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Die Kampagne

Titel: Die Kampagne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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offenbar um Hilfe, die nie kommen würde. Dann, einen Augenblick später, sah er, wie sie auf den Fenstersims kletterte.
    »Wollte Sie etwa springen?«, fragte er fassungslos.
    »Ja. Wir nehmen an, auf das Vordach da unten.«
    »Aber sie hat es nicht geschafft«, sagte Shaw. »Warum?«
    »Ich muss Sie warnen. Die nächsten Frames sind ... Nun ja, Sie sind nicht leicht zu ertragen.« Royce schaute ihn an. »Sind Sie sicher, dass Sie weitermachen wollen?«
    »Ich muss es sehen.«
    Die nächsten Szenen folgten rasch aufeinander. Anna hockte in Strümpfen auf dem Fenstersims und hielt sich am Rahmen fest.
    Im Geiste rief Shaw ihr zu: Spring! Spring, ehe es zu spät ist, obwohl er bereits wusste, dass es zu spät war. Es war ein quälender Anblick für ihn. Er konnte sich nicht einmal vorstellen, wie schrecklich es für Anna gewesen sein musste. Das nächste Bild hob seine Qualen jedoch auf eine ganz neue Stufe.
    Shaw sah, wie die erste Kugel durch Annas Brust schlug und Blut und Gewebe in die Luft spritzten. Den Bruchteil einer Sekunde später wurde ein weiteres Stück aus Anna gerissen und in die Londoner Luft geschleudert. Als sie ins Büro zurückfiel, wandte Shaw sich ab.
    »Wir können das später beenden«, schlug Royce vor.
    »Machen Sie weiter. Alles okay.«
    Mehrere Minuten später verließen die Männer das Haus durch den Vordereingang, und nach ein paar Sekunden war auch der Van verschwunden.
    »Und niemand hat etwas gesehen oder gehört?«, fragte Shaw. »Nicht einmal eine Frau, die aus dem Fenster schreit? Schüsse? Ihr Blut, das auf die Straße fällt?«
    »Die Gebäude rechts und links sollen renoviert werden und stehen deshalb leer. Die Gebäude gegenüber wiederum sind bewohnt; aber man hat die Bewohner darüber informiert, dass die Stadtwerke an den Gasleitungen arbeiten müssten. Deshalb sollten sie die Gebäude verlassen. Zuwiderhandlungen würden mit einem deftigen Bußgeld bestraft.«
    »Und niemand hat bei den Stadtwerken angerufen, um sich zu vergewissern, ob das stimmt?«
    »Auf dem Schreiben stand eine Telefonnummer, und mehrere Anwohner haben dort angerufen. Sie haben eine entsprechende Bestätigung erhalten.«
    »Nur dass die Nummer falsch war.«
    »Ja. Und die Absperrkegel haben den normalen Fahrzeug- und Fußgängerverkehr zurückgehalten. Außerdem ist das eine Sackgasse. Da fahren ohnehin nur wenige Autos.«
    »Und damit war die Phoenix Group nahezu isoliert. Das war hervorragend geplant«, gestand Shaw widerwillig ein. »Ich würde jetzt gerne Annas Büro sehen.«
    »Zuerst würde ich Sie gerne einem der Eigentümer der Phoenix Group vorstellen.«
    »Die sind hier?«, fragte Shaw verwundert.
    »Einer von ihnen ist sofort gekommen, als wir das Unternehmen über die Geschehnisse hier informiert haben.«
    »Und woher ist er gekommen?«
    »Was wissen Sie über den Phönix? Als Symbol, meine ich.«
    »Der Phönix stirbt nie. Er erhebt sich stets von Neuem aus seiner Asche. Der Ursprung der Legende liegt in Ägypten.«
    »Das ist weitgehend korrekt. Allerdings hat der Phönix als Symbol mehrere Ursprünge. Ägyptisch, arabisch, japanisch und mindestens einen weiteren.«
    »Und der wäre?«, fragte Shaw ungeduldig.
    Ein kleiner Mann erschien in der Tür. Er trug einen schwarzen Anzug, zu dem seine Miene passte. Royce stand auf, um ihn zu begrüßen.
    »Shaw, ich möchte Ihnen Mr. Feng Hai vorstellen ... aus China.«

Kapitel 53
    W ährend Shaw im Gebäude war, war Katie draußen beschäftigt gewesen. Sie war sogar vor ihm dort eingetroffen und hatte sich hinter einer Gebäudeecke versteckt, als sie ihn im Taxi hatte kommen sehen. Sie wedelte mit ihrem ungültigen Presseausweis vor dem Wachtmeister an der Absperrung herum und bombardierte den Mann in Blau mit einer Flut von Fragen, auf die er ihr keine einzige Antwort gab.
    »Weitergehen«, sagte er bloß, und seine Verärgerung war ihm deutlich anzusehen.
    »Sie halten wohl nicht viel von einer freien und unabhängigen Presse, Wachtmeister?«, fragte Katie.
    »Wissen Sie, was ich begrüßen würde? Wenn ihr Pressefutzis uns unser Arbeit machen lassen würdet, statt ständig eure Nasen in Dinge zu stecken, die euch nichts angehen.«
    »Ihr Name wird nicht gedruckt, ehrlich. Im Text würde nur ›anonyme Quelle‹ stehen.«
    »Da haben Sie verdammt recht, dass mein Name nirgends gedruckt wird. Und jetzt machen Sie, dass Sie weiterkommen!«
    Katie ging langsam ein Stück die Straße hinunter und schaute dabei zu den Fenstern des Gebäudes hinauf.

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