Die Kammer
Geschworenen erklären konnte, was meine Absichten gewesen waren. Niemand sollte verletzt werden, und so weiter. Die Bombe sollte um 5 Uhr hochgehen. Aber wir wußten, daß das Kreuzverhör brutal werden würde. Der Richter hatte bereits entschieden, daß auch die anderen Anschläge angeführt werden durften. Ich wäre gezwungen gewesen, zuzugeben, daß ich in der Tat die Bombe gelegt hatte, alle fünfzehn Stangen; und das war natürlich mehr als genug, um Leute umzubringen.«
»Und weshalb hast du nicht ausgesagt?«
»Dogan. Dieses verlogene Schwein hat den Geschworenen gesagt, wir hätten vorgehabt, den Juden umzubringen. Er war ein toller Zeuge. Ich meine, stell dir das vor - ein früherer Imperial Wizard des Klans von Mississippi, der für die Anklage gegen einen seiner eigenen Männer aussagt! Das war ein dicker Hund. Die Geschworenen ließen sich kein Wort entgehen.«
»Weshalb hat Dogan gelogen?«
»Jerry Dogan war verrückt geworden. Total verrückt, Adam. Das FBI war fünfzehn Jahre hinter ihm her - zapfte seine Telefone an, folgte seiner Frau durch die Stadt, machte sich an seine Verwandten heran, bedrohte seine Kinder, klopfte zu jeder Tages- und Nachtzeit an seine Tür. Er hatte keine ruhige Minute mehr. Ständig war jemand da, der aufpaßte und mithörte. Dann wurde er unvorsichtig, und die Steuerfahndung trat auf den Plan. Die Leute von der Steuerfahndung, zusammen mit denen vom FBI, sagten ihm, daß er mit dreißig Jahren Gefängnis rechnen müßte. Dogan klappte unter dem Druck zusammen. Ich habe gehört, daß er nach dem Prozeß eine Zeitlang in einer Anstalt verbracht hat, dort behandelt wurde und dann nach Hause zurückkehrte. Nicht lange danach ist er gestorben.«
»Dogan ist tot?«
Sam erstarrte mitten im Inhalieren. Rauch drang aus seinem Mund, kräuselte sich an seiner Nase hoch zu seinen Augen, die in diesem Moment ungläubig in die seines Enkels starrten. »Du weißt über Dogan nicht Bescheid?«
Adams Gedächtnis jagte durch die zahllosen Artikel und Berichte, die er gesammelt und registriert hatte. Er schüttelte den Kopf. »Nein. Was ist mit Dogan passiert?«
»Ich dachte, du wüßtest alles«, sagte Sam. »Ich dachte, du hättest alles im Kopf, was mit mir zusammenhängt.«
»Ich weiß sehr viel über dich, Sam. Jeremiah Dogan ist für mich ziemlich unwichtig.«
»Er ist bei einem Brand ums Leben gekommen. Er und seine Frau. Sie schliefen eines Nachts in ihrem Haus, als aus einer Leitung Propangas ausströmte. Nachbarn sagten, es hätte ausgesehen, als wäre eine Bombe detoniert.«
»Wann war das?«
»Auf den Tag genau ein Jahr nachdem er gegen mich ausgesagt hatte.«
Adam versuchte, das zu notieren, aber sein Federhalter wollte sich nicht bewegen. Er suchte in Sams Gesicht nach einem Anhaltspunkt. »Genau ein Jahr?«
»Ja.«
»Das ist ein merkwürdiger Zufall.«
»Ich saß natürlich hier drinnen, aber ich habe dieses und jenes gehört. Die Polizei sagte, es wäre ein Unfall gewesen. Soweit ich weiß, gab es sogar einen Prozeß gegen die PropangasGesellschaft.«
»Du glaubst also nicht, daß er ermordet wurde?«
»Natürlich glaube ich, daß er ermordet wurde.«
»Okay. Von wem?«
»Das FBI war hier und hat mir ein paar Fragen gestellt. Wie findest du das? Daß die Feds ihre Nase hier hereinstecken? Zwei Jungs aus dem Norden. Konnten es kaum abwarten, dem Todestrakt einen Besuch abzustatten und ihre Ausweise zu schwenken und einem echten Klan-Terroristen zu begegnen. Sie waren so nervös, daß sie sich vor ihren eigenen Schatten fürchteten. Sie stellten mir einen Haufen dämliche Fragen, dann verschwanden sie wieder. Seither habe ich nie wieder davon gehört.«
»Wer hätte einen Grund gehabt, Dogan zu ermorden?«
Sam biß auf den Filter und sog den letzten Mundvoll Rauch aus seiner Zigarette. Er drückte sie im Aschenbecher aus und blies den Rauch durch das Gitter. Adam wedelte ihn mit übertriebenen Bewegungen beiseite, aber Sam ignorierte ihn. »Eine Menge Leute«, murmelte er.
Adam notierte sich, daß er später auf Dogan zurückkommen würde. Er würde die Sache zuerst recherchieren und sie dann bei einer künftigen Unterhaltung wieder zur Sprache bringen.
»Nur um das mal klarzustellen«, sagte er, immer noch schreibend, »ich meine, du hättest aussagen sollen, um Dogan zu widerlegen.«
»Ich hätte es fast getan«, sagte Sam mit einer Spur von Bedauern. »Am letzten Abend des Prozesses haben wir, Keyes und ich und seine Kollegin, ihren Namen habe ich
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