Die Kampagne
ich mir auch gesagt, als ich meine Leute drüben angewiesen habe, sie sollten helfen, den Plan durchzudrücken. Doch außer mir vor Freude bin ich deshalb noch lange nicht. Das ist erst der Anfang.«
»Entschuldigen Sie, Mr. Creel, aber ich verstehe wieder nicht ...«
Der Milliardär lächelte. »Damit geht es Ihnen genauso wie dem Rest der Zivilisation. Lassen Sie mich es Ihnen erklären. Der Großteil dieser Dollars wandert zu russischen Firmen. Aber wenn die Russen mit den USA gleichziehen wollen, was das Verhältnis von Verteidigungsausgaben und Bruttosozialprodukt betrifft, würde das siebzig Milliarden Dollar pro Jahr zusätzlich bedeuten, also zu dem eben erwähnten Rüstungsprogramm. Die russische Rüstungsindustrie kann das unmöglich leisten. Außerdem würde der Aufbau mindestens zehn Jahre dauern. Um das zu schaffen, müssten sie sich an den Westen wenden, also an mich. Bezieht man die Inflation mit ein, kommt man auf siebenhundert Milliarden US-Dollar. Das erhöht meinen Blutdruck.«
»Aber warum sollten die Russen das tun? Mit den USA gleichziehen, meine ich.«
»Wenn sie glauben, sie müssen, dann würden sie auch.«
»Konstantin? Diese Kampagne, die Sie aufgezogen haben? Glauben Sie, dadurch wird Russland wie die alte Sowjetunion und pumpt Geld auf Ihre Konten?«
»So einfach ist das nicht. Die Rote-Gefahr-Kampagne hat sich vom Rest der Welt isoliert. Im Augenblick könnte man die Nachricht verbreiten, Gorschkow esse Babys zum Frühstück - die halbe Welt würde es glauben. Aber damit mein Plan funktioniert, muss ich die Risiken weiter erhöhen. Die Russen sind keine Dummköpfe. Wenn sie für das Beste bezahlen sollen, brauchen sie einen verdammt guten Grund dafür.«
»Und wie wollen Sie die Risiken erhöhen?«
»Da kommen Sie ins Spiel. Ich brauche ein Dutzend Männer, alles Russen - zumindest Leute, die wie Russen aussehen.«
»Kein Problem. Die Arbeitslosenquote bei denen ist gigantisch. Ich weiß schon gar nicht mehr, wohin mit all den Russen. Sie töten mit Pistolen, Messern oder mit bloßen Händen; das ist ihnen egal.«
»Das kann ich mir denken. Ein paar von ihnen sollten aber auch Computergeeks sein.«
»Auch das ist kein Problem. Russland hat die weltbesten Hacker.«
Creel beugte sich vor und holte eine Akte hervor. »Gut. Also, hier sind Ihre Anweisungen.«
Kapitel 31
A nna Fischer wollte gerade die Tür ihrer Londoner Wohnung öffnen, als der Mann hinter sie trat. Seit dem Überfall in Berlin spürte Anna immer, wenn jemand hinter ihr stand. Sie wirbelte herum, in der Hand das Pfefferspray, das an ihrem Schlüsselbund hing.
Der Mann hielt seine Dienstmarke bereits in die Höhe.
»Miss Fischer? Ich bin Frank Wells. Ich würde gerne mit Ihnen über Shaw reden.«
Anna schaute sich die Marke an.
»Ich kenne Ihre Behörde nicht.«
»Das geht den meisten Leuten so. Können wir reingehen?«
»Ich lasse keine fremden Männer in meine Wohnung. Sie sagen, Sie kennen Shaw. Sie könnten lügen.«
»Das hätte ich wissen müssen. Eine Frau mit Ihren akademischen Referenzen ist nicht dumm.«
»Mit meinen akademischen Referenzen? Was wissen Sie davon?«
»Ich habe eine zwei Zoll dicke Akte über Anastasia Brigitte Sabena Fischer. Ihre Eltern, Wolfgang und Natascha, leben in Wisbach, Deutschland, wo sie eine Buchhandlung führen. Sie sind ihr einziges Kind. Eine hervorragende Schwimmerin. Akademische Abschlüsse unter anderem in Cambridge. Kurze Zeit waren Sie bei der UN, und jetzt arbeiten Sie für die Phoenix Group hier in London.« Er schaute auf den Ring an ihrem Finger. »Und derzeit haben Sie eine Beziehung mit Shaw.« Er wandte sich von ihrem erstaunten Gesicht ab und sah zur Tür. »Können wir jetzt reingehen? Es ist wichtig.«
Sie setzten sich in den kleinen Vorraum, von wo aus man auf die Straße schauen konnte. Frank sah sich in der Wohnung um.
»Nett.«
»Warum sind Sie hier?«
»Wie ich gesagt habe: Ich will mit Ihnen über Shaw reden ... so wie meine Männer es auch schon mit Ihren Eltern gemacht haben.«
»Meine Eltern! Nein, da irren Sie sich. Sie hätten angerufen, wenn ...«
»Wir haben ihnen gesagt, sie sollten lieber nicht anrufen, damit ich vorher mit Ihnen sprechen kann.« Er musterte sie aufmerksam. »Shaw hat Ihnen den Antrag in Dublin gemacht, nicht wahr?«
»Ich wüsste nicht, was Sie das anginge.«
Frank ignorierte ihre Bemerkung. »Und er hat Ihnen gesagt, er würde seinen Job an den Nagel hängen.«
Anna nickte, ohne es zu wollen.
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