmachen.«
    »Das ist verständlich.«
    »Mir ist es gleich, ob du es für verständlich hältst oder nicht. Es steht in der Vereinbarung, und zwar eindeutig.«
    »In Ordnung. Und du willst mit niemandem etwas zu tun haben außer mit mir.«
    »So ist es. Niemand von Kravitz & Bane rührt meine Akte an. In dem Laden wimmelt es von Juden, und mit denen will ich nichts zu tun haben. Dasselbe gilt für Nigger und Weiber.«
    »Können wir nicht auf diese diskriminierenden Ausdrücke verzichten? Wie wäre es, wenn wir von Schwarzen sprechen würden?«
    »Ach, herrjeh, das tut mir aber leid. Wie wäre es, wenn wir es gleich ganz richtig machen und sie Afro-Amerikaner nennen und jüdische Amerikaner und weibliche Amerikaner? Du und ich, wir wären dann irische Amerikaner und außerdem weiße männliche Amerikaner. Wenn du Hilfe brauchst von deiner Firma, dann versuchen wir, uns an Deutsch-Amerikaner oder Italo-Amerikaner zu halten. Da du in Chicago zu Hause bist, kommen vielleicht auch ein paar polnische Amerikaner ins Spiel. Das wäre doch nett, oder? Alles, wie sich's gehört, multikulturell und politisch korrekt.«
    »Von mir aus.«
    »Jetzt ist mir schon wohler.«
    Adam hakte eine seiner Notizen ab. »Ich bin damit einverstanden.«
    »Dir bleibt gar nichts anderes übrig, wenn du eine Abmachung willst. Aber halte mir die Minoritäten vom Hals.«
    »Du gehst davon aus, daß sie sich unbedingt einmischen wollen.«
    »Ich gehe von gar nichts aus. Mir bleiben noch vier Wochen, und diese Zeit möchte ich mit Leuten verbringen, denen ich vertrauen kann.«
    Adam las noch einmal einen Paragraphen auf Seite drei von Sams Entwurf. Die Formulierung gestand Sam das ausschließliche Recht zu, zwei Zeugen seiner Hinrichtung zu benennen. »Diese Klausel über die Zeugen verstehe ich nicht«, sagte Adam.
    »Ganz einfach. Wenn es soweit ist, wird es ungefähr fünfzehn Zeugen geben. Da ich der Ehrengast bin, darf ich zwei davon benennen. In den Vorschriften, falls du Gelegenheit bekommst, sie zu lesen, sind einige aufgeführt, die anwesend sein müssen. Die übrigen kann der Direktor, der übrigens ein libanesischer Amerikaner ist, so ziemlich nach Gutdünken auswählen. Im allgemeinen lassen sie die Leute von der Presse Lose ziehen und entscheiden so, wem von den Geiern gestattet wird, das Schauspiel zu genießen.«
    »Weshalb willst du dann diese Klausel?«
    »Weil der Anwalt immer einer von denen ist, den der Hinzurichtende auswählt. Der bin ich.«
    »Und du willst nicht, daß ich Zeuge der Hinrichtung bin?«
    »So ist es.«
    »Du meinst also, daß ich diese Absicht habe.«
    »Ich meine gar nichts. Es ist einfach eine Tatsache, daß die Anwälte es kaum abwarten können, ihre Mandanten auf dem Stuhl zu sehen, sobald es unausweichlich geworden ist. Und danach können sie es kaum abwarten, vor die Kameras zu treten und zu weinen und sich des langen und breiten über diese schreckliche Ungerechtigkeit auszulassen.«
    »Und du glaubst, ich würde das tun?«
    »Nein. Ich glaube nicht, daß du das tun würdest.«
    »Weshalb dann diese Klausel?«
    Sam beugte sich vor, mit den Ellenbogen auf der Schreibplatte. Seine Nase war nur Zentimeter von dem Gitter entfernt. »Weil du bei der Hinrichtung nicht als Zeuge anwesend sein wirst, klar?«
    »Einverstanden«, sagte Adam beiläufig und schlug die nächste Seite auf. »Aber dazu wird es nicht kommen, Sam.«
    »Das war es, was ich hören wollte.«
    »Es kann natürlich sein, daß wir den Gouverneur brauchen werden.«
    Sam schnaubte verächtlich und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er legte das rechte Bein aufs linke Knie und funkelte Adam an. »Die Vereinbarung ist eindeutig.«
    Das war sie in der Tat. Fast eine volle Seite war einer giftigen Attacke auf David McAllister gewidmet. Sam hatte die juristischen Fachausdrücke vergessen und Worte wie verschlagen und egoistisch und narzißtisch benutz und mehrfach seinen unersättlichen Appetit auf Publicity erwähnt.
    »Du hast also ein Problem mit dem Gouverneur«, sagte Adam.
    Sam

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