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Die Kampagne

Titel: Die Kampagne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Kaffee nach. »Was ist dann passiert?«
    »Ein Mann hat zu dem anderen gesagt, sie müssen jetzt gehen. In einem Büro war ein Fenster zerbrochen, und eine Frau hat aus dem Fenster gerufen. Die Männer sagten, sie müssten fort sein, bevor die Polizei kommt.«
    »Und dann sind sie verschwunden?«
    »Ja, aber ich konnte sie noch eine Zeit lang reden hören. Ein Mann hat gesagt, Gorschkow werde zufrieden sein, wenn er hört, dass die Mission gut gelaufen ist.«
    Katie hätte mit dem Stift fast ein Loch ins Papier gestochen. »Gorschkow? Der russische Präsident?«
    Lesnik nickte. »Als ich seinen Namen hörte, habe ich große Angst gehabt. Jeder weiß, dass Gorschkow vom KGB kommt, so wie Putin. Er spuckt auf die Demokratie. In Polen weiß das jeder.«
    »Warum sollte Gorschkow einen Anschlag auf einen Think-Tank in London verüben lassen?«, hakte Katie verwirrt nach.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wie sind Sie entkommen?«
    »Ich habe gewartet, bis die Tür sich schloss, und dann noch ein bisschen länger. Dann bin ich durch die Hintertür. Da war ich zuvor auch reingekommen.«
    »Durch die Hintertür? Warum?«
    »Der Mann, mit dem ich geredet habe, Mr. Harris, hat gesagt, ich soll auf dem Weg kommen, weil es einfacher für mich sei.« Ein Schatten huschte über Lesniks Gesicht. »Und ich bin nicht vorne raus, weil ... weil da zwei Tote lagen. Ein alter Mann und eine junge Frau, ins Gesicht geschossen.« Er deutete auf sein rechtes Auge. »Da hin. Ich konnte nicht an ihnen vorbei. Deshalb bin ich durch die Hintertür. Und dann bin ich gelaufen. Ich bin den ganzen Weg bis dahin gelaufen, wo ich wohne.«
    »Und bis jetzt haben Sie niemandem davon erzählt?«
    Lesnik schüttelte den Kopf. »Ich habe immer noch Angst.«
    »Okay«, sagte Katie und legte Lesnik beruhigend die Hand auf die schmale Schulter. »Das war ein erster großer Schritt.«
    »Schreiben Sie jetzt die Geschichte? Und Sie nennen nicht meinen Namen?«, fragte Lesnik besorgt.
    »Das habe ich Ihnen doch versprochen. Wo kann ich Sie erreichen, falls ich noch Fragen habe?«
    »Ich wohne in einer Pension am Fluss.« Er schrieb die Adresse auf eine Papierserviette. »Für mehr habe ich kein Geld.«
    Katie ließ den Blick erneut über die alten, geflickten Kleider und den ausgemergelten Leib des Mannes schweifen. Sie griff in ihre Tasche und gab Lesnik ein paar Pfund. »Das ist nicht viel, aber ich werde versuchen, Ihnen noch mehr zu besorgen.«
    »Dziekuje. Danke.«
    »Gern geschehen.«
    Lesnik stand auf.
    »Haben Sie ein Telefon, wo ich Sie erreichen könnte?«
    Lesnik lächelte schwach. »Ich habe kein Telefon. Ich wohne in Pension. Powodzenia!«
    »Das heißt ›Viel Glück‹ auf Polnisch, stimmt's?«
    Sein Gesicht hellte sich auf. »Woher wissen Sie das?«
    »War bloß geraten.«
    Als Lesnik das Lokal verließ, ließ Katie sich im Stuhl zurücksinken. Was sollte sie jetzt tun? Ein Teil von ihr konnte nicht glauben, dass diese Geschichte stimmte. Ein Pole, der akzeptabel Englisch sprach, ging auf der Straße einfach auf sie zu und erzählte ihr eine Geschichte, die jeder auf der Welt hören wollte. Eine Story, die zu schreiben sie gerade erst beauftragt worden war! Niemand hatte so viel Glück, und sie ganz bestimmt nicht.
    Und doch ...
    Wenn sie die Fakten in Betracht zog, die ihr bis jetzt bekannt waren, klang Lesniks Geschichte glaubhaft. Er kannte Einzelheiten aus dem Innern des Gebäudes, und er schien ehrlich Angst zu haben. Sollte seine Geschichte stimmen, hatte er auch allen Grund dazu. Und warum sollte er sie anlügen? Weil er ein Irrer war, der seine fünfzehn Minuten Ruhm haben wollte? Aber der Mann wollte nicht, dass sein Name genannt wurde. Er wollte keinen Ruhm. Was, wenn er tatsächlich die Wahrheit sagte?
    Katie sprang auf und lief zum Gebäude der Phoenix Group zurück. Es gab einen Mann, der ihr helfen konnte, Lesniks Geschichte auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen, und dieser Mann war Shaw. Katie freute sich nicht gerade auf diese Begegnung, doch ihr Journalisteninstinkt war geweckt und trieb sie zur Jagd auf die schwierigste Beute, die es gab: die Wahrheit.

Kapitel 56
    D ie Gegenstände lagen sorgfältig aufgereiht auf dem Tisch. Daneben stand ein Computer. Royce hatte Shaw und Feng gerade ein paar Dinge auf dem Bildschirm gezeigt. Feng saß auf einem Stuhl und schaute verwirrt drein, während Shaw Papiere durchging.
    »Sie behaupten also, nichts davon gewusst zu haben, ja?«, fragte Royce. Die Skepsis in seiner Stimme war nicht zu

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