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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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informieren. Seine Vorarbeit war makellos. Wir wußten, was auf uns zukam.«
    »Lee hat mir gesagt, du hättest daran gedacht, zu verschwinden.«
    »Ach, hat sie das?«
    »Ja, sie hat es mir gestern abend erzählt.«
    Er klopfte mit der nächsten Zigarette auf die Schreibplatte und betrachtete sie einen Moment lang, als könnte sie seine letzte sein. »Ja, ich habe daran gedacht. Bevor McAllister sich auf mich stürzte, vergingen fast dreizehn Jahre. Ich war ein freier Mann. Als der zweite Prozeß vorbei war und ich nach Hause zurückkehrte, war ich siebenundvierzig. Zwei Jurys hatten mich nicht verurteilt, und das alles lag hinter mir. Ich war glücklich. Das Leben war wieder normal. Ich arbeitete auf der Farm und hatte ein kleines Sägewerk, trank Kaffee in der Stadt und gab bei jeder Wahl meine Stimme ab. Das FBI beobachtete mich ein paar Monate, aber dann waren sie vermutlich überzeugt, daß ich Schluß gemacht hatte mit den Bombenanschlägen. Von Zeit zu Zeit tauchten neugierige Reporter in Clanton auf und stellten Fragen, aber niemand hat mit ihnen geredet. Einer kam eines Tages zu meinem Haus und wollte nicht wieder verschwinden. Anstatt meine Schrotflinte zu holen, habe ich die Hunde losgelassen, und sie haben ihn in den Arsch gebissen. Er ist nie wiedergekommen.« Er kicherte leise und zündete die Zigarette an. »Das hier habe ich mir nicht einmal in meinen schlimmsten Träumen vorstellen können. Wenn ich auch nur die geringste Ahnung gehabt hätte, den schwächsten Anhaltspunkt dafür, daß so etwas passieren könnte, dann wäre ich schon vor Jahren verschwunden. Ich war schließlich vollkommen frei, es gab keinerlei Beschränkungen. Ich wäre nach Südamerika gegangen, hätte meinen Namen geändert, wäre zwei- oder dreimal untergetaucht und hätte mich dann an irgendeinem Ort wie Säo Paulo oder Rio niedergelassen.«
    »Wie Mengele.«
    »Etwas von der Art. Den haben sie auch nie erwischt. Einen ganzen Haufen von diesen Kerlen haben sie nie erwischt. Ich würde jetzt in einem hübschen kleinen Haus wohnen, portugiesisch sprechen und über Idioten wie David McAllister lachen.« Sam schüttelte den Kopf und schloß die Augen; er träumte von dem, was hätte sein können.
    »Warum bist du nicht verschwunden, als McAllister anfing, Lärm zu schlagen?«
    »Weil ich blöd war. Es passierte langsam. Es war wie ein böser Traum, der Stück für Stück Wahrheit wird. Zuerst wurde McAllister mit all seinen Versprechungen gewählt. Dann, ein paar Monate später, wurde Dogan von der Steuerfahndung festgenagelt. Nach und nach hörte ich verschiedene Gerüchte und las hier und da einen kleinen Artikel in den Zeitungen. Aber ich weigerte mich einfach, zu glauben, daß es passieren könnte. Und bevor ich es recht wußte, war das FBI wieder hinter mir her, und ich konnte nicht mehr davonlaufen.«
    Adam sah auf die Uhr und war plötzlich erschöpft. Sie hatten mehr als zwei Stunden miteinander geredet, und er brauchte frische Luft und Sonnenschein. Sein Kopf schmerzte von dem Zigarettenrauch, und der Raum wurde von Sekunde zu Sekunde heißer. Er schraubte die Kappe auf seinen Federhalter und steckte den Block in seinen Aktenkoffer. »Ich sollte jetzt gehen«, sagte er in Richtung auf das Gitter. »Wahrscheinlich komme ich morgen wieder, für die nächste Runde.«
    »Ich werde hier sein.«
    »Lucas Mann hat grünes Licht gegeben. Ich darf dich jederzeit besuchen.«
    »Na, ist er nicht ein toller Bursche?«
    »Er ist okay. Tut nur seine Pflicht.«
    »Genau wie Naifeh und Nugent und all die anderen Großen Weißen.«
    »Die Großen Weißen?«
    »Ja, so heißen die Herren Gesetzesvertreter bei uns. Niemand hier will mich wirklich umbringen, sie tun doch alle nur ihre Pflicht. Da ist dieser kleine Idiot mit neun Fingern, der als offizieller Vollstrecker fungiert - der Mann, der das Gas mischt und den Kanister einschiebt. Frag den mal, was er tut, wenn sie mich festschnallen, und er wird sagen:›Ich tue nur meine Pflicht. ‹Der Gefängnisgeistliche und der Gefängnisarzt und der Gefängnispsychiater und natürlich die Wärter, die mich hineinführen, und die Sanitäter, die mich hinterher wegtragen alles nette Kerle, die im Grunde nichts gegen mich haben, aber sie tun alle nur ihre Pflicht.«
    »Soweit wird es nicht kommen, Sam.«
    »Ist das ein Versprechen?«
    »Nein. Aber du mußt positiv denken.«
    »Ja. Positives Denken ist hier drinnen sehr beliebt. Ich und die anderen Jungs, wir sind ganz groß in Spiel-Shows, gleich

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