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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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eingetroffen war, ließ man
    ihn am Empfang warten unter dem Vorwand, der Partner, dessen
    Unterschrift erforderlich war, sei noch nicht vom Mittagessen

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    zurückgekehrt. Das überraschte Fletcher, denn der betreffende
    Partner, Mr Higgs, hatte das Treffen ja selbst für dreizehn Uhr
    anberaumt und Fletcher hatte sein eigenes Mittagessen ausfallen
    lassen, um auch ja nicht zu spät zu kommen.
    Während Fletcher im Empfangsbereich wartete, las er die
    Vereinbarung durch und machte sich mit deren Bedingungen
    vertraut.
    Nachdem man sich auf ein Übernahmeangebot geeinigt hatte,
    hatte die Frage der Ausgleichszahlung im Raum gestanden und
    es hatte einige Zeit gedauert, bevor beide Seiten sich auf eine
    Summe hatten einigen können.
    Um 13 Uhr 15 sah Fletcher zur Empfangsdame, die
    entschuldigend blickte und ihm eine zweite Tasse Kaffee anbot.
    Fletcher dankte ihr. Schließlich war es nicht ihr Verschulden,
    dass man ihn warten ließ. Doch als er die Vereinbarung ein
    zweites Mal durchgelesen und drei Tassen Kaffee getrunken
    hatte, kam er zu dem Schluss, dass Mr Higgs entweder sehr
    unhöflich oder sehr unfähig war.
    Fletcher sah wieder auf seine Uhr. Es war 13 Uhr 35. Er
    seufzte und fragte die Empfangsdame, ob er den Waschraum
    benützen dürfe. Sie zögerte kurz, dann zog sie einen Schlüssel
    aus ihrem Schreibtisch. »Der Waschraum für leitende
    Angestellte ist einen Stock höher«, sagte sie zu ihm. »Er ist
    eigentlich nur für die Partner und ihre wichtigsten Mandanten.
    Falls Sie jemand fragt, sagen Sie bitte, Sie seien ein Mandant.«
    Der Waschraum war leer und da er die Empfangsdame nicht in
    Misskredit bringen wollte, schloss sich Fletcher in den
    hintersten Kubus ein. Er zog gerade den Reißverschluss seiner
    Hose auf, als zwei Männer hereinkamen. Einer davon klang, als
    käme er gerade von einem ausgedehnten Mittagessen zurück,
    bei dem nicht nur Wasser als Getränk gereicht worden war.

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    Erste Stimme: »Tja, ich bin froh, dass das erledigt ist. Nichts
    gefällt mir besser, als Alexander Dupont & Bell über den Tisch
    zu ziehen.«
    Zweite Stimme: »Sie haben irgendeinen Boten mit der
    Vereinbarung geschickt. Ich habe Millie angewiesen, ihn am
    Empfang warten zu lassen. Er soll ruhig ein wenig ins
    Schwitzen kommen.«
    Fletcher zog einen Stift aus seiner Jackentasche und rollte
    vorsichtig das Toilettenpapier auf.
    Erste Stimme, lachend: »Worauf habt ihr euch geeinigt?«
    Zweite Stimme: »Das ist die gute Nachricht. Auf 1325000
    Dollar – und das ist weitaus mehr als wir erwartet hatten.«
    Erste Stimme: »Der Mandant ist sicher entzückt.«
    Zweite Stimme: »Mit ihm habe ich gerade zu Mittag gegessen.
    Er hat eine Flasche 1952er-Château Lafitte spendiert –
    schließlich haben wir ihm anfangs gesagt, er könne eine halbe
    Million erwarten und damit hätte er sich auch gern begnügt, aus
    nahe liegenden Gründen.«
    Erste Stimme, noch humoriger: »Arbeiten wir auf
    Erfolgshonorarbasis?«
    Zweite Stimme: »Allerdings. Wir bekommen fünfzig Prozent
    von allem, was eine halbe Million übersteigt.«
    Erste Stimme: »Dann streicht die Kanzlei also die hübsche
    Summe von 417500 Dollar ein. Aber was meinst du mit ›nahe
    liegenden Gründen‹?«
    Ein Wasserhahn wurde aufgedreht. »Unser größtes Problem
    war die Bank des Mandanten – die Firma steht derzeit mit
    720000 Dollar in der Kreide und wenn bis Schalterschluss am
    Freitag nicht die volle Summe einbezahlt wird, droht die Bank
    mit Zahlungsunfähigkeit. Und das würde bedeuten, dass wir
    nicht einmal …« – der Wasserhahn wurde abgedreht – »… die

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    ursprünglich ins Auge gefassten 500000 Dollar bekämen. Und
    das nach monatelangen zähen Verhandlungen.«
    Zweite Stimme: »Nur eines ist dabei wirklich schade.«
    Erste Stimme: »Und das wäre?«
    Zweite Stimme: »Wir können diesen Snobs von Alexander
    Dupont & Bell nicht sagen, dass sie keine Ahnung vom Pokern
    haben.«
    Erste Stimme:»Stimmt, aber ich denke, ich erlaube mir noch
    einen Spaß mit« … – eine Tür öffnete sich – … »ihrem
    Botenjungen.« Die Tür schloss sich.
    Fletcher rollte das Toilettenpapier auf und steckte es in seine
    Jackentasche.
    Er verließ den Kubus und wusch sich rasch die Hände, bevor
    er hinausschlich und über die Feuertreppe ein Stockwerk tiefer
    eilte. Im Empfangsraum gab er den Waschraumschlüssel zurück.
    »Danke«, sagte die Empfangsdame. In diesem Augenblick
    klingelte das Telefon. Sie lächelte Fletcher an. »Gutes

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