Die Kandidaten
Timing.
Wenn Sie den Aufzug in den elften Stock nehmen, kann Mr
Higgs Sie jetzt empfangen.«
»Danke«, sagte Fletcher, verließ den Raum, trat in den Aufzug
und drückte den Knopf für das Erdgeschoss.
Matt Cunliffe rollte das Toilettenpapier auf, als das Telefon
klingelte.
»Mr Higgs ist in der Leitung«, meldete seine Sekretärin.
»Sagen Sie ihm, ich stehe jetzt nicht zur Verfügung.« Matt
lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und zwinkerte Fletcher zu.
»Er lässt fragen, wann Sie zur Verfügung stehen.«
»Nicht vor Schalterschluss am Freitag.«
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26
FLETCHER KONNTE SICH NICHT ERINNERN, dass ihm je
ein Mensch vom ersten Moment an so missfallen hatte. Und die
näheren Umstände trugen auch nicht zur Verbesserung der Lage
bei.
Der Seniorpartner hatte Fletcher und Logan gebeten, auf eine
Tasse Kaffee in sein Büro zu kommen – an sich schon höchst
ungewöhnlich. Als sie eintraten, wurde ihnen einer der neuen
Trainees vorgestellt.
»Ich darf Ihnen Ralph Elliot präsentieren«, waren Bill
Alexanders erste Worte.
Fletcher wunderte sich, warum Alexander von den beiden
erfolgreichen Bewerbern ausgerechnet Elliot besonders
hervorhob. Er fand es schnell heraus.
»Ich habe beschlossen, in diesem Jahr selbst einen Trainee
auszubilden. Ich möchte den Kontakt zur nächsten Generation
nicht verlieren und da Ralphs Noten in Stanford außerordentlich
gut waren, schien er mir die geeignete Wahl.«
Fletcher erinnerte sich, wie ungläubig Logan darauf reagiert
hatte, dass Alexanders Neffe es in die engere Wahl geschafft
hatte. Sie waren beide zu dem Schluss gekommen, dass Mr
Alexander sämtliche Einwände der anderen Partner verworfen
haben musste.
»Ich hoffe, Sie werden Ralph mit offenen Armen willkommen
heißen.«
»Natürlich«, sagte Logan. »Warum schließen Sie sich uns
nicht zum Mittagessen an?«
»Gern, ich denke, das kann ich einrichten«, erwiderte Elliot,
als ob er ihnen einen Gefallen erweisen würde.
Beim Mittagessen ließ Elliot keine Gelegenheit aus, sie daran
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zu erinnern, dass er der Neffe des Seniorpartners war.
Unausgesprochen lag in der Luft, dass er Fletchers und Logans
Aufnahme als Partner in die Kanzlei hinauszögern konnte,
sollten sie ihm jemals in die Quere kommen.
»Er erzählt gerade jedem, der zuhört, dass er der Erste sein
wird, der in weniger als sieben Jahren zum Partner ernannt
wird«, teilte Fletcher Logan einige Tage später bei einem Drink
mit.
»Weißt du, er ist dermaßen gerissen, dass es mich nicht
überraschen würde, wenn er das tatsächlich durchzieht«,
erwiderte Logan lapidar. »Wie ist er nur Studentenvertreter der
UConn geworden, wenn er jedem so droht wie uns?«
»Vielleicht hat es keiner gewagt, sich ihm entgegenzustellen.«
»Hast du es auf diese Weise geschafft?«, scherzte Logan.
»Woher weißt du?« Fletcher tat empört. Der Barkeeper
sammelte ihre Gläser ein.
»Ich habe deinen Lebenslauf studiert, als ich in die Firma
aufgenommen wurde. Erzähl mir nicht, du hättest nicht dasselbe
getan.«
»Natürlich habe ich das«, gab Fletcher zu. »Ich weiß, dass du
Schachmeister von Princeton warst.« Die beiden lachten. »Ich
muss los, sonst verpasse ich den Zug. Und Annie könnte sich
fragen, ob es eine andere Frau in meinem Leben gibt.«
»Ich beneide dich«, sagte Logan leise.
»Wie meinst du das?«
»Wie gut deine Ehe funktioniert. Es würde Annie keine
Sekunde lang in den Sinn kommen, dass du eine andere Frau
auch nur ansiehst.«
»Ich habe viel Glück gehabt«, gab Fletcher zu. »Vielleicht hast
du eines Tages ja auch so viel Glück. Meg vom Empfang kann
ihren Blick nicht von dir wenden.«
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»Welche ist Meg?«, fragte Logan, als Fletcher schon auf dem
Weg zur Garderobe war.
Nach nur wenigen Metern auf der Fifth Avenue entdeckte
Fletcher Ralph Elliot, der sich ihm näherte. Rasch versteckte er
sich in einem Hauseingang und wartete, bis Elliot vorbei war.
Dann trat er in den beißend kalten Wind hinaus, der Ohrschützer
erforderlich machte, auch wenn man nur einen Häuserblock weit
gehen musste. Er langte in die Tasche nach seinem Schal, aber
der war nicht da. Fletcher fluchte. Er musste ihn in der Bar
gelassen haben. Er würde ihn am nächsten Tag einsammeln.
Dann fluchte er erneut, als ihm einfiel, dass Annie ihm den
Schal zu Weihnachten geschenkt hatte. Er drehte sich um und
ging zurück.
Wieder in der Bar fragte er die Gardrobiere, ob sie einen roten
Wollschal gesehen
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