Die Kandidaten
Fitzgerald, der am
selben Tag wie er in die Kanzlei eingetreten war. Häufig
verglichen sie beim Mittagessen ihre Notizen oder tranken noch
etwas, bevor Fletcher abends mit dem Zug nach Hause fuhr.
Bald schon wurde der große, blonde Ire nach Ridgewood
eingeladen, um Annies unverheirateten Freundinnen vorgestellt
zu werden. Obwohl Fletcher wusste, dass Logan und er
Konkurrenten waren, beeinträchtigte das ihre Freundschaft
nicht; es schien die Verbindung zwischen ihnen sogar noch
stärker zu machen. Sie erlebten in ihrem ersten Jahr beide
kleinere Triumphe und Rückschläge und niemand in der Kanzlei
schien sagen zu können, wer von beiden zuerst zum Partner
aufsteigen würde.
Eines Abends stellten Fletcher und Logan bei einem Drink
fest, dass sie nun richtiggehend zur Kanzlei gehörten. In
wenigen Wochen würden neue Trainees auftauchen und sie
selbst würden eine Stufe höher rutschen und nicht länger die
Packesel spielen müssen. Sie hatten beide interessiert die
Lebensläufe jener Kandidaten studiert, die es in die engere Wahl
geschafft hatten.
»Was hältst du von den Bewerbern?«, wollte Fletcher wissen
und versuchte, dabei nicht überheblich zu klingen.
»Gar nicht übel«, erwiderte Logan und bestellte das übliche
Light-Bier für Fletcher. »Mit einer Ausnahme – dieser Typ aus
Stanford. Es ist mir schleierhaft, wie er es in die engere Wahl
geschafft hat.«
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»Ich habe gehört, er sei Bill Alexanders Neffe.«
»Tja, das mag ja ein guter Grund sein, ihn in die engere Wahl
zu ziehen, aber es ist kein Grund, ihm auch noch eine Stelle
anzubieten. Ich denke nicht, dass wir ihn wiedersehen werden«,
sagte Logan. Ȇbrigens kann ich mich nicht einmal mehr an
seinen Namen erinnern.«
*
Nat gehörte zu den drei jüngsten Mitarbeitern bei Morgan. Sein
unmittelbarer Vorgesetzter war der achtundzwanzigjährige
Steven Ginsberg, und dessen Stellvertreter Adrian Kenwright
hatte soeben seinen sechsundzwanzigsten Geburtstag gefeiert.
Die drei kontrollierten einen Fonds von über einer Million
Dollar.
Da die Devisenmärkte in Tokio öffneten, wenn die meisten
zivilisierten Amerikaner gerade zu Bett gingen, und in Los
Angeles schlossen, wenn die Sonne nicht länger über dem
amerikanischen Kontinent erstrahlte, musste einer aus dem
Team rund um die Uhr Dienst schieben. Steven gab Nat nur
einmal nachmittags frei, damit er zugegen sein konnte, als Su
Ling ihren Doktortitel in Harvard erhielt und selbst da musste er
die anschließende Feier vorzeitig verlassen, damit er ein
dringendes Telefonat führen und erklären konnte, warum die
italienische Lira sich auf den Weg in den Keller machte.
»Nächste Woche um diese Zeit könnten in Italien die
Kommunisten regieren«, sagte Nat. »Darum sollten Sie jetzt in
Schweizer Franken umtauschen. Und stoßen Sie alle Pesetas
oder Pfund Sterling ab, denn dort regieren die Sozialisten und
die werden als Nächste unter Druck geraten.«
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»Was ist mit der deutschen Mark?«
»Behalten Sie die Mark, diese Währung wird so lange
unterschätzt werden, wie die Berliner Mauer steht.«
Obwohl die beiden älteren Mitglieder ihrer Gruppe sehr viel
mehr Erfahrung in der Finanzwelt hatten als Nat und sie bereit
waren, ebenso hart wie er zu arbeiten, erkannten sie neidlos an,
dass Nat aufgrund seines politischen Riechers einen Markt
schneller analysieren konnte als sonst jemand, mit dem sie –
oder gegen den sie – je gearbeitet hatten.
An dem Tag, als alle Welt Dollar verkaufte und in Pfund
investierte,
verkaufte
Nat
sofort
Pfund
auf
dem
Devisenterminmarkt. Acht Tage lang hatte es den Anschein, als
ob er ein Vermögen verloren hätte und seine Kollegen liefen im
Flur rasch an ihm vorbei, ohne ihm in die Augen zu schauen.
Einen Monat später boten ihm sieben andere Banken eine Stelle
mitsamt einer beträchtlichen Gehaltserhöhung an.
Nat erhielt zum Jahresende einen Bonus von achttausend
Dollar und beschloss, dass die Zeit gekommen war, sich auf die
Suche nach einer Geliebten zu machen.
Er erzählte Su Ling nichts von dem Bonus oder der Geliebten,
da sie vor kurzem eine Gehaltserhöhung von neunzig Dollar pro
Monat erhalten hatte. Was die Geliebte betraf, hatte er eine
bestimmte Dame im Auge, an der er jeden Morgen auf dem
Weg zur Arbeit vorbeikam. Und sie saß immer noch im Fenster
an der Straßenecke, wenn er abends nach SoHo zurückkehrte.
Mit jedem Tag, der verstrich, schenkte er der Dame, die ein
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