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Die Kampagne

Titel: Die Kampagne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Feng?«
    »Vier.«
    »Nun, dann sollte jemand auch diese Partner befragen«, sagte Royce und blickte zu Shaw. »Für den Augenblick bleibt das erst einmal unter uns. Sollte irgendetwas davon nach außen dringen, kann ich mir die Konsequenzen für Ihr Land kaum vorstellen, Mr. Feng.«
    »Sie glauben doch nicht allen Ernstes, dass Russland uns angreift?«
    »Gorschkow hat seinen Ruf damit verbunden, dass er genau das tun wird. Fragen Sie mal in Afghanistan nach, was das bedeutet, wenn Sie mir nicht glauben.«
    »Wer weiß sonst noch davon, Royce?«, fragte Shaw.
    »Ein paar Beamte von der Tatortsicherung. Zu Beginn der Untersuchung haben wir mit so etwas nicht gerechnet. Als die Kriminaltechniker erkannten, mit was sie es hier zu tun hatten, haben sie sofort alles abgeriegelt und mich verständigt.«
    »Dann bin ich überrascht, dass Sie mich hereingelassen haben«, sagte Shaw.
    »Wells hat mir gesagt, Sie seien der beste Mann, den er hat. Deshalb bin ich davon ausgegangen, dass ich mich auf Ihre Diskretion verlassen kann. Und ich brauche wirklich Ihre Hilfe.«
    »Sie werden beides bekommen.«
    Royce wandte sich wieder an Feng. »Ich möchte Ihren Pass.«
    Fengs Miene verdüsterte sich. »Das meinen Sie doch nicht ernst.«
    »Geben Sie ihn mir.« Royce streckte die Hand aus.
    »Ich habe kein Verbrechen begangen.«
    »Das bleibt abzuwarten.«
    »Wollen Sie wirklich einen internationalen Zwischenfall provozieren?«
    »Einer mehr oder weniger macht auch nichts aus«, sagte Royce.
    »Ich will zur chinesischen Botschaft. Sofort.«
    »Erst der Pass, dann lasse ich Sie rüberfahren«, sagte Royce freundlich, sogar mit einem Lächeln.
    Widerwillig rückte Feng den Pass heraus. »Das ist empörend!«
    »Ja, das kann man wohl sagen«, erwiderte Royce. »Was wir bis jetzt hier gefunden haben, ist in der Tat empörend.«
    Als Feng und Royce hinausgingen, sagte Shaw: »Ich gehe rauf in Annas Büro.«
    »Shaw, wir haben bis jetzt nur die Leiche fortbringen lassen. Alles andere ist noch so wie zuvor. Das ist kein sonderlich schöner ...«
    »Ich weiß.«

Kapitel 57
    S haw nahm zwei Stufen auf einmal und folgte dem mit Teppichboden ausgelegten Gang bis zum Ende. Die Tür links stand offen. Shaw schloss die Augen und konzentrierte sich mit einiger Mühe auf die vor ihm liegende Aufgabe: alles zu finden, was ihn auf die Spur von Annas Mördern führen konnte.
    Shaw trat durch die Tür - und plötzlich wurde ihm eiskalt. Sein Blick schweifte durchs Büro, über die Bücher, den alten Schreibtisch und den Stuhl, auf dem er immer gesessen hatte, wenn er hier zu Besuch gewesen war. Mitten im Zimmer lag der kleine Orientteppich; Pflanzen standen in den Ecken, und Annas Sweater hing noch immer über dem Stuhl. Shaw berührte ihn behutsam. Seine professionelle Fassade drohte zusammenzustürzen, als er Annas Duft wahrnahm, den auch der Pulvergestank und die antiseptischen Dämpfe der Forensiker nicht hatten überlagern können.
    Seine Gefühle gerieten noch mehr in Aufruhr, als sein Blick zu den Fotos von ihm und Anna wanderte, die auf dem Regal hinter dem Schreibtisch standen. Annas Lächeln legte sich wie eine Last auf seine Seele und drohte ihn niederzudrücken.
    Als Shaw den Blick schließlich auf den Boden richtete, sah er Annas Blut, das ins Holz gesickert war. Er musste sich setzen. In den dunklen Blutflecken sah er gleichsam seine Vergangenheit, seine Gegenwart und sogar seine trostlose, einsame Zukunft. Wenn man jemandem sein Herz schenkte, war man nie wieder frei. Und man sollte sich auf so etwas wie das hier lieber vorbereiten ... nur dass es unmöglich war.
    Das zerbrochene Fenster war mit Tape geklebt worden. Shaw stand auf und schaute es sich an. Er sah die Kratzspuren von Annas Fingern am Fensterrahmen. Anna musste nur wenige Sekunden vom Sprung entfernt gewesen sein. Shaw schaute wieder zur Tür und den beiden Einschusslöchern dort. Mit geübtem Auge errechnete er die ungefähre Flugbahn der Geschosse. Sie mussten Anna tatsächlich mitten in die Brust getroffen haben, wie auf dem Video zu sehen war. Doch da die Tür geschlossen gewesen war, konnte der Schütze unmöglich gewusst haben, dass Anna hatte springen wollen.
    Es war ein Glücksschuss gewesen, schloss Shaw gequält.
    Anna war nach hinten ins Zimmer gefallen. Shaw kauerte sich hin und schaute sich die Blutflecken und die mit Tape markierten Umrisse der Ermordeten an. Von draußen hörte er die normalen Geräusche der Großstadt, hier drinnen jedoch herrschte

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